
Teilzeit-Debatte: Familienverband fordert differenzierten Blick
In der aktuellen Diskussion über Teilzeitarbeit fordert der Katholische Familienverband Österreichs eine differenzierte Betrachtung und spricht sich für begleitende Maßnahmen aus. Anlass ist der Vorstoß von Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer, der Teilzeitbeschäftigung unattraktiver machen will und Kritik an "Lifestyle-Teilzeit" übte. Von der Kritik ausgenommen sind dabei ausdrücklich Personen mit Betreuungspflichten. "Wir freuen uns sehr, dass Care-Arbeit gesehen und respektiert wird", erklärte dazu die Vizepräsidentin des Familienverbands, Barbara Fruhwürth, in einer Aussendung am Mittwoch.
Teilzeitarbeit stelle zudem eine "Erfolgsgeschichte" und "zentrales Vereinbarkeitsinstrument" dar, auch für Väter. Wenn beide Elternteile ihre Erwerbsarbeit etwas reduzierten, ermögliche das "eine partnerschaftliche Aufteilung innerhalb der Familie sicherzustellen", führte Fruhwürth aus.
Fruhwürth verwies dabei auf eine bereits 2020 durchgeführte Umfrage des Verbands, wonach der Hauptgrund für Teilzeitarbeit nicht fehlende Kinderbetreuung sei, "sondern die Tatsache, dass 74 Prozent der befragten teilzeitarbeitenden Eltern Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten". (Link: www.familie.at/teilzeit)
Teilzeitarbeit bedeute zudem nicht automatisch weniger Leistung, betonte die Vizepräsidentin und rekurrierte auf die gesellschaftlich wichtige Rolle des Ehrenamts, die ebenfalls in der Debatte berücksichtigt werden sollte. Zudem sei Teilzeit nicht gleich Teilzeit, gab Fruhwürth zu bedenken: "Es ist ein Unterschied, ob jemand acht oder 30 Stunden pro Woche erwerbstätig ist. Beides ist Teilzeit." Weiters erinnerte die Vizepräsidentin, daran, dass Österreich zwar mit durchschnittlich 1.443 geleisteten Arbeitsstunden unter dem EU-Durchschnitt von 1.570 Stunden pro Jahr liegt, "befindet sich aber - trotz hoher Teilzeitquote - im soliden Mittelfeld der EU-Staaten".
Handlungsbedarf bemerkte die Familienverbands-Vizepräsidentin auch im Jugendbereich: "Rund zehn Prozent der Jugendlichen im erwerbsfähigen Alter sind in Österreich arbeitslos, besonders betroffen davon ist Wien". Ein "verschwendetes Potential", betonte Fruhwürth, da diese Arbeitskräfte später am Arbeitsmarkt fehlten und es sei "eine persönliche Tragödie, wenn junge Menschen sich nicht gebraucht fühlen". Erforderlich seien hier ebenfalls Maßnahmen, um die Zahl der geleistete Arbeitsstunden in Österreich zu erhöhen und gezielt Nachwuchskräfte für Mangelberufe auszubilden.
Quelle: kathpress