
Welt-Alzheimertag: Diakonie pocht auf Erneuerung der Demenzstrategie
Zu einer raschen Aktualisierung von Österreichs Demenzstrategie ruft die Diakonie auf. Dieser Schritt sei im Regierungsprogramm zwar erwähnt, drohe jedoch eine Absichtserklärung zu bleiben, mahnte das evangelische Hilfswerk in einer Aussendung vom Montag zum Anlass des Welt-Alzheimer-Tages (21. September). Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser sah hier dringenden Handlungsbedarf: "Wir dürfen Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen nicht alleine lassen. Die Unterstützungsangebote sind nicht ausreichend, vor allem in ländlichen Regionen."
Derzeit leben 170.000 Menschen in Österreich mit Demenz in unterschiedlichen Situationen und Phasen der Erkrankung, wobei in vielen Fällen auch die Angehörigen Mitbetroffene sind. Zwar gelte Demenz gemeinhin als eine der großen Herausforderungen für Gesundheit und Soziales, das Regierungsprogramm streife das Thema jedoch bloß. Wichtig wäre, dass "Ziele in der Demenzstrategie konkretisiert, mit Maßnahmen hinterlegt und mit Mitteln ausgestattet werden", forderte Moser.
Drei Punkte seien dabei laut der Diakonie-Direktorin besonders wichtig: Einerseits gelte es für alle Betroffenen, die Möglichkeit zu schaffen, die Diagnose frühzeitig und leicht zugänglich zu bekommen, zumal dies "viel Kummer ersparen" und für mehr Lebensqualität sorgen könne. "Wer früh hilft, hilft doppelt." Wichtig sei weiters die nötige Beratung, was in Diakonie-Projekten bereits modellhaft gelinge: So gibt es etwa in Kärnten Psychologinnen-Teams, die mobile Abklärung zuhause wie auch flexible Beratung und Begleitung ermöglichen. Derartige Angebote sollten Moser zufolge "österreichweit ausgebaut, leistbar gestaltet und langfristig gesichert" werden.
Schließlich komme es auch auf die finanzielle Unterstützung an, treffe eine Demenzerkrankung doch viele Familien und Personen neben den psychischen Belastungen auch finanziell hart: Moser nannte hier die Zuzahlungen zu Betreuungsleistungen, Wohnraumanpassungen und Therapien, sowie oftmals auch die Notwendigkeit, dass Angehörige ihre Arbeitszeit reduzieren oder die Arbeit ganz aufgeben müssen. "Bis heute deckt das Pflegegeld von dem allen nur einen Teil ab", kritisiert Moser - auch deshalb, weil der im Gesetz vorgesehene Erschwerniszuschlag nur in wenigen Fällen - insgesamt derzeit an 32.000 Menschen, darunter etliche ohne Demenz - gewährt werde.
Ein Problem ist auch, dass gute Ideen und neue regional erprobte Modelle - darunter Demenz-Wohngemeinschaften der Diakonie in Tirol und Burgenland - deshalb nicht ausgerollt werden, da dies rechtliche Rahmenbedingungen in den Bundesländern verbieten.
Als Beispiele nannte Moser ein Klagenfurter Pflegeheim, das auf unterschiedliche Demenzstadien konkret eingeht, sowie familienähnlich geführte Hausgemeinschaften. Hier werde aufgezeigt, "dass Lebensqualität und Arbeitsqualität Hand in Hand gehen: Wo die Betreuten sich wohlfühlen, da arbeiten die Pflegenden auch gerne", erklärte die Diakonie-Direktorin. Innovative Betreuungsmodelle, die auf die zunehmende Vielfalt an Betroffenen eingehen, könnten somit auch zu einem tauglichen Mittel gegen Personalmangel werden.
Quelle: kathpress