
Theologe schlägt vatikanisches Prüfsiegel für katholische Apps vor
Der Innsbrucker Theologe Prof. Johannes Hoff schlägt die Einführung eines vatikanischen Prüf- und Gütesiegels für katholische Apps vor. Ein solches Gütesiegel ("Imprimatur") sollte dabei allerdings nicht auf Fragen der Glaubenslehre abzielen, sondern eher auf technische Fallstricke hinweisen, die manche Apps, die sich betont katholisch gäben, mit sich bringen. Hoff äußerte sich anlässlich der von ihm mit initiierten "10 Regeln für die Digitale Welt" im Theologie-Podcast "Diesseits von Eden". Die "10 Regeln", die Orientierung für eine humane, demokratische und nachhaltige Gestaltung des digitalen Zeitalters bieten wollen, waren am Montag in Wien präsentiert worden.
Anlass für den Vorschlag einer vatikanischen Unbedenklichkeitsbescheinigung bot für Hoff die aktuell beliebte Gebets-App "Hallow". Diese sei nur "auf den ersten Blick harmlos", führte Hoff aus. Problematisch werde es, "wenn Daten unsicher sind und Verhaltensmanipulation möglich wird" und Nutzer somit in Abhängigkeiten gedrängt würden. Bei "Hallow" liege dieser Verdacht nahe, da sie maßgeblich vom Tech-Milliardär Peter Thiel finanziert werde, der u.a. auch das umstrittene Sicherheits- und Datenanalyse-Unternehmen Palantir leitet, so Hoff. Wenn die technische Ausführung von solchen Apps "schlecht" in dem Sinne sei, dass Userdaten und Verhaltensmuster leicht auszulesen seien, dann sei Vorsicht angesagt, mahnte der Theologe.
Aus religiöser Sicht sei außerdem problematisch, wenn User- bzw. Profildaten dazu genutzt würden, Erwartungshaltungen zu bestätigen. Hoff: "Der heilige Augustinus würde sagen: Wer das Spiegelbild seiner selbst anbetet, verfällt dem Götzendienst. Es gibt den alten Spruch 'Der Mensch denkt und Gott lenkt'. Und heute haben wir die Situation 'Der Mensch denkt und betet. Und der Krämer lenkt'. Und der Krämer heißt in dem Fall Peter Thiel oder wer auch immer dahintersteckt." Dies widerspreche etwa der ersten der "10 Regeln für die Digitale Welt", die lautet: "Erhebt die Technik nicht zum Selbstzweck".
Ein vatikanisches Prüf- und Qualitätssiegel könnte etwa bei katholischen Apps auf wertebasierte und auf Transparenz hin angelegte Verfahren der Softwareentwicklung ("Value-Based Engineering") pochen. Hoff: "Technologie ist nicht per se schlecht - auch gute Gebetsapps sind möglich, aber nur, wenn sie überprüft und vertrauenswürdig sind. Und so eine Stelle im Vatikan könnte Apps zum Beispiel nach dem Vorbild der 'Zehn Regeln' checken und ein Prüfsiegel vergeben nach dem Motto: 'Wenn du diese App benutzt, kannst du darauf vertrauen, dass Gott dich lenkt und nicht ein Krämer'." (Podcast-Folge zum Nachhören und Nachlesen: https://diesseits.theopodcast.at/zehn-regeln-fuer-die-digitale-welt)
Quelle: kathpress