
Ordensfrauen: Freundschaft mit Muslimas als christliches Zeugnis
Von Ordensfrauen, die sich sehr bewusst inmitten einer multikulturellen Nachbarschaft in Graz um ein stilles Zeugnis christlicher Liebe durch das eigene Leben bemühen, berichtet die jüngste Folge der Podcast-Reihe "Orden on Air": Die Gemeinschaft der kleinen Schwestern Jesu, denen Marianne und Myriam angehören, widmet sich weltweit besonders dem "einfachen Leben mitten unter den Menschen, häufig in muslimischem Umfeld" und versteht dies nicht als Mission, sondern als "gelebte Freundschaft", ist einem Bericht der Ordenskonferenz über das aufgenommene Gespräch zu entnehmen. Auch in Graz findet dies Umsetzung.
Die beiden Ordensschwestern leben in einer gemeinsamen Wohnung im sogenannten "Orangeland", einem Grazer Wohnkomplex mit vorwiegend muslimischen Nachbarn. Wie sie erklären, gehört die Begegnung mit Menschen anderen Glaubens zu ihrer Spiritualität, wobei sie sich darum bemühen, Orte für Begegnung - auch mit Gott - zu schaffen, etwa durch Frauenrunden mit Tee oder vertraute Gespräche über Sorgen und Freuden. Religion sei dabei keine Grenze, sondern eine Brücke, so die Erfahrung von Sr. Marianne und Sr. Myriam.
Als Ziel nannten die Kleinen Schwestern Jesu, im Alltag das Besondere zu entdecken und durch ihre Präsenz zu bezeugen, dass Gott es gut mit den Menschen meint. Gegenüber den muslimischen Mitbürgerinnen gelinge dies durch die Haltung: "Wir sind zuerst Nachbarinnen - und begegnen uns als Menschen", sagt Sr. Myriam. In der Praxis steht ihre Tür meist offen, oft kämen Frauen der Umgebung auf einen kurzen Plausch vorbei. Manche von ihnen brächten einen Teller Baklava mit, oft liege jedoch auch einfach ein stilles Geschenk ohne Absender vor der Tür, so die Ordensfrau.
Die Gemeinschaft der Kleinen Schwestern Jesu wurde von Magdeleine Hutin (1898-1989) gegründet, orientiert am Leben und Denken des 2022 heiliggesprochenen Sahara-Missionars Charles de Foucauld (1858-1916). Obwohl sie schwer krank war, zog sie in den 1930er-Jahren mit ihrer Mutter nach Algerien, lebte unter Nomaden und gründete später - auf Anraten des Bischofs der Sahara - den Orden. Heute gibt es die Gemeinschaft in mehr als 60 Ländern, meist in kleinen Gruppen von drei bis vier Schwestern.
Neben ihrem Engagement im Viertel arbeiten die beiden Grazer Schwestern auch außerhalb: Sr. Marianne ist ehrenamtlich in einem Caritas-Tageszentrum für Arbeits- und Obdachlose tätig und besucht darüber hinaus regelmäßig Gefangene in der Justizanstalt Graz-Karlau. Sr. Myriam begleitet im Elisabethinischen Patientenservice vor allem ältere und psychisch belastete Menschen in der geriatrischen Psychiatrie. Bei all diesen Aufgaben gehe es um menschliche Nähe, Zuhören und kleine Gesten der Zuwendung, heißt es in dem Bericht.
Eingerahmt ist der von Arbeit, Begegnungen und gemeinsamem Essen geprägte Alltag der Kleinen Schwestern von einem Leben in Schlichtheit und zugleich fester Verankerung im Gebet, mit Morgengebet, täglicher Eucharistie und stille Anbetung. Einmal im Monat begeben sich die Schwestern in ein Wochenende der Stille. "Das Gebet hält uns offen für das, was Gott uns jeden Tag schenkt", sagt Marianne. Gleichzeitig bleibe Raum für Spontanes und für Menschen, die anklopfen.
(Link zum Podcast: www.ordensgemeinschaften.at/portal/mediathek/podcastordenonair)
Quelle: kathpress