
Wiener Dominikanerpater: "Frieden beginnt im täglichen Umgang"
Für den Wiener Dominikanerpater Günter Reitzi beginnt Frieden im täglichen Umgang. "Friede ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Friede ist ein Aufeinanderzugehen, ein respektvolles Miteinander - auch in den Verschiedenheiten des Menschseins", äußert er sich in einer neuen Folge des Ordenspodcasts "Orden on Air". Im Vorfeld des "Internationalen Tags des Friedens" (21. September) erörtert der Promotor für Gerechtigkeit und Frieden (Justitia et Pax) seines Ordens, dass der Friede im Großen aus dem Frieden im Kleinen erwachse.
"Wie wir reden, zuhören und einander aushalten - das ist der Boden, auf dem größerer Friede gedeihen kann", sagt Reitzi, der seinen Orden bei den Vereinten Nationen in Wien vertritt und in Fragen von Frieden, Migration, Abrüstung und Menschenrechten berät. Das gelte auch für die Kriegsparteien dieser Welt. "Hört auf, euch gegenseitig Bomben an den Kopf zu werfen. Setzt euch an einen Tisch, hört einander wirklich zu und sucht eine gemeinsame Lösung", so sein Appell.
Während Menschen hungern müssten, würden Milliarden in die Waffenindustrie fließen, prangerte der Ordensmann an. "Ich glaube, Gott würde zu vielen von uns sagen: 'Du Narr!'", verwies er auf den reichen Kornbauer in der Bibel, der seine Vorräte hortet und von Gott mit den Worten "Du Narr" gerügt wird. Dies sei ein "Sinnbild unserer Zeit". Gelder müssten dazu gebraucht werden, "Leben zu ermöglichen", nicht um mit Bomben aufeinander zu werfen. Technische Entwicklungen nützten nichts, "wenn wir unser Menschsein nicht entwickeln".
Friedensvorbilder
"Justitia et Pax", der Reitzi angehört, ist eine weltweite Gruppierung innerhalb des Dominikanerordens. In jeder Provinz gibt es einen Verantwortlichen, der sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzt und darauf achtet, dass das Thema innerhalb und außerhalb des Ordens präsent bleibt. "Ich schaue bewusst hin, wo Menschen unterdrückt oder übersehen werden. Soziale Ungerechtigkeit finden wir auch hier in Österreich", sagt Reitzi über seine Aufgabe als Protektor.
Ordensgemeinschaften seien für ihn Vorbilder in der Friedensarbeit - durch ihr gemeinschaftliches Leben, demokratische Strukturen und das mutige Erheben der Stimme gegen Missstände. Auch Papst Leo XIV. sei ein wichtiger Friedensmahner: "Der Papst hat keine Armee, aber er hat Worte. Diese Worte können erinnern, ermahnen, ermutigen - und wir müssen sie weitersagen."
Seit 2022 bietet der Podcast "Orden on air" Einblicke in die Welt der österreichischen Ordensgemeinschaften. Dazu holt der Podcast Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. (Infos: www.ordensgemeinschaften.at/portal/mediathek/podcastordenonair)
Quelle: kathpress