
Benediktiner-Abtprimas: Klöster müssen Orte der Hoffnung sein
Die Klöster der Benediktiner müssen Orte der Hoffnung sein, in Österreich und weltweit. Das betont Abtprimas Jeremias Schröder in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des Magazins "ON" der heimischen Ordensgemeinschaften. Etwa 6.000 Benediktiner und 12.000 Benediktinerinnen leben und wirken in rund 1.000 Klöstern, verteilt auf alle Kontinente. Die Zahl der Klöster steigt sogar, obwohl die Zahl der Ordensleute sinkt.
Die größte Sorge sei in vielen Ländern deshalb auch der fehlende Nachwuchs. In Europa und Nordamerika würden viele Gemeinschaften schrumpfen. Zugleich gebe es in Afrika und Teilen Asiens lebendige Entwicklungen, etwa in Vietnam oder Ostafrika. Seine Aufgabe sei es, so Schröder, "beide Seiten im Blick zu behalten und den Austausch zu fördern".
Zur Frage, wie er die kulturelle und spirituelle Vielfalt des Ordens erlebe, sagte der Abtprimas: "Die Benediktiner sind extrem vielfältig - das ist kennzeichnend für uns und richtig typisch benediktinisch." Das liege am Stabilitätsgelübde, "durch das sich Klöster im Laufe der Jahrhunderte individuell entwickeln. Zwei oder drei starke Persönlichkeiten können ein Kloster prägen." Er erlebe diese Vielfalt als "extrem bereichernd". Was alle Benediktiner eint, sei zum einen die Regel des heiligen Benedikts und zum anderen das gemeinsame Leben in Gemeinschaft, Gebet und Liturgie.
Über seine Aufgaben als Abtprimas sagt Schröder: "Nach außen hin vertrete ich den Orden und bin häufig mit dem Heiligen Stuhl und anderen Institutionen in Kontakt. Nach innen ist es meine Aufgabe, den Zusammenhalt zu fördern." Das geschehe durch Kommunikation, durch Reisen, durch neue Formate wie ein digitales News-Portal.
Wichtig sei ihm auch der enge Kontakt zu den benediktinischen Frauengemeinschaften. Die Frauen seien gerade dabei, sich selbstständiger zu organisieren. Er wolle mithelfen, so der Abtprimas, "dass es irgendwann so eine Art Parallelfigur zu mir auf der Frauenseite gibt". Nachsatz: "Und trotzdem bleiben wir eine Ordensfamilie."
Ganz wichtig sei ihm auch die Benediktiner-Hochschule Sant'Anselmo in Rom. Als Abtprimas sei er der Großkanzler dieser Universität. "Ich komme hier mit dem Ordensnachwuchs zusammen. Diese facettenreiche Aufgabe liebe ich sehr", so Schröder.
Jeremias Schröder wurde 1964 in Bayern geboren und trat nach der Matura in das Kloster St. Ottilien ein. Nach Studien in Rom und Oxford wurde er 1992 zum Priester geweiht. 2000 wurde er Erzabt von St. Ottilien und Abtpräses der Missionsbenediktiner. Von 2019 bis 2024 leitete er das Kloster St. Georgenberg in Tirol. Seit September 2024 ist er Abtprimas der weltweiten benediktinischen Konföderation. Am 25. November ist er prominenter Gast beim Österreichischen Ordenstag in Wien-Lainz.
Quelle: kathpress