
Schönborn würdigt Glaubenszeugnis der katholischen Ostkirchen
Das Glaubenszeugnis der katholischen Ostkirchen hat Kardinal Christoph Schönborn in seinen Ausführungen bei der Vollversammlung der Bischöfe der katholischen Ostkirchen Europas in Wien betont. Er erinnerte etwa an seinen Besuch vor gut 20 Jahren in Bukarest, als er in jenem Raum stand, in dem man zu kommunistischen Zeiten die damaligen 12 unierten rumänischen Bischöfe vor die Alternative stellte, zur Orthodoxen Kirche überzutreten oder ins Gefängnis zu gehen. "Alle haben sich für die Gefangenschaft entschieden", so Schönborn. Nachsatz in Richtung der Ostkirchen: "Eure Kirchen ist voll von Zeugen des Glaubens."
Dass die katholischen Ostkirchen heute über bedeutende Diasporagemeinden im Westen verfügen, sei vor allem auch vielen tragischen Ereignissen im 20. Jahrhundert wie auch der jüngsten Vergangenheit geschuldet, so der Kardinal weiter. Das Positive daran: Diese Kirchen mit ihren verschiedenen Riten und Traditionen hätten auf die Ortskirchen eine bereichernde Wirkung.
Die Vollversammlung der Bischöfe der katholischen Ostkirchen Europas tagt auf Einladung von Kardinal Schönborn - er ist Ordinarius für die katholischen Ostkirchen in Österreich - noch bis Donnerstag in Wien. Schönborn richtete sein Grußwort am Dienstagvormittag an die rund 65 Bischöfe und weiteren Verantwortlichen der Ostkirchen, die nach Wien gekommen waren.
Der Wiener Apostolische Administrator Josef Grünwidl verwies in seinem Grußwort auf die lange Tradition des Dialogs zwischen den verschiedenen Kirchen in Wien. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Katholische Kirche in Wien viel von den Ostkirchen lernen könne, vor allem im Blick auf konkret gelebte Synodalität.
Der Regens des Wiener Priesterseminars, Richard Tatzreiter, ging in seinem Grußwort vor allem auf die Gründung des "Barbaraeums" ein. Das Wiener Priesterseminar "Barbareum" für Priesteramtskandidaten der katholischen Ostkirchen durch Maria Theresia wurde vor genau 250 Jahren - im Oktober 1775 - gegründet. Aufgrund des Jubiläums ist Wien heuer auch Tagungsort der Vollversammlung, die unter der Schirmherrschaft des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) steht.
Vielfältige Spannungsfelder
Kardinal Claudio Gugerotti, Präfekt des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen, eröffnete den inhaltlichen Teil des Bischofstreffens. Er griff in seinem Eröffnungsvortrag zentrale Herausforderungen für die kirchlichen Verantwortlichen im Spannungsfeld zwischen Rom und den katholischen Ostkirchen wie auch in den ökumenischen Beziehungen zwischen der Katholischen Kirche und der Orthodoxie auf. Im Blick auf Letztere wies der Kardinal darauf hin, dass die zahlreichen innerorthodoxen Konflikte auch die Ökumene stark beeinträchtigen würden.
Gugerotti erinnerte an die Aufkündigung der eucharistischen Gemeinschaft zwischen dem Patriarchat von Moskau und dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und weiteren orthodoxen Kirchen. Ein schwieriges Feld sei auch der Konflikt zwischen Moskau und dem Patriarchat von Alexandrien um Afrika. Und schon die panorthodoxe Synode auf Kreta 2016 habe zahlreiche innerorthodoxe Baustellen aufgezeigt, die noch einer Lösung harrten.
Auch das Verhältnis zwischen Rom und den katholischen Ostkirchen berge so manche Herausforderung in sich, führte der Kardinal weiter aus. Wobei freilich römische Versuche, die Ostkirchen allzu sehr an den Westen anzugleichen, inzwischen überwunden seien. Der Kardinal verwies in diesem Zusammenhang auch auf den Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium (CCEO), das Gesetzbuch der katholischen Ostkirchen aus dem Jahr 1990.
Spannungen ortete der Präfekt des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen u.a. auch innerhalb der einzelnen Ostkirchen, etwa zwischen Patriarchen und Synoden, besonders im Nahen Osten. Vor allem aufgrund dramatischer historischer und politischer Bedingungen habe sich so mancher Patriarch dort weniger zu einer geistlichen Leitfigur entwickelt, als vielmehr zum zivilen Oberhaupt einer Ethnie, die er repräsentiert.
Mancherorts werde beklagt, dass es in den Ostkirchen zu wenig Synodalität gibt. Manche Synoden würden sich direkt an den Papst wenden, auch zum Ärger der jeweiligen Patriarchen. Auffällig sei, so Gugerotti, dass diese Konflikte weniger theologisch als vielmehr finanziell, wirtschaftlich oder politisch motiviert seien. Ein weiteres Thema sei die rechte Einbeziehung der Laien in Entscheidungen.
Quelle: kathpress