
Leerstand: Glettler für engere Kooperation von Kirche und Gemeinden
Für eine engere Kooperation von Kirchen und Gemeinden im Kampf gegen Leerstand und verödende Ortskerne hat sich der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler ausgesprochen. Die katholische Kirche besitze 60 Prozent aller denkmalgeschützten Gebäude in Österreich - zahlreiche davon in Ortskernen; und nicht wenige seien aus baulichen oder seelsorglichen Gründen nicht mehr nutzbar. Entsprechend bestehe hier das Potenzial, durch "innovative und mutige Kooperationen" etwas zum Wohl der Menschen vor Ort zu machen und an gemeinsamen Nutzungskonzepten zu arbeiten, sagte Glettler bei einem Vortrag im Rahmen der "Kommunalen Sommergesprächen" am Freitag in Bad Aussee.
Der Beitrag der Kirchen und Religionsgemeinschaften "zu sozialen Zusammenhalt" sei unbestritten - und indem diese "ihre Türen öffnen" und offen werden für neue Formen der Zusammenarbeit, könne eine Dorfgemeinschaft davon ebenso profitieren wie eine Glaubensgemeinschaft. "Schließlich sind Kirchen mehr als Traditionsvereine. Es geht um lebendige Tradition im Hier und Jetzt" - und diese könne sich in Kooperationen bewähren. Dies bedeute nicht, die Trennung von Staat auszuhebeln, fügte Glettler hinzu - aber "angesichts der zahlreichen Krisen können wir uns kein Gegeneinander leisten".
Gemeinsam könne man sich etwa beim Blick in die Ortskerne fragen, "ob diese nach Zukunft schmecken" - oder ob sie sterbende, von Verlustängsten geprägte Orte seien. Chancen böten laut Glettler alle Initiativen, die Menschen in den Gemeinden einen Raum böten, die es sonst "schwer haben" - Alte, Kranke, Kinder, von Sorgen geplagte Menschen. Hier seien Gemeinden wie Kirchen bzw. Pfarren vor Ort gleichermaßen gefordert, sich zu öffnen. "Die Zukunft liegt in einer gemeinsamen, d.h. kirchlichen und kommunalen Nutzung" von Gebäuden, zeigte sich Glettler überzeugt.
Positive Beispiele für solche gemeinsamen Nutzungskonzepte gebe es inzwischen in allen Diözesen und Bundesländern, zeigte Glettler auf. Diese reichten von einem zur Senioren-Tagesstätte geschmackvoll und modern umgestalteten Pfarrhof in Vorarlberg bis hin zu einer gemeinsamen Nutzung eines Pfarrhofes in Wulkaprodersdorf im Burgenland als Pfarrsaal und Ort zur Betreuung von Volksschulkindern.
Die "Kommunalen Sommergespräche" verstehen sich als Plattform für den Austausch von Entscheidungsträgern wie Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Politikern und Experten über die Zukunft und Entwicklung von Städten und Gemeinden. Das heurige Forum, das vom 28. bis 29. August in Bad Aussee stattfindet, steht unter dem Titel "Zukunft gestalten". Hauptreferenten sind der frühere deutsche Verteidigungs- und Wirtschftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sowie der frühere deutsche Finanzminister und frühere Vorsitzende der FDP, Christian Lindner. (Infos: www.sommergespraeche.at)
Quelle: kathpress