
Neuer Augustiner-Regionalvikar: "Leo XIV. ist ein behutsamer Papst"
Leo XIV. ist auch als Papst Augustiner geblieben, sowohl in seiner Denk- als auch Arbeitsweise: Das ist der Eindruck des am Donnerstag neuernannten Regionalvikar des Ordens in Österreich, P. Dominic Sadrawetz. Seinen Ordensbrüdern in Österreich und auch weltweit - das Generalkapitel in Rom beginnt nächste Woche - gibt der neue Petrus-Nachfolger jedenfalls schon bisher in den etwas mehr als 100 Amtstagen reichlich Inspiration und auch Antrieb: "Wir waren schon vorher gerne Augustiner, jetzt sind wir es mehr", sagte der aus Bayern stammende Regionaloberer am Freitag bei seiner Rückkehr ins Amt im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress.
Menschenfreundlich, sympathisch und zugänglich sei der neue Papst, fasst P. Sadrawetz den bisherigen Tenor von Rückmeldungen in Gesprächen mit Ordensleuten, Laien oder auch Gläubigen anderer Religionen zusammen. "Die Menschen schätzen seine Art, auf sie zuzugehen." Gleichzeitig höre er aber auch "Stimmen, die sich bereits mehr konkrete Schritte erwarten", so etwa von Christen aus dem Libanon. Der Papst müsse endlich handeln, heiße es dann.
Er glaube nicht, dass Leo XIV. nichts tue, unterstrich der Wiener Regionalvikar, "im Gegenteil: Er handelt sehr behutsam. Das entspricht seiner Persönlichkeit, und es entspricht auch unserer Ordenskultur als Augustiner, die Dinge aus der Innerlichkeit heraus anzugehen, Schritt für Schritt." Geduld sei dafür vonnöten, wobei es sich allerdings um eine Tugend handle, "die in unserer Gesellschaft wenig geschätzt wird, weil man oft sofortige Lösungen verlangt".
WG mit dem Papst
Keine Überraschung sind für Sadrawetz Gerüchte, wonach der Papst seinen künftigen Wohnort - den Papst-Palast im Vatikan, der zuvor unter Franziskus leer gestanden hatte - als Wohngemeinschaft mit anderen Augustinern einrichten will: "Unser Orden hieß zwar bis 1963 offiziell Augustiner-Eremiten, dies wurde aber von Papst Johannes XXIII. aus dem Namen gestrichen, weil es unserer Spiritualität eigentlich nicht entspricht. Wir leben in Gemeinschaft, auch wenn jeder Rückzugsräume hat."
Eine kleine, direkt dem Generalprior zugeordnete Augustiner-Konventgemeinschaft existiert im Vatikan laut Sadrawetz bereits jetzt, deren Mitglieder mit der Seelsorge der unmittelbar am Vatikan-Haupteingang an der St.-Anna-Pforte liegenden Pfarre Sant'Anna dei Palafrenieri sowie traditionell auch mit der Päpstlichen Sakristei betraut ist. Schon bisher sei der Papst häufiger zu seinen Mitbrüdern zum Mittagessen gekommen. "Wenn er sich die Gemeinschaft in seine Nähe holt, entspricht das seinem Stil und hilft ihm bei der Arbeit", befand der Wiener Regionalvikar.
Darüber hinaus gelte jedoch, dass Augustiner keinen Sonderzugang zu Papst Leo XIV. hätten. "Er privilegiert uns nicht", so Sadrawetz, der seinem berühmten Amtsbruder seit dessen Pontifikatsbeginn noch nicht begegnet ist. Mit ihm bekannt ist er jedoch bestens, von vielen Ordensversammlungen und Österreich-Besuchen in den vergangenen Jahrzehnten, zuletzt bei der 675-Jahr-Feier der Wiener Augustinerkirche zu Allerheiligen 2024, als der damalige Kardinal Robert Prevost als Festprediger kam. Dass er als Papst nun den Teilnehmern "seines" Generalkapitels begegnen werde, hoffe er zwar, fix sei es jedoch noch nicht.
Wiederbeginn mit Hoffnung
Sadrawetz war bereits von 2007 bis 2017 Regionalvikar in Österreich, übergab dann zwischenzeitlich an seinen Mitbruder P. Matthias Schlögl, bis er nun erneut die Aufgabe anvertraut bekam. Vieles habe sich seither verändert, sagte er rückblickend. Habe in seiner ersten Amtszeit die Herausforderung darin bestanden, den älteren Mitbrüdern einen würdigen Lebensabend zu gestalten, seien diese mittlerweile allesamt gestorben, "ich bin mit meinen 59 Jahren inzwischen der älteste in Österreich", so der Regionalvikar.
Auch wurden mehrere Standorte geschlossen und es gibt mittlerweile nur noch ein Augustinerkloster - jenes in der Wiener Hofburg, dessen drei Priester Pfarren in Wien und Niederösterreich betreuen. In Sachen Ordensnachwuchs habe die Corona-Pandemie einen "Einbruch" gebracht und dazu geführt, dass mehrere Anwärter teils aus wirtschaftlichen Gründen den Weg in die Gemeinschaft wieder verließen. Mittlerweile gebe es wieder mehrere Interessenten, von denen einer erst vergangenen Sonntag die zeitliche Profess für ein Jahr abgelegt hat. "Die Situation ist nicht hoffnungslos", so Sadrawetz.
Antiker Lehrmeister bleibt modern
Wovon sich Menschen immer wieder begeistern lassen - durch Papst Leo XIV. durchaus verstärkt - sei von der Spiritualität und Philosophie von Ordensgründer Augustinus, dessen Fest am Donnerstag war. Der spätantike Kirchenlehrer, der zu den "Kirchenvätern" gerechnet wird, "hätte uns heute viel zu sagen", befand der Wiener Ordensmann: "Augustinus kennt den Menschen sehr genau, seine Stärken, Schwächen und auch Irrwege. Seine Schriften zeugen davon, wie er nie aufgehört hat, nach der Wahrheit zu suchen, und zur Umkehr bereit war, wenn er sich in einem Irrweg erkannte."
Die von Augustinus vermittelte Botschaft, dass schwierige Lebenssituationen nicht bedeuteten, dass das Ziel verloren sei, "gibt bis heute vielen Menschen Hoffnung und lässt sie darauf blicken, was hinter den Dingen liegt". Das Leben werde dadurch zu einem "geistlichen Abenteuer", so der Regionalvikar.
Bayer an Österreichs Spitze
P. Dominic Sadrawetz wurde 1966 in Wasserburg am Inn (Bayern) geboren, trat 1985 in die Ordensgemeinschaft der Augustiner ein und legte 1988 die Profess ab. 2000 wurde er zum Priester geweiht und leitet seit 2002 die Pfarre St. Georg in Aspersdorf (Niederösterreich) als Moderator. Seit 2006 ist er außerdem Prior des Wiener Augustinerklosters, ist unter anderem in der Ordensausbildung tätig und für die Berufungspastoral verantwortlich. Von 2007 bis 2017 war er Regionalvikar des Augustiner-Vikariats Wien, seit 2017 Vikariatsrat und Vikariatssekretär und übernahm mit 28. August 2025 nun erneut die Leitung des Vikariats Wien mit dem Patronat "Maria Trost".
Quelle: kathpress