
Familienverband fordert bezahlte Bildungskarenz nach Babypause
Die Weiterbildungszeit als Nachfolgemodell der Bildungskarenz ab 2026 steht fest: Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) hat am Dienstag den Gesetzesentwurf in Begutachtung geschickt. Der Katholische Familienverband Österreichs (KFÖ) bewertete den Entwurf zur Reform der Bildungskarenz überwiegend positiv. Kritik gab es vom KFÖ aber für die Verschärfung der Kriterien für den Bezug der Weiterbildungszeit. So soll künftig keine bezahlte Weiterbildungszeit im Anschluss an die Babykarenz mehr möglich sein. "Dass junge Eltern nach der Karenz keine Möglichkeit mehr haben sollen, eine geförderte Weiterbildung zu absolvieren, ist eine klare Benachteiligung", erklärte KFÖ-Präsident Peter Mender in einer Aussendung am Donnerstag.
Die Kosten für die Bildungskarenz beliefen sich zuletzt auf rund 650 Mio. Euro pro Jahr, nun hat die Regierung aus Spargründen nur mehr rund 150 Mio. Euro reserviert. "Es ist gut und wichtig, dass in Zeiten knapper Budgets Maßnahmen auf ihre Sinnhaftigkeit geprüft werden. Der Bundesregierung ist hier ein tragfähiger Kompromiss gelungen," so Mender. Positiv hob er den Fokus auf gering qualifizierte Arbeitskräfte im Gesetzesentwurf hervor, der bis 29. September begutachtet wird. Auch die Erhöhung der wöchentlichen Mindeststunden sei nachvollziehbar.
Ein gravierender Kritikpunkt bleibt die nicht mehr finanzierte Bildungskarenz nach der Babypause, die insbesondere Frauen treffe: "Damit droht ein gesellschaftspolitischer Rückschritt, der die Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt erschwert." Gerade in Berufen, die sich schnell veränderten - etwa in der IT oder bei Steuerberatern - sei eine Weiterbildung nach zwei Jahren Karenz oft notwendig. Die Bildungskarenz sei in diesem Fall keine "bequeme Verlängerung der Babypause, sondern ein entscheidender Beitrag zur Rückkehr in den Beruf", betonte Mender. In anderen Fällen müsse sich die Politik fragen, warum junge Eltern die Bildungskarenz als Verlängerung der Babypause genutzt haben.
"Anliegen von Müttern ernst nehmen"
"Wir brauchen eine ehrliche Debatte über die Wünsche und Bedürfnisse junger Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf," forderte der Familienverbands-Präsident. Angesichts sinkender Geburtenraten und des Rückgangs von Zweit- und Drittkindern - vor allem bei höher gebildeten, berufstätigen Frauen - brauche es ein Umdenken: "Das sollte ein Alarmzeichen sein. Wir müssen die Anliegen dieser Frauen ernst nehmen und in den Mittelpunkt stellen."
Der Diskurs über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie werde derzeit fast ausschließlich aus einer arbeitsmarktpolitischen Perspektive geführt. "Die reflexartige Antwort von Wirtschaft und Politik lautet mehr Kinderbetreuungsplätze", fasste Mender zusammen. Was aber fehle, sei ein "stärkerer Fokus auf die realen Wünsche junger Eltern". Eine vom Familienverband in Auftrag gegebene Studie zeige, dass Teilzeit in über drei Viertel der Fälle bewusst gewählt werde, weil Eltern mehr Zeit für ihre Kinder haben wollen. Zwei Drittel der Befragten würden - wenn es finanziell möglich wäre - noch weniger arbeiten, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen (Teilzeitstudie Integral, Juli 2021).
Mender kündigte eine detaillierte Stellungnahme zum Gesetzesentwurf an: "Wenn die Kriterien streng geprüft werden, der Arbeitgeber eine Weiterbildung befürwortet und das notwendige Wochenstundenausmaß erfüllt ist, darf Eltern diese Chance nicht genommen werden."
(Weitere Informationen: www.familie.at/teilzeit)
Quelle: kathpress