
Salzburg: Tagung über jüdische Quellen der katholischen Liturgie
Mit Missverständnissen, problematischen Deutungen und negativen Stereotypen in der katholischen Liturgie möchte ein Symposion aufräumen, das Ende September in Salzburg stattfindet. Die Tagung am 29./30. September im Salzburger Bildungshaus St. Virgil steht unter dem Titel "Gepriesen sei der G'tt Israels" und thematisiert "Liturgie, Verkündigung und Glaubensvermittlung im Angesicht des Judentums", wie es in einer Ankündigung auf der Website des Liturgischen Instituts (ÖLI), www.liturgie.at, heißt. "Das Symposion will dafür sensibilisieren, dass christliche Liturgie immer ein Feiern angesichts des Judentums ist; dass das Alte Testament nicht überholte Negativfolie, sondern Zeugnis der Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk ist."
Eröffnet wird das Symposion am 29. September von Bischof Manfred Scheuer gemeinsam mit dem für Liturgie in der Bischofskonferenz zuständigen St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried. Vortragende sind u.a. P. Christian Rutishauser ("Dialog mit dem Judentum: kirchliche, liturgische und spirituelle Auswirkungen"), Alexander Deeg ("Die Hebräische Bibel, die bleibende Erwählung Israels und der christliche Gottesdienst. Überlegungen zu liturgischer Haltung und Hermeneutik") und Harald Buchinger ("Ostern zwischen Popule meus und Israelitica Dignitas: Heilsgeschichte feiern im Angesicht Israels"). Workshops und eine Podiumsdiskussion runden die Tagung ab. Außerdem wird Willy Weisz, Vizepräsident im Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, als jüdischer Beobachter das Symposion begleiten und am Ende seine Sicht einbringen.
"Das Ziel des Symposions ist nicht nur eine theologische Korrektur, sondern eine neue Achtsamkeit: im Religionsunterricht, in der Predigt, in der Musik, im liturgischen Handeln. Die Teilnehmenden sollen entdecken, wie sehr das Christentum von seinen jüdischen Wurzeln lebt - und wie es gerade in dieser Verbundenheit geistlich reicher wird", schrieb der Theologe und Referent des ÖLI, Christoph Freilinger, in einem Beitrag für die Kooperationsredaktion der Österreichischen Kirchenzeitungen.
Es gelte, "problematische Deutungsmuster, wie die stereotype Negativzeichnung" zu durchbrechen. Wenn etwa in der Osternacht das Lob der Osterkerze verklungen ist, löschen die Gläubigen ihre Kerzen aus und setzen sich. Darauf folgen drei bis sieben alttestamentliche und zwei neutestamentliche Lesungen. In vielen Pfarrkirchen werde die dazugehörige Lichtsymbolik zwar stimmungsvoll, aber falsch eingesetzt, so Freilinger. Wenn nämlich die Lesungen des Alten Testaments bei Dunkelheit und Kerzenschein vorgetragen werden, die Texte aus dem Neuen Testament jedoch in der hell erleuchteten Kirche, dann legt das eine unterschiedliche Bewertung der Schriftstellen nahe. Doch "das Alte Testament ist nicht der überwundene Kontrast zum Neuen Testament, sondern Bestandteil der Heilsgeschichte".
Ziel der Tagung sei es also, Schritte hin zu einer Liturgie zu machen, "die im Bewusstsein ihrer jüdischen Wurzeln gefeiert wird - kritisch gegenüber Verzerrungen, offen für die spirituelle Tiefe und achtsam gegenüber der bleibenden Berufung Israels", so Freilinger. (Infos und Anmeldung: www.liturgie.at)
Quelle: kathpress