
"Alles in Arbeit": Neue Ausstellung im Wiener Dom Museum eröffnet
Mit dem Thema der Erwerbsarbeit widmet sich das Dom Museum Wien nach der Freundschaft nun erneut einer Grunddimension menschlichen Lebens. Die neue Jahresausstellung "Alles in Arbeit" wurde am Donnerstag eröffnet und ist bis Sommer 2026 zu sehen. Gezeigt werden künstlerische Perspektiven auf Arbeit in ihren gesellschaftlichen, sozialen, ästhetischen und religiösen Aspekten in Vergangenheit und Gegenwart. Ziel sei es, "Menschen aller Altersgruppen, Kulturkreise und sozialer Schichten anzusprechen", sagte Museumsdirektorin Johanna Schwanberg bei der Presseführung.
Die Ausstellung umfasst Werke aus Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie, Video und Installation. Sie vereint Objekte aus dem eigenen Bestand, aus der Sammlung Otto Mauer Contemporary sowie Leihgaben nationaler und internationaler Museen, Stifte und privater Sammlungen. Zahlreiche Arbeiten stammen von zeitgenössischen Künstlern. Mehrere wurden eigens für die Ausstellung entwickelt oder neu angekauft.
Aktuell sei das Thema Arbeit besonders relevant, weil es weltweit wie individuell neu verhandelt werde, erklärte Schwanberg. Arbeitszeitmodelle, Künstliche Intelligenz, Plattformarbeit, Migration oder Pflegekrise veränderten viele gewohnte Strukturen. Die Ausstellung im Dom Museum geht darauf ein - wie auch auf Fragen nach Work-Life-Balance, sozialer Ungleichheit, Hausarbeit, künstlerischer Arbeit oder dem Verhältnis von Produktivität und Stillstand.
Norm, Last, Hoffnung und Struktur
Der Titel der Schau spielt mit der Vieldeutigkeit eines Begriffs, "der Norm, Last, Hoffnung und Struktur zugleich sein kann", sagte Mitkuratorin Vanessa Joan Müller. Auch die Auseinandersetzung mit Arbeit selbst sei "in Arbeit". Typisch für die Schau sind Gegenüberstellungen. Gleich im Eingangsraum stehen das Bild einer rasenmähenden Ordensfrau ("Ora et labora") und ein Künstlerporträt für Arbeit als Ausdruck von Selbstverwirklichung. An anderer Stelle zeigen Studien von Textilarbeiterinnen in Bangladesch die Realität von Ausbeutung und Entfremdung.
Die extrem ungleiche Verteilung von Arbeitszeit und Einkommen thematisiert der britische Videokünstler Oliver Walker in seiner Installation "One Euro". Auf sechs Monitoren sieht man Menschen bei der Arbeit. Jeweils so lange, bis sie einen Euro verdient haben. Beim CEO eines Großkonzerns stoppt der Timer nach einer Sekunde, beim Baumwollpflücker nach über einer Stunde. Das Urteil überlässt der Künstler den Betrachtenden.
Unsichtbare Arbeit
Mehrere Arbeiten widmen sich unter dem Titel "Unverzichtbar, unsichtbar" der Pflegearbeit und schlecht bezahlten Tätigkeiten im Hintergrund. Die Zeichnerin Tine Fetz zeigt in ihrem Wandbild "Hilfslinien" den Alltag von Pflegekräften in Österreich. Grundlage dafür waren Interviews mit Betroffenen. Themen sind Sprachbarrieren, rechtliche Unsicherheiten, Arbeitsbedingungen und geringe Bezahlung.
Auch biblische und theologische Bezüge werden hergestellt. Müller erinnerte an die zahlreichen Verbindungen von Arbeit und Religion, wie etwa an das biblische Ruhetagsgebot oder die Vertreibung aus dem Paradies. In der Ausstellung wird beispielsweise eine mittelalterliche Marienstatue mit einer Schürze der Künstlerin Birke Gorm kombiniert, daneben findet sich ein Gemälde der Heiligen Familie mit Josef beim Windelaufhängen. Ein mit Augenzwinkern Karl Marx zugeschriebener Satz "Arbeit ist eine Krankheit" hängt neben einer Darstellung des ruhenden Gottes aus der Caroldsfeld-Bibel.
Aufarbeitung des Stephansdom-Wiederaufbaus
Ein eigener Ausstellungsraum beschäftigt sich mit dem Wiederaufbau des Stephansdoms nach dem Brand vor 80 Jahren. In einem Raum mit Blick auf die Kathedrale zeigt die Künstlerin Iris Andraschek Wandmalereien mit Szenen der Zerstörung, gezeichnet mit Rußpigmenten, dazu Fotos und Dokumentationen der damaligen Aufräumarbeiten. Neben Freiwilligenarbeit werden auch Zwangsarbeit, Frauenarbeit und wirtschaftliche Interessen thematisiert, die zum Wiederaufbau beitrugen.
Auch die Frage nach der Bezahlung künstlerischer Arbeit wird gestellt, etwa mit der Figurengruppe "24 Jobs" von Robert Adrian X, die zeigt, welche Nebenjobs für das Überleben notwendig sind. Und endlich auch das Nichtstun und die Muße: Ein vermeintlich bequemer Fauteuil aus alten Lieferjacken entpuppt sich jedoch als Hinweis auf ausgeblendete Arbeitsrealitäten. "Unser Entspannen basiert darauf, dass andere arbeiten", kommentierte Schwanberg.
Täglich außer an Feiertagen geöffnet
Die Ausstellung "Alles in Arbeit" ist von 3. Oktober 2025 bis 30. August 2026 im Dom Museum Wien (Stephansplatz 6, 1010 Wien) zu sehen. Die Öffnungszeiten sind täglich außer an gesetzlichen Feiertagen von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr. Ein zweisprachiger Katalog in Deutsch und Englisch enthält neben Werkbeschreibungen auch Gespräche mit dem Philosophen Michael Hirsch, der Psychologin Bettina Kubicek und der Arbeitsrechtlerin Nora Melzer. (Infos: www.dommuseumwien.at)
Quelle: kathpress