
Kirchturm in der Wachau mit EU-Denkmalschutzpreis ausgezeichnet
Die Restaurierung des mittelalterlichen, vielfarbig gedeckten Turmdachs der Pfarrkirche St. Mauritius in Spitz an der Donau in der Wachau (NÖ) wurde mit dem European Heritage Award 2025 in der Kategorie "Conservation & Adaptive Reuse" ausgezeichnet. Das Projekt gehöre damit zu 30 prämierten Initiativen aus 24 Ländern, die für besondere Leistungen im Bereich Denkmalpflege und Kulturerbe geehrt werden, teilte das Bundesdenkmalamt in einer Aussendung mit. Die mit jeweils 10.000 Euro dotierten Preise werden im Oktober in Brüssel beim European Cultural Heritage Summit überreicht. Zusätzlich kann bis 12. September im Rahmen eines "Public Choice Awards" für das Turmdach gestimmt werden (https://vote.europanostra.org).
Bereits am Donnerstag (4. September) findet um 17.30 Uhr am Kirchenplatz in Spitz an der Donau die Verleihungsfeier des Awards statt, dabei wird u.a. die Preismedaille an der Pfarrkirche St. Mauritius feierlich enthüllt. Zu den bisherigen Gewinnern zählt u.a. das Stift Klosterneuburg (2006).
Das polychrom gedeckte Turmdach war nach Sturmschäden im Jahr 2020 umfassend restauriert und dabei als einzigartiges spätmittelalterliches Bauwerk identifiziert worden. Das Dach wurde zuvor lange dem 19. Jahrhundert zugeschrieben. Durch wissenschaftliche Untersuchungen - darunter dendrochronologische Analysen, mineralogische Gutachten, bauliche Archäologie und Archivstudien - wurde das Dach auf die Jahre um 1505 datiert. Dabei wurden auch symbolische Elemente wie eine Blumenwiese und das Reichswappen Kaiser Maximilians I. dokumentiert.
Im Zuge der Restaurierung wurde ein "Ziegelbuch" angelegt, in dem Lage, Zustand und Typus aller 8.000 Ziegel erfasst wurden. Rund 80 Prozent der Originalziegel konnten damit erhalten bleiben, etwa 2.000 Ziegel fertigte ein Baukeramiker nach mittelalterlichen Vorlagen neu. Ergänzt wurde ein integriertes Belüftungssystem, um die historische Substanz zu schützen und die Lebensdauer des Dachs zu erhöhen.
Die Jury des European Heritage Awards 2025 würdigte die Restaurierung als beispielhafte Verbindung von Fachkompetenz und lokalem Engagement. "Die Restaurierung wurde nach hohen technischen Standards durchgeführt, wobei die lokale Gemeinschaft aktiv einbezogen wurde, was zu einem integrativen und auf den Erhalt ausgerichteten Prozess führte", heißt es in der Begründung. Zudem basiere die Restaurierung der Dachziegel auf sorgfältigen Recherchen und Dokumentationen, "wobei diese als künstlerischer Bestandteil eines Gebäudes behandelt wurden".
Finanziell unterstützt wurde das Projekt vom Bundesdenkmalamt, vom Bundesministerium für Kunst und Kultur, vom Land Niederösterreich, von der Diözese St. Pölten, der Marktgemeinde Spitz sowie von lokalen Vereinen und privaten Förderern. Freiwillige beteiligten sich an der Reinigung von Ziegeln, an Fundraising-Aktionen wie einer "Ziegelspende".
Quelle: kathpress