
Bischof Zsifkovics: Gott in der Liturgie Raum geben
Die gemeinsame Suche nach Wegen, vor allem in der Liturgie, das Geheimnis des menschlichen Lebens mit dem Geheimnis Gottes zu verbinden, stand am Donnerstag im Mittelpunkt des Pastoraltags der Diözese Eisenstadt. Bischof Ägidius Zsifkovics plädierte in seinem Impulsvortrag vor den Geistlichen der Diözese und vielen weiteren Mitarbeitenden in den pastoralen kirchlichen Diensten für eine "offene Kirche" und eine neue Aufmerksamkeit für die "ars celebrandi", die Kunst der Liturgie.
Er meine mit "offene Kirchen" freilich "nicht die geöffneten Kirchentore und Kirchentüren". Darüber habe man vielleicht gestern und vorgestern noch reden müssen. "Wer heute Kirchen versperrt, dem ist nicht zu helfen und eine Pfarre, die nicht imstande ist, die Türen ihrer Pfarr- und Filialkirchen täglich zu öffnen, hat sich irgendwie verabschiedet", so der Bischof. "Offene Kirche" meine vielmehr "eine einladende Kirche, weil Kirche Einladung ist und niemand ausschließen darf, auch nicht die Kirchenfernen - sie sind ein Segen für uns". Offene Kirche bedeute, "Gott Raum geben".
Kirchen seien Orte, in denen auf Gott und aufeinander gehört werde. "In ihnen wird gebetet, gefeiert, gesungen, musiziert, gestaunt, geschwiegen und geweint. Kirchen sind keine dogmatischen Kanzeln, keine moralischen Exerzierplätze, keine Orte für Selbstdarsteller und Wichtigmacher, keine gemütlichen Wohnzimmer, sondern Orte der Demut und der Zumutung, aufregende Orte."
Selbstkritisch stellte der Bischof die Frage: "Sind unsere offenen Kirchenräume noch Orte der Stärkung für die Ermüdeten und geistlich Hungernden unserer Zeit?" Kirchen seien mehr als funktionale Räume und Mehrzwecksäle aus den 1970er Jahren, sie seien "großzügig verschwendete Räume". Jesus sei der eigentlich Einladende. Die Kirchen zeigten Gottes Gegenwart an und seine Unverfügbarkeit.
Wenn die Liturgie Höhepunkt und Quelle des kirchlichen Tuns sei, "dann müssen wir alle Vereinfachungen, mögen sie noch so fromm und gut gemeint sein, von unseren Gottesdiensten und Kirchenräumen fernhalten". Der Verlust der eschatologischen Kraft reduziere die Liturgie auf menschlichen Zugriff, warnte der Bischof.
Einübung in die Kunst der Liturgie
An die Geistlichen appellierte er, dass die "ars celebrandi", die Einübung in die Kunst der Liturgie, ihr unverwechselbares "Geschäft" bleibe, das ihnen niemand abnehmen könne. Zsifkovics: "Die Sprach- und Symbolfähigkeit, die heiligen Zeichen, die nicht verkümmern dürfen und eine Predigt, in der um das Wort gerungen wird und die den Menschen zumutbar ist, eine kultivierte Kirchenmusik, ein achtsamer Umgang mit der Dramaturgie der Liturgie sind bleibende Grundvoraussetzungen." Nachsatz: "Liturgischer Aktionismus ist nie das Beste."
Es müssten Worte und Zeichen gefunden werden, "in denen sich Gott und Menschen begegnen". Dafür brauche es freilich Einübung, Sorgfalt, ehrliches Feiern und gute Bildung, so der Bischof: "Manches haben wir verlernt, anderes müssen wir neu lernen." Und der Bischof hielt fest: "Das Geheimnis Gottes leuchtet auf, wenn wir von Gott erzählen, wie es die Schriften tun. Wenn wir Gott feiern, lassen wir ihn in unser Leben ein."
Die Tagung fand im Eisenstädter Haus der Begegnung statt. Hauptreferentin war die Schweizer Erwachsenenbildnerin Gunda Brüske, Leiterin des Liturgischen Instituts der deutschsprachigen Schweiz.
Quelle: kathpress