
Petrik: Migration als Chance für Gesellschaft begreifen lernen
Migration ist eine reale Herausforderung für die Gesellschaft, die zugleich aber bei entsprechend reflektiertem Umgang eine Bereicherung darstellt. Das hat die Generalsekretärin der Katholischen Aktion Österreichs (KAÖ), Regina Petrik, bei einem Vortrag am Freitag in Kärnten betont. "Migration bedeutet Veränderung für eine Gesellschaft" - diese konstruktiv zu gestalten sei nur durch offene Kommunikation auch über vorhandene Ängste und zugleich durch "Begegnung, Begegenung, Begegnung" und einen dialogischen "Beziehungsaufbau" möglich. Für Christinnen und Christen "gibt es keine Alternative, als dem Nächsten zu helfen", sagte Petrik in ihrem Vortrag am zweiten Tag der Internationalen Sommertagung des Katholischen Akademikerverbands im Kärntner Bildungshaus Sodalitas.
Die Herausforderung bestehe konkret darin, dass es bis zu sieben verschiedene, gleichzeitig ablaufende Phasen des Umgangs mit Migration gebe. Diese reichten von Angst und Ablehnung über eine Phase des Aushandelns und Arrangierens mit den neuen Realitäten bis hin zur Akzeptanz der Migrantinnen und Migranten. So wünschenswert es ist, bis zu dieser Akzeptanz zu gelangen, so wichtig sei es auch, Ängste in der Bevölkerung nicht kleinzureden, sondern zuzulassen und ihnen Raum zu geben. Schließlich trage Migration dazu bei, dass sich "das öffentliche Leben sichtbar verändert" und die Unterschiede sichtbar werden, so Petrik. Ein reflektierter Umgang mit Migration stelle daher auch keine "verniedlichende Multi-Kulti-Botschaft" dar, sondern ziele auf Lernprozesse, "Diversität anzunehmen, zu verstehen und dann auch zu nutzen", so die Generalsekretärin und frühere burgenländische Grünen-Politikerin.
Auch ein realistischer Blick auf tatsächliche Fluchtmotive und dahinter stehende Abhängigkeits- und Herrschaftsverhältnisse und ein bewussterer Umgang mit der Sprache, in der über Migration und Migranten etwa in Medien gesprochen wird, könne dazu beitragen, das Verständnis zu erhöhen. "Wir bedürfen also eines kompetenten Umgangs mit unseren Gefühlen, nicht das Absprechen derselben. Jedes Gefühl ist zulässig, aber es muss reflektiert werden, auf seine realen Ursachen hin abgeklopft werden. Hier geht es um Ängste genauso wie um Projektionen, Vorurteile, Neid und Hass." Schließlich seien Gefühle zwar "Privatsache" - aber in ihrer Wirkung oftmals "öffentlich und politisch", erinnerte Petrik.
Quelle: kathpress