
Erwin-Kräutler-Preis an deutschen Theologen Collet verliehen
Der deutsche Theologe Jan Niklas Collet ist mit dem Erwin-Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie, interreligiösen Dialog und befreiungstheologische Forschung ausgezeichnet worden. Collet erhielt den Preis am Mittwoch, 1. Oktober, an der Universität Salzburg. Ausgezeichnet wurde der gebürtige Dortmunder für seine 2024 an der Universität Tübingen eingereichte Dissertation "Die Theologie der Befreiung weiterschreiben. Ignacio Ellacuría im Gespräch mit dem dekolonialen und postkolonialen Feminismus". Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert und wird vom "Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen" der Universität Salzburg vergeben.
In seiner Dissertation setzt sich Collet mit dem salvadorianischen Befreiungstheologen Ignacio Ellacuría SJ (1930-1989), der Philosophin María Lugones (1944-2020) und der postkolonialen Denkerin Chandra Talpade Mohanty auseinander. Auf dieser Grundlage formulierte er eine Befreiungstheologie für den europäischen Kontext und plädiert für eine stärkere Verbindung wissenschaftlicher befreiungstheologischer Reflexion mit dem Engagement von Christinnen und Christen in sozialen Bewegungen.
Aktuell ist Collet u.a. geschäftsführender Vorstand des Ökumenischen Netzwerks Asyl in der Kirche Nordrhein-Westfalen e.V. und als Sozialarbeiter beim Diakonischen Werk in Köln tätig. In seiner Forschung beschäftigt er sich u.a. mit Klimagerechtigkeit, Migration und Kirchenasyl.
"Zeichen für kontextuelle Sensibilität" der Theologie
Auf die Aktualität des Preises angesichts populistischer Autoritarismen und religiöser Nationalismen verwies der Salzburger Theologe Martin Dürnberger bei seinen Begrüßungsworten. Angesichts dieser Herausforderungen sei der Kräutler-Preis "vielleicht brisanter, aktueller und relevanter" als je zuvor - schließlich setze er bewusst "ein Zeichen für kontextuelle Sensibilität jeder Rede von Gott und für interreligiösen Dialog" und halte dabei "befreiungstheologische Intuitionen wach", so Dürnberger als Vertreter des Dekanats.
Die Laudatio auf den Preisträger hielt die an der Universität Luzern lehrende Theologin Franca Spies. Collets Arbeit zeige am Beispiel Ellacurias die bleibende Aktualität der Theologie der Befreiung auf, wo sich diese sensibel zeige für die Anfragen seitens dekolonialer und feministischer Theologien sowie für die Geschichtlichkeit und den Ort ihrer Entstehung. Nur wenn die Theologie der Befreiung sich offen halte für konkrete gegenwärtige Erfahrungen und Praktiken und sich so als eine "Theologie in Bewegung" verstehe, könne sie dazu beitragen, die "praktische Krise der politischen Theologie" zu überwinden. Die Arbeit Collets habe dazu einen wichtigen Anschub gegeben, so Spies.
Benannt nach Bischof Erwin Kräutler
Der Namensgeber des Preises, Erwin Kräutler aus Vorarlberg, war von 1981 bis 2015 Bischof von Xingu im Nordosten Brasiliens (mit Sitz in Altamira). Er ist Träger des Alternativen Nobelpreises und wurde u.a. für sein beispielhaftes pastorales und soziales Wirken im Jahr 2009 mit dem Ehrendoktorat der Universität Salzburg ausgezeichnet.
Seit 2011 vergibt das Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen alle zwei Jahre den Erwin-Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie, interreligiösen Dialog und befreiungstheologische Forschung. Ziel ist es, die Bedeutung befreiungstheologischer Zugänge zu aktuellen Herausforderungen in Gesellschaft und Kirche präsent zu halten und junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu fördern, die sich mit jenen Themen auseinandersetzen, für die sich Bischof Kräutler engagiert: politische Theologie, Befreiungstheologie, Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, interkultureller und interreligiöser Dialog, soziale Gerechtigkeit und Solidarität.
Quelle: kathpress