
Von 3D bis Drohnenflug: Kirche digital beim Tag des Denkmals erleben
Unter dem Motto "DENKMAL bewahren, DIGITAL erfahren" lädt das Bundesdenkmalamt am Sonntag bereits zum 30. Mal zum "Tag des Denkmals" ein. Bei freiem Eintritt können Besucherinnen und Besucher in allen Bundesländern aus 250 Programmpunkten wählen, die heuer zeigen, wie digitale Methoden - von Archivierung und innovativen Forschungsmethoden bis zur Vermittlung - den Denkmalschutz und die Denkmalpflege unterstützen. Als Kulturstätten par excellence öffnen auch Kapellen, Kirchen und Klöster ihre Türen, bieten Einblicke in Architektur, Kunst, Geschichte und geistiges Erbe. Zugleich zeigen sie mithilfe von 3D-Scans, Drohnenflügen und virtuellen Rekonstruktionen, wie moderne Technologien neue Perspektiven auf jahrhundertealte Bauwerke eröffnen und bei der Erhaltung von kulturellem Erbe helfen.
Sämtliche Winkel der Salzburger Kollegienkirche können etwa am Sonntag mittels Drohnen erkundet werden. Die Kirche, die als Veranstaltungsort für Konzerte, die Salzburger Festspiele und der Katholischen Hochschulgemeinde der Universität Salzburg genutzt wird, muss regelmäßig von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) inspiziert werden. Für schwer zugängliche Bereiche wie die Kuppel, Gesimse, die Apsis, den Dachstuhl, Figuren und Dachflächen braucht es die Hilfe der Luftroboter. Am Sonntag werden auch Videobeiträge mit Drohnenaufnahmen gezeigt, die Ansichten vom Inneren der Kirche, vom Dachstuhl und von außen zeigen - "also Motive, die man beim Besuch der Kollegienkirche nicht unbedingt zu sehen bekommt", heißt es im Programm.
Im DomQuartier Salzburg kann unter dem Titel "Ein Blick in die Vergangenheit mit den Augen der Zukunft" mithilfe einer 3D-Visualisierung in die Geschichte der Salzburger Altstadt eingetaucht werden. Bei spannenden Kurzführungen und an ausgewählten Stationen im Museum soll Kultur mithilfe aktueller Technik und kreativem Storytelling neu erlebbar gemacht werden. So führt eine Tour durch das barocke Salzburg und die historischen Räume der Fürsterzbischöfe.
Im Museum am Dom in St. Pölten können Besucherinnen und Besucher erfahren, wie mithilfe von 3D-Scans die umfassende Generalsanierung des Doms geplant wurde und wie die Digitalisierung die Bewahrung von Denkmalen unterstützt. Im Rahmen des Projekts "Digitalisierung des baukulturellen Erbes des Landes Niederösterreich" wurde der Dom mit modernsten Methoden digitalisiert. Am Tag des Denkmals werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert und der Dom virtuell erlebbar.
3D-Kloster und digitale Gräbersuche
Auch das Kloster Mehrerau in Bregenz zeigt am "Tag des Denkmals", wie Digitalisierung Bauprojekte erleichtert. Präsentiert wird die digitale 3D-Aufnahme des Klosters, die vor den Sanierungsarbeiten erstellt wurde und die Forschung, Planung und Kommunikation unterstützt hat. "Am Beispiel des Klosters Mehrerau zeigen wir, wie digitale Dokumentation alle Projektbeteiligten vernetzt und die gewonnenen Daten sowohl für anstehende Bauarbeiten als auch für die Kunst- und Kulturvermittlung - etwa über Plattformen wie Kulturpool oder KulturgutDigital - genutzt werden können", kündigten die Veranstalter an.
Im oberösterreichischen Benediktinerstift Lambach veranschaulicht Haustechniker Michael Gelmann in einem Vortrag, wie moderne digitale Methoden dazu beitragen, historische Bauwerke lebendig zu erhalten. Im Rahmen von Führungen kann das Stift erkundet werden. In Oberösterreich kann auch einer der ältesten Friedhöfe des Bundeslandes besucht werden. Friedhofsverwalter Clemens Frauscher präsentiert die neuesten digitalen Projekte am St. Barbara-Friedhof in Linz: die digitale Gräbersuche aller Grabstellen sowie den digitalen Friedhofsführer. Über QR-Codes erhalten Besucherinnen und Besucher Informationen zu Prominentengräbern sowie zu Kunst und Architektur am Friedhof.
Erhaltung kulturellen Erbes
"Digitale Methoden sind heute ein unverzichtbares Werkzeug in der Denkmalpflege", betonte Karin Mayer, Konservatorin und Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz in einer Aussendung der Ordensgemeinschaften. "Der Tag des Denkmals stärkt das Bewusstsein für den Schutz und die Erhaltung unseres kulturellen Erbes - auch für zukünftige Generationen tragen wir Verantwortung."
Mit einem Beitrag beim "Tag des Denkmals" ist 2025 auch das Institut Österreichischer Orden (IÖO) vertreten. Das Ursulinenareal in Innsbruck - eine Denkmalanlage aus Schule, Internat und Kloster - wurde umfassend analog und digital dokumentiert und modelliert. Am Sonntag können die Schule und das Internat erstmals parallel digital und analog erfahren werden. Neben der digitalen Dokumentation und Bestandsaufnahme bietet das digitale Gebäudemodell die Möglichkeit der Visualisierung vergangener oder zukünftiger Bauphasen. "Der digitale Denkmalschutz eröffnet neue Perspektiven: Er macht Geschichte sichtbar, wo die Zukunft gestaltet wird", erklärte IÖO-Geschäftsführer Anton Süss.
"Bibliothek der Zukunft"
Im niederösterreichischen Stift Melk präsentiert der Leiter der Stiftsbibliothek, Johannes Deibl, wie sich die berühmte Stiftsbibliothek mit rund 100.000 Bänden, darunter mittelalterliche Handschriften, mithilfe von Digitalisierung als eine "Stiftsbibliothek der Zukunft" gestaltet. Zudem wird der Fokus auf das Nibelungenlied gelenkt. Das Stift beherbergt eine der bekanntesten Handschriften aus dem 14. Jahrhundert. So bringt etwa das Theaterkollektiv "ergo arte" das Nibelungenlied auf die Bühne.
Das Stift St. Florian in Oberösterreich gewährt am "Tag des Denkmals" Einblicke in seine historische Grafiksammlung, die Druckwerke aus über 500 Jahren auf verschiedenen Papieren umfasst. Neben der Katalogisierung und konservatorischen Lagerung wird bei der Präsentation "Grafik goes digital" das Digitalisierungsprojekt vorgestellt, bei dem der neue Scanner zu sehen ist, heißt es im Programmtext.
Neue Einblicke in Wiener Kirchen
Die Erzdiözese Wien bietet eine ganze Reihe an Möglichkeiten, traditionsreiche Kirchen kennenzulernen. Dabei gibt es im Wiener Stephansdom die seltene Gelegenheit, die Bartholomäuskapelle im Obergeschoss des Westwerks von St. Stephan zu entdecken, die eines der bedeutendsten Ensembles von Glasgemälden in Wien beherbergt. Die Originalscheiben stammen aus der Zeit um 1370 bis 1390. Im Jahr 2003 wurde die Kapelle restauriert und Lücken im Bestand durch moderne Ergänzungen geschlossen.
Zum ersten Mal beteiligt sich heuer die Wiener Minoritenkirche am Tag des Denkmals. Anlass ist das 400-jährige Bestehen der 1625 gegründeten Italienischen Kongregation Maria Schnee, die seit 1784 in der Kirche ihren Sitz hat und deren Umbauten das heutige Erscheinungsbild prägen. Besucherinnen und Besucher können Kunstwerke wie die Mosaikkopie des Letzten Abendmahls von Leonardo da Vinci besichtigen, sich über Geschichte und Wirken der Kongregation informieren und digital erstellte Rekonstruktionen des ursprünglichen Aussehens von Bauwerk und Interieur erleben.
Bereits seit mehr als 100 Jahren ist der Denkmalschutz in der österreichischen Gesetzgebung verankert: Am 25. September 1923 wurde das österreichische Denkmalschutzgesetz vom Nationalrat beschlossen und in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach novelliert, zuletzt 2024. Das Bundesdenkmalamt hat den gesetzlichen Auftrag, das öffentliche Interesse an der Erhaltung des österreichischen kulturellen Erbes durchzusetzen.
(Infos: https://www.tagdesdenkmals.at/)
Quelle: kathpress