
Kirchenvertreter: "Beim Thema Asyl die Menschenrechte nicht aufweichen"
Auf einen klaren kirchlichen Kurs beim Thema Flucht und Asyl pochen Vertreterinnen und Vertreter des Wiener "Pfarrnetzwerks Asyl". Gegen die in den letzten zehn Jahren spürbare "Verrohung der Sprache", der auch eine immer rigidere Politik gefolgt sei, gelte es ebenso als Christen die Stimme zu erheben, wie gegen eine Aufweichung von Menschenrechten: "Für Christen gibt es eigentlich keinen anderen Zugang als Menschlichkeit, wenn man die Evangelien als Norm für das eigene Handeln heranzieht. Alles andere wäre ein Verrat am Auftrag Jesu", sagte der Leiter des Bereichs "Christsein.Christwerden" im Pastoralamt der Erzdiözese Wien, Daniel Vychytil, in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Furche" (21. August).
Das Asylrecht sei ein Menschenrecht - wenn man das beiseite schiebe, verschiebe sich Wesentliches im gesamten Rechtsstaat, so Vychytil weiter: "Dann werden mit der gleichen Argumentation nach und nach auch anderen Gruppen, ihre Rechte genommen und unsere Freiheitsrechte eingeschränkt werden. Auch darum ist es so zentral, beim Thema Asyl die Menschenrechte nicht aufzuweichen."
Ähnlich auch der ebenfalls im "Pfarrnetzwerk Asyl" tätige Pfarrgemeinderat der Wiener Pfarre St. Johann Nepomuk, Heinz Weinrad: "Das Evangelium, mit seiner Option für die Armen, ist ganz eindeutig politisch. Wenn ich das ernst nehme, muss ich den Mund aufmachen, sonst funktioniert es nicht. Ich muss sagen können, wenn an der EU-Grenze systematisch Gesetze gebrochen werden, ob das nun der kroatischen Regierung gefällt oder nicht."
Und die frühere Pastoralassistentin und ebenso im Netzwerk aktive Roswitha Feige ergänzte, dass das Thema Flucht und Asyl Österreich auch 10 Jahre nach der großen Flüchtlingsbewegung von 2015/2016 weiterhin befassen werde: "Es wird in Zukunft befürchte ich ein noch viel größeres Thema werden, denn jeder macht jetzt die Grenzen zu und versucht die Menschen zurückzuschicken. Und da ist unser Netzwerk sicher auch in Zukunft gefragt."
15 Jahre "Pfarrnetzwerk Asyl"
Im "Pfarrnetzwerk Asyl" haben sich knapp 20 Einrichtungen und Pfarren aus Wien und Niederösterreich zusammengeschlossen, um gemeinsam im Bereich der Themenfelder Flucht, Asyl, Integration und Partizipation aktiv zu werden. Zu den Aktivitäten des Netzwerkes gehört u.a. die Organisation von Informationstreffen und -abenden zu diesen Themen, die Durchführung von Wallfahrten wie der "Romaria" oder des "Flüchtlingskreuzweges" sowie ein monatlich veranstaltetes "Gebet für Gerechtigkeit und Frieden" in der Kapelle der Wiener Jesuitenkirche.
Am 27. September feiert das Netzwerk sein 15-jähriges Bestehen mit einem Festgottesdienst und einem Festakt. Den Auftakt bildet ein ökumenischer Gottesdienst mit Weihbischof Franz Scharl und dem evangelischen Pfarrer Johannes Modeß in der Kirche St. Florian (15.30 Uhr, Wiedner Hauptstraße 97, 1050 Wien). Um 17 Uhr folgt die Präsentation einer Festschrift, zu der u.a. Grußworte von Katharina Renner (Katholische Aktion Österreich), Lukas Gahleitner-Gertz (Asylkoordination), Christoph Riedl (Diakonie), Klaus Schwertner (Caritas) und anderen erwartet werden. Am Abend findet schließlich ab 19.30 Uhr ein Podiumsgespräch mit der Wiener Theologin und Migrationsforscherin Prof. Regina Polak und Lukas Gahleitner-Gertz in der Pfarrgemeinde statt. (Infos und Anmeldung: https://pfarrnetzwerkasyl.at/wp/)
Quelle: kathpress