
Brauchtum: Kräutersegnungen zu Mariä Himmelfahrt
In vielen Pfarren werden am 15. August - dem "Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel" (volkstümlich "Mariä Himmelfahrt") - heilende Kräuter gesegnet. Der Brauch geht auf die Legende zurück, dass aus dem Grab in dem Augenblick, in dem Maria in den Himmel aufgenommen wurde, ein wunderbarer Duft wie von Kräutern und Blumen entwichen sein soll. Eine andere Legende erzählt, dass die Jünger Jesu im Grab Mariens nicht mehr den Leichnam, sondern nur mehr Blüten und Kräuter vorfanden. Besondere Festgottesdienste mit Kräutersegnungen werden etwa im Marienwallfahrtsort Mariazell und der Wallfahrtskirche Mariapfarr gefeiert. Tradition hat auch die Marienschiffsprozession am Wörthersee, die heuer zum 71. Mal stattfindet.
Zur Segnung bringen Gläubige - je nach Region - Sträuße aus sieben, neun, zwölf oder mehr verschiedenen Pflanzen, darunter Johanniskraut, Wermut, Beifuß, Schafgarbe, Königskerze, Kamille, Thymian, Baldrian oder Eisenkraut. "Die Kräuterweihe ist dabei oft ein zentrales Element", erläutert Christine Drexler, Liturgiereferentin der Diözese Innsbruck. Streng genommen handle es sich um eine Segnung, doch der Begriff "Weihe" habe sich umgangssprachlich eingebürgert, so Drexler.
Die gesegneten Kräuter gelten als Schutzzeichen für Haus und Familie und werden teils noch im sogenannten Herrgottswinkel aufgehängt, wo sie gegen Krankheiten, Gewitter, Blitzschlag und Unheil helfen sollen. Oftmals werden auch zerriebene Blätter kranken Tieren ins Futter gemischt. Kirchengeschichtlich lässt sich dieses bis heute lebendige Brauchtum bis ins 5. Jahrhundert zurückverfolgen.
Festgottesdienste
Neben zahlreichen Festgottesdiensten finden zu Mariä Himmelfahrt traditionsreiche Prozessionen statt, darunter die Marienschiffsprozession am Wörthersee. Die Predigt hält in diesem Jahr der Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz. Neu ist heuer eine inszenierte Lichtprojektion unter dem Motto "Lichtvolle Gedanken" bei der Schiffsanlegestelle in Maria Wörth. Anstelle von Feuerwerk werden mittels Beamer Worte wie Friede, Glaube, Liebe, Hoffnung, Demut und Wir stimmungsvoll auf die Marienkirche projiziert.
Bischof Marketz feiert am 15. August zuvor um 9.30 Uhr das Hochamt in der Basilika Maria Luggau, gefolgt von einer Prozession. Die Kräutersegnung findet am Vortag (14. August) um 18 Uhr statt. Im Klagenfurter Dom feiert Dompfarrer Peter Allmaier um 10 Uhr das Hochamt. Im Dom zu Gurk lädt Stiftspfarrer Gerhard Christoph Kalidz um 10 Uhr zum Festgottesdienst mit Kräutersegnung im Rahmen der traditionellen Trachtenwallfahrt der Gurker Bänderhutfrauen. Nach der Heiligen Messe gibt es die Möglichkeit, den Augensegen zu empfangen.
In Salzburg feiert Erzbischof Franz Lackner um 10 Uhr im Dom den Festgottesdienst zu Mariä Himmelfahrt. Im Wiener Stephansdom beginnt um 10.15 Uhr eine Messe mit Caritas-Europa-Präsident Michael Landau (Live-Übertragung via "radio klassik Stephansdom"). Der Gottesdienst aus dem Dom St. Nikolaus in Feldkirch wird um 10 Uhr in ORF III und den Regionalradios übertragen.
In der Steiermark feiert Bischof Wilhelm Krautwaschl um 10 Uhr im Wallfahrtsort Maria Fatima eine Messe mit Kräuter- und Glockensegnung zum 70. Kirchweihjubiläum. Bischof Alois Schwarz aus St. Pölten leitet um 10 Uhr im Marienwallfahrtsort Mariazell eine "Hoffnungsmesse". Am Vorabend findet dort um 20.30 Uhr eine Lichterprozession statt.
In Tirol ist Mariä Himmelfahrt seit 1959 auch offizieller Landesfeiertag in Erinnerung an die Befreiung Tirols 1809 von der bayrisch-französischen Besatzung. Andreas Hofer sprach damals sein Dankgebet zur Muttergottes und zog am 15. August als Oberkommandant feierlich in Innsbruck ein. In Tirol beginnt der Landesgottesdienst um 9.00 Uhr in der Jesuitenkirche Innsbruck, zelebriert vom Wiltener Abt Leopold Baumberger. Im Anschluss an das Hochamt werden verdiente Persönlichkeiten aus Tirol und Südtirol geehrt.
Marienfest in der orthodoxen Kirche
Auch in den orthodoxen Kirchen wird am 15. August das Marienfest gefeiert. Der Akzent wird aber etwas anders gesetzt als in den Westkirchen. So heißt das Fest "Maria Entschlafung". Während in der westlichen Tradition die (triumphale) leibliche Aufnahme (Himmelfahrt) Marias in den Himmel dominiert, ist auf den orthodoxen Ikonen die von den Aposteln umgebene Maria auf dem Sterbebett zu sehen. Dahinter befindet sich Christus, der die Seele seiner Mutter empfängt.
Fest seit Antike, Dogma seit 1950
Der "Tag der Gottesmutter Maria" ist bereits für die Mitte des 5. Jahrhunderts bezeugt. Papst Pius XII. (1939-1958) erklärte im Jahr 1950 - nach einer Befragung aller Bischöfe der katholischen Weltkirche - die "leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel" als bislang letztes katholisches Dogma. Der Pacelli-Papst hatte damit eine seit vielen Jahrhunderten von Theologie und Volksfrömmigkeit bezeugte Glaubenslehre feierlich proklamiert.
In Liturgie, Theologie und Volksfrömmigkeit wird Maria am 15. August einerseits als "Mutter" dargestellt - Mutter Jesu und Mutter der Menschen -, andererseits aber auch als "Urbild des Glaubens" und "Vorbild der Kirche".
Quelle: kathpress