
Schulstartpakete der Caritas helfen Familien gegen Teuerung
Der bevorstehende Schulbeginn ist für viele Familien nicht zuletzt wegen der Teuerung eine enorme finanzielle Belastung. Mehr als 2.200 Euro muss eine Familie laut Caritas pro Schuljahr und Kind aufbringen - für Menschen, die an oder unter der Armutsgrenze leben, sei das schlicht nicht leistbar, machte der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner zum Auftakt der Schulstartaktion der Hilfsorganisation am Montag aufmerksam. Um Familien in Not zu unterstützen, können in den carla-Shops der Caritas Schultaschen oder Stifte, aber auch Kinderkleidung und Schreibtische günstig erworben werden. Bildungschancen dürften nicht vom Einkommen der Eltern abhängen, betonte Schwertner vor Medienvertretern im "carla Mittersteig" in Wien und richtete auch bildungspolitische Forderungen an die Regierung.
Dass der Kauf von Schulmaterialien Familien trotz staatlicher Unterstützungen und Hilfsprogrammen schnell an ihre finanziellen Grenzen bringe, zeige die stetig steigende Nachfrage bei der Schulstartaktion, sagte Schwertner. Bildung werde für Familien mit geringen Einkommen immer mehr zur "finanziellen Zerreißprobe". Da der Bedarf die Nachfrage übersteigt, bittet die Caritas auch weiterhin um Sachspenden für die Schulstartaktion. "Meine dringende Bitte ist: Bringen Sie uns in den nächsten Tagen und Wochen gut erhaltene Schulsachen an den carla-Standorten vorbei", appellierte Direktor Schwertner.
Bildung sei die beste Armutsprävention, betonten Schwertner und Martina Polleres-Hyll, die Leiterin der Bildungsangebote der Caritas der Erzdiözese Wien. Ein Drittel der Personen, die maximal über einen Pflichtschulabschluss verfügen, sei armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Immer noch entscheide in Österreich aber oft der soziale Hintergrund und das Einkommen der Eltern stärker über den Bildungsweg als Talente oder der Fleiß von Kindern. Auch bezahlte Nachhilfe könnten sich viele Familien nicht leisten.
"Wir müssen alles unternehmen, dass gerade Kinder mit nicht deutscher Muttersprache stark gefördert werden, dass Kinder aus einkommensschwachen Familien die entsprechende Unterstützung erhalten, dass sie ihre Talente zum Ausdruck bringen können", forderte Schwertner.
Freiwillige für Lerncafes gesucht
Der "größer werdenden Bildungsschere" versucht die Caritas unter anderem durch Projekte wie die österreichweit bereits 74 Lerncafés, wo kostenlos Lern- und Nachmittagsbetreuung geboten wird, oder "FREI.Spiel", bei dem Freiwillige direkt in Schulen und Kindergärten mit Schülerinnen und Schülern lernen und die Lehrkräfte vor Ort unterstützen, entgegenzuwirken. Auch hier ist der Bedarf groß, für beide Projekte sucht die Caritas dringend zusätzliche freiwillige Lernhelferinnen und Lernhelfer. Mehr als 860 Kinder stehen auf der Warteliste der Lerncafés, bei "FREI.Spiel" warten aktuell 86 Bildungsstandorte auf freie Kapazitäten.
In den Lerncafés und bei "FREI.Spiel" erhielten benachteiligte Kinder jene individuelle Unterstützung, die im Schulalltag oft nicht möglich ist, schilderte Polleres-Hyll. 96 Prozent der betreuten Kinder gelingt es so, das Schuljahr positiv abzuschließen. Entscheidend sei dabei nicht nur Lernunterstützung, sondern vor allem auch emotionale Unterstützung, so die Caritas-Expertin. "Die Kinder erleben Zugehörigkeit, soziale Teilhabe und diese Aspekte sind für viele der Kinder mindestens genauso wichtig wie eine fachliche Betreuung." Viele Kinder stünden in Sachen Schule unter psychischem und sozialem Druck, erklärte Polleres-Hyll. "Es braucht hier einen ganz besonderen Fokus auf emotionale Unterstützung, die leider im regulären Schulalltag nur sehr selten geleistet werden kann."
Investitionen in Bildung statt Sparmaßnahmen
Caritasdirektor Schwertner zeigte sich überzeugt, dass angesichts der "nicht neuen, aber sich verschärfenden" Herausforderungen weitere Reformen im Bildungsbereich notwendig sind. Die neue Bundesregierung habe sich hier viele Ziele gesteckt, viele Maßnahmen stünden aber unter Budgetvorbehalt. "Wir sind überzeugt: Gerade im Bildungsbereich braucht es Investitionen und nicht Sparmaßnahmen", betonte Schwertner.
Neben der Kindergrundsicherung und dem flächendeckenden Ausbau frühkindlicher Förderung samt verpflichtendem zweitem Kindergartenjahr fordert die Caritas in der aktuellen Situation vor allem mehr Pädagoginnen und Pädagogen für die Schulen. "Rund 30 Prozent der Lehrkräfte gehen in den kommenden Jahren in Pension, während die Zahl der schulpflichtigen Kinder weiter steigt. Ohne mehr Ressourcen, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Begleitung für potenzielle Quereinsteige wird es nicht gehen", sagte Schwertner.
Ausdrücklich plädiert die Hilfsorganisation auch für zusätzliche Fachkräfte für die Sprachförderung in den Klassen - und zwar aus Caritassicht "sinnvoller" direkt im Regelunterricht anstatt im kritisierten Modell der Deutschförderklassen. Dringend umgesetzt sehen will die Caritas zudem einen bundesweiten Chancenindex, also Kriterien, nach denen Schulstandorte mit besonderen Herausforderungen auch entsprechend mehr finanzielle Mittel zugewiesen bekommen. "Der Wille ist da, so mein Eindruck, aber das Gesetz fehlt nach wie vor", rief Schwertner zum Handeln auf.
(Informationen zur "Caritas-Schulstartaktion" unter: www.carla-wien.at; Kontakt für Freiwillige bei Lerncafes oder "FREI.Spiel": freiwillig@caritas-wien.at)
Quelle: kathpress