
Linz: Platz am Freinberg nach Sozialethiker Schasching benannt
An den vor zwölf Jahren verstorbenen Theologen und Sozialwissenschaftler P. Johannes Schasching (1917-2013) verweist seit Sonntag eine Adresse in Linz: Der Platz vor der Maximiliankirche beim Kollegium Aloisianum auf dem Freinberg wurde nach dem Ordensmann benannt, der als einer der wichtigsten Vertreter der katholischen Soziallehre aus Österreich galt und den sozialethischen Diskurs maßgeblich prägte. Rahmen der Neubenennung bildete ein Gottesdienst mit einer Feierstunde mit Vertretern der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, der Katholischen Sozialakademie (ksoe), des Aloisianums, der Elisabethinen sowie der Jesuiten, denen Schasching angehörte.
Schasching wirkte an der Päpstlichen Universität Gregoriana sowie an der ksoe, zudem war er maßgeblich an der Verfassung des vielbeachteten Sozialhirtenbriefes der Österreichischen Bischöfe 1990 sowie am ökumenischen Sozialwort 2003 beteiligt. Schon bisher erinnern der nunmehrige Johannes-Schasching-Preis der KU Linz und der Industriellenvereinigung (vormals Preis für den Dialog von Wirtschaft, Ethik und Religion), das Schasching-Institut für Christliche Sozialwissenschaften an der KU Linz, die Schasching-Gesellschaft und ein Schasching-Museum an den gebürtigen Innviertler.
Die nunmehrige Platzbenennung sei nicht nur ein Akt der Erinnerung, sondern auch der Verpflichtung, betonte Katja Winkler, Assistenzprofessorin am Schasching-Institut der KU Linz, bei der Feier. Mit Blick auf gegenwärtige Herausforderungen wie die Säkularisierung, den Krieg in Europa und den Druck, unter den liberale Demokratien gegenwärtig geraten, müsste "Schaschings berühmte Formel einer sachgerechten, menschengerechten, gesellschaftsgerechten Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft" nachdenklich machen. Immerhin werde gegenwärtig "vieles, was lange selbstverständlich erschien, infrage gestellt". Der neu benannte Platz erinnere an Schaschings Botschaft und soziales Anliegen.
Schasching war selbst Schüler des Kollegium Aloisianum, trat 1937 in den Jesuitenorden ein, wurde aus dem Philosophiestudium in Pullach zur Wehrmacht eingezogen und 1941 aus dem Wehrdienst in Russland und dem Baltikum entlassen. Danach studierte er Philosophie und Theologie in Wien und Innsbruck, wurde 1946 zum Priester geweiht und promovierte 1948 zum Doktor der Staatswissenschaft. Nach weiteren Studien in Chicago, New York und Louvain begann er 1950 seine Lehrtätigkeit an der Katholisch-Theologischen sowie der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck und ab 1966 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Besondere Anliegen von ihm waren die Rolle der Kirche in der industriellen Gesellschaft, die soziale Botschaft der Kirche, der Dienst am und im Jesuitenorden und bis ins hohe Alter auch die Seelsorge.
Der Nachlass des Jesuitenpaters wird als Dauerleihgabe des Jesuitenordnens am Johannes Schasching Institut der KU Linz aufbewahrt und wissenschaftlich betreut. Schriften aus dem Nachlass wurden 2020 in dem Band "Sachgerecht - menschengerecht - gesellschaftsgerecht. Texte von Johannes Schasching SJ" von Christian Spieß herausgegeben.
Quelle: kathpress