
Steiermark: Caritas-Straßenzeitung "Megaphon" feiert 30. Geburtstag
365 Ausgaben, rund vier Millionen verkaufte Hefte, 2.500 Verkäufer aus 14 Nationen: Mit Poetry-Slam und Lieblingskolumnen-Lesung, mit einer "Living Library" und einem Stadtspaziergang feiert die Straßenzeitung "Megaphon" am 4. Oktober ihren 30. Geburtstag am Mariahilferplatz in Graz. Das Magazin prägt das Grazer Stadtbild seit Jahrzehnten, etliche berührende Begegnungen zeugen von der emotionalen Verbundenheit von Stammkunden und Zeitungsverkäufern, wie die Caritas Steiermark in einer Aussendung am Donnerstag mitteilte. Insofern sei das "Megaphon" weit mehr als nur eine Monatszeitschrift.
Das 1995 von der Hilfsorganisation gegründete Projekt bietet armutsbetroffenen oder wohnungslosen Menschen die Möglichkeit, mit dem Zeitungsverkauf ein eigenes Einkommen zu erzielen, Kontakte zu knüpfen und Zugehörigkeit zu erfahren. Im Umfeld der Zeitung entstanden aber auch Bildungsprojekte und Sportaktivitäten, Beratungen und eine Reihe von Sonderprodukten vom Kalender bis zum Kochbuch.
Auszeichnung für Integration und Armutsbekämpfung
So hat das Team unter anderem die erste Fußball-WM der Obdachlosen in Graz initiiert - deren Idee lebt heute im Homeless World Cup weiter. Auch die von 2004 bis 2020 aktive Megaphon-Uni, für die Uni-Professoren als Volksbildner für sozial Benachteiligte aktiv geworden sind, wurde mit dem Menschenrechtspreis des Landes Steiermark ausgezeichnet. Der kontinuierliche Einsatz des "Megaphon" für soziale Teilhabe und gegen Ausgrenzung wurde 2021 mit dem Menschenrechtspreis gewürdigt.
Das Team blicke nach 365 Ausgaben auf eine einzigartige Erfolgsgeschichte zurück, stehe am Geburtstag aber auch vor großen Herausforderungen, erklärten Bernadette Bösch und Petra Kaspar-Buchegger für das Team. Nach der Landeskürzung um 20.000 Euro für das zweite Halbjahr 2025 steht das Projekt massiv unter Druck. "Das trübt natürlich die Stimmung, aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Wir werden weiterhin mit Wort und Tat für alle Menschen einstehen", so die beiden Verantwortlichen.
Spendensammlung und Kunstauktion
Auf der Website megaphon.at werden Spenden gesammelt. Zudem wird es am 4. Oktober eine Kunstauktion zugunsten der "Megaphon"-Verkaufenden vor dem Heimatsaal im Grazer Volkskundemuseum geben. Hierfür haben fünf Illustratorinnen, die das "Megaphon" teils lange begleiten, je ein Cover der Zeitschrift in ihrem ureigenen Stil neu interpretiert.
Aktuell verkaufen rund 270 Menschen das "Megaphon", ein großer Teil kommt aus Afrika. Die Verkäuferinnen und Verkäufer erhalten im "Megaphon"-Büro eine Verkaufslizenz und es wird gemeinsam ein geeigneter Standort gesucht. Sie kaufen das Heft für 1,70 Euro und verkaufen es für 3,40 Euro weiter.
Quelle: kathpress