
Auswirkungen von KI: Experte mahnt kirchliche Antworten ein
Die Kirche ist gefordert, die Auswirkungen neuer Technologien auf Menschenwürde, Gemeinschaft und Schöpfung verantwortungsvoll zu prüfen: Das hat der Religionswissenschafter Clemens Cavallin in einem Vortrag im Stift Klosterneuburg hervorgehoben. Besonderes Augenmerk legte der Experte laut einer Mitteilung des Stifts vom Donnerstag auf das vatikanische Dokument "Antiqua et Nova", das grundlegende anthropologische und ethische Fragen behandelt, die durch die rasanten Entwicklungen auf dem Gebiet der KI entstehen.
Das gemeinsame Schreiben der Dikasterien für die Glaubenslehre und für Kultur und Bildung wurde im Jänner 2025 veröffentlicht. In dem Dokument wird betont, dass Technologien wie KI, die lernen und eigenständig Entscheidungen treffen können, erhebliche ethische Herausforderungen insbesondere in Bezug auf Verantwortung, Sicherheit und Wahrheit in der gesellschaftlichen Debatte mit sich bringen. Die Kirche habe demnach die Aufgabe, diese neuen technologischen Entwicklungen kritisch und konstruktiv zu begleiten. Ziel sei eine an Menschenwürde und Gemeinwohl orientierte technologische Entwicklung.
Die neu auftretenden Fragen würden sowohl das Menschen- als auch das Gottesbild betreffen, so Cavallin. Er unterstrich in diesem Zusammenhang u.a. eine neue spirituelle Herausforderung: "Viele Menschen suchen heute spirituelle Orientierung bei KI-Systemen, entwickeln emotionale Bindungen und nicht selten auch Abhängigkeiten." Die Kirche müsse diese Realität ernst nehmen und mehr bieten als nur Kritik oder Verurteilung. Das Fazit des Experten: Vor allem die Katholische Soziallehre sei enorm gefordert.
Der Klosterneuburger Propst Anton Höslinger betonte im Begrüßungswort: "Wir sehen es als unsere Aufgabe, den Dialog zwischen Glaube, Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern." Die Fragen, die die Künstliche Intelligenz aufwirft, würden alle betreffen. "Deshalb ist es uns wichtig, Räume zu schaffen, in denen Kirche und Wissenschaft gemeinsam über Chancen und Risiken dieser Technologie nachdenken können", so der Propst.
Clemens Cavallin ist Religionswissenschaftler, Theologe und Kulturphilosoph. Der gebürtige Schwede lehrte an verschiedenen skandinavischen Universitäten und ist heute Professor für Theologie, Religion und Philosophie am NLA University College in Bergen, Norwegen. Er referierte auf Einladung von Stiftskämmerer Elias Carr in Klosterneuburg.
Quelle: kathpress