
Krautwaschl: Glaube und Hoffnung tragen durch Krisen
"Die Nacht wird dichter, der Herr kommt näher." - Mit diesen Worten des früheren deutschen Bischofs von Aachen, Klaus Hemmerle, hat der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl die aktuelle Situation der Welt beschrieben. Viele Spannungen seien auszuhalten, so Krautwaschl in seinem Eröffnungsreferat bei den jüngsten steirischen Priestertagen 2025 in Seggau, über die die Diözese Graz-Seckau am Freitag informierte. Der Bischof nannte den Klimawandel, die Kriege, die zu keinem Ende kommen wollen, die Sorgen um ein gutes Leben oder die "Verdunstung des Glaubens".
Krautwaschl wörtlich: "Wir müssen und dürfen diese Spannungen aushalten - die auch spannend sind. Denn über allem steht die unbesiegbare Hoffnung auf Gott, der kommt." Zumal das Reich Gottes ohnehin an vielen Orten schon erfahrbar sei, so der Bischof.
Das Motto der Priestertage 2025 lautete "Sozioreligiöse Perspektiven angesichts des Zweiten Vatikanischen Konzils". Mehr als 200 Priester der Diözese Graz-Seckau beteiligten sich an den Priestertagen 2025 in Seggau. Sie dienen immer der Weiterbildung und dem Austausch zu Beginn des kirchlichen Arbeitsjahres.
Bischof Krautwaschl betonte die Bedeutung des Gemeinsamen: "Miteinander reden und lachen, sich gegenseitig Freundlichkeiten erweisen, zusammen Feste feiern, mitunter sich auch streiten und damit den Horizont weiten, sodass aus Vielheit Einheit wird."- Das sei heute einmal mehr gefragt.
Diesen Befund teilte auch die Referentin bei den Priestertagen, die Wiener Pastoraltheologin und Religionssoziologin Prof. Regina Polak. "Die aktuelle Situation ist bedrohlich und auch gefährlich, aber sie gehört dennoch zur Heilsgeschichte", so die Theologin. Die Aufgabe der Kirche sei es, diese Heilsbotschaft allen auszurichten. Dabei verwies sie auf das Konzilsdokument "Gaudium et spes". Das Gute sei uns verheißen und versprochen, mit dem Ziel, dass die Welt verwandelt und vom Bösen befreit werde, das derzeit so präsent ist.
Glaube an Gott schwindet
Die von 2022 bis 2024 durchgeführte repräsentative Studie "Was glaubt Österreich?" von ORF und Universität Wien war das Schwerpunktthema bei der Tagung. Sowohl bedenklich als auch hoffnungsvoll interpretierte Polak die Ergebnisse: "Österreich ist ein religionsfreundliches Land, aber die Religionen werden sehr kritisch hinterfragt." Ernüchternd sei, dass heute nur mehr 22 Prozent der Menschen an Gott glauben (2018 waren es noch 60 Prozent). Die Theologin sah die Ursache dafür auch in der fehlenden religiösen Praxis, etwa am Verschwinden des Gebets.
"Nur 14 Prozent meinen, dass sie zu Gott 'Du' sagen dürfen", wunderte sich die Theologin. Beschleunigt worden sei dies alles durch Covid, vermutet Polak; speziell durch den Trend, dass die Gemeinschaft immer mehr durch das Wohl des Individuums ersetzt werde. Dabei sei die Bedeutung der Kirche speziell in krisenhaften Zeiten enorm: "Es gibt Studien, dass die Zahl der Toten im Krieg dort geringer ist, wo es kirchliche Gemeinschaften gibt. Die Kirche wird gebraucht."
Revival des Glaubens
Von der Kirche verabschiedet habe sich vorzugsweise die Nachkriegsgeneration, führte Polak weiter aus. "Nichts erschüttert den Glauben so wie Gewalt und Krieg. Das bleibt über Generationen belastend", meinte sie und verwies auf die jungen Menschen von 14 bis 25 Jahren. Für 55 Prozent dieser Altersgruppe sei Gott wichtig im Leben und 58 Prozent würden über religiöse Fragen und den Sinn im Leben nachdenken. Hier sei ein Revival im Glauben statistisch ablesbar.
Kirche wichtig für Demokratie
Obwohl die Kirche keine Demokratie ist, sei sie für den Erhalt der Demokratie sehr wichtig, meinte Polak. Die Beschaffenheit der Kirche sei sogar ein besonderer Vorteil. Denn die synodale, gemeinsame Entscheidungsfindung, bei der alle eingeschlossen sind, sei zutiefst demokratisch, zeigte sie sich überzeugt. Diese Entscheidungen seien von Pfarren und Bischöfen umzusetzen. Wenn letztere dies nicht machen, müssten sie dies so begründen, dass es nachvollziehbar sei. Für Polak eine einzigartige Vorgehensweise.
Quelle: kathpress