
Glettler: 80 Jahre Bildungshaus St. Michael ist "Hoffnungsgeschichte"
Mit einem Festakt und einem Gottesdienst mit Bischof Hermann Glettler hat das Bildungshaus St. Michael in Matrei am Brenner am Freitag sein 80-jähriges Bestehen gefeiert. Die traditionsreiche Bildungseinrichtung der Diözese Innsbruck habe sich in den vergangenen Jahren sichtbar weiterentwickelt und sei heute "sympathisch, ungewöhnlich, geistvoll und familiär", würdigte Glettler in einem Instagram-Posting zum Jubiläum das Angebot.
Bildung sei "kein lästiges Anhängsel an den Betrieb Kirche, sondern ein urkirchlicher Auftrag", betonte der Bischof weiter. Sie stelle den Menschen in den Mittelpunkt, stärke das Vertrauen ins Leben und entspreche damit "dem Evangelium Jesu". Auch der Mut zur Neuausrichtung ist für Glettler ein wichtiges Zeichen: "Mit dem Neubau 2017/18 hat man Mut bewiesen und neu in Zukunft investiert."
Das Jubiläumsfest startete am Nachmittag mit Grußworten und einem Auftritt des Tiroler Illusionisten und Theologen Philipp Oberlohr. Im Anschluss bot das Haus Bildungshäppchen, Erlebnis-Spaziergänge sowie ein Rahmenprogramm mit Musik, Workshops und Outdoor-Spielen.
Neue Hoffnungsgeschichte
Den Abschluss bildete eine Eucharistiefeier mit Bischof Glettler in der architektonisch markanten Kapelle des Hauses. Der von Josef Lackner gestaltete Sakralraum gilt als zentrales Bindeglied zwischen Alt- und Neubau. Glettler würdigte in einer Dialogpredigt gemeinsam mit der Künstlerin Heidi Holleis die von ihr geschaffene künstlerische Ausstattung der Kapelle als spirituelles Narrativ über Neubeginn, Dialogfähigkeit und Hoffnung.
Holleis Werk, eine großformatige Fotografie mit Kreuzmotiv und der Zeitangabe "0,0000001", verweist laut Glettler auf den "Beginn einer neuen Zeit, einer neuen Hoffnungsgeschichte", die das Bildungshaus seit acht Jahrzehnten mitschreibe, besonders im Licht aktueller globaler Krisen. Weitere Kunstwerke wie das goldene Symbol der Erzengel-Feder oder eine weiße Rose auf blauem Grund regten zum Nachdenken über Kommunikationsethik, den Umgang mit Macht und die Rolle Marias als Symbolfigur für Leid, Liebe und Leben an.
Dass Bildung spirituelle Quellen erschließen und zur "Unterscheidung der Geister" befähigen müsse, betonte Glettler auch mit Blick auf aktuelle Herausforderungen wie den Einsatz Künstlicher Intelligenz. Das Bildungshaus wolle ein Raum bleiben, in dem kritisches Denken, innere Einkehr und gemeinsames Lernen Hand in Hand gehen.
Ort des Auftankens
Magdalena Modler-El Abdaoui, Leiterin von Bildung St. Michael, hob den Charakter des Hauses als Ort des Auftankens hervor: "In unseren Bildungsangeboten können Menschen Kraft tanken für verschiedenste Lebensfragen und -phasen, im Einklang mit der Natur zurück zum Wesentlichen finden." Auch Andreas Wild, Geschäftsführer des St. Michael Alpin Retreat, unterstrich die Offenheit des Hauses: Es sei nicht nur ein Ort für Seminare oder spirituelle Angebote, sondern ebenso ein "barrierefreier Rückzugsort für alle Menschen, die Erholung und Inspiration suchen - einzeln, als Familie oder als Gruppe".
Die Geschichte des Hauses reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die ehemalige "Pension Kraft" von der damaligen Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch übernommen und 1945 als Bildungshaus neu eröffnet. Das Haus ist seit 2018 als barrierefreier Neubau in nachhaltiger Holzbauweise gestaltet und wurde mit dem Qualitätssiegel "Klimaaktiv Gold" ausgezeichnet. Mit der Umstrukturierung im Jahr 2024 wurde die Nutzung zweigleisig weitergeführt: als diözesane Bildungseinrichtung ("Bildung St. Michael") und zugleich als Rückzugs- und Veranstaltungsort ("St. Michael Alpin Retreat") im Hotelbetrieb.
Auszeichnung für Inklusion
Im Rahmen der Jubiläumsaktivitäten wurde bekannt, dass das Haus St. Michael mit dem Bildungsinnovationspreis des Landes Tirol ausgezeichnet wurde. Prämiert wurde das Projekt "Mittendrin statt außen vor - Inklusion im Bildungshaus weiterdenken", das an langjährige inklusive Angebote für Familien mit behinderten Angehörigen anknüpft. Seit über vier Jahrzehnten bietet das Bildungshaus gemeinsam mit der Lebenshilfe Tirol entsprechende Programme an. Dazu zählen etwa Mathematikförderwochen für Kinder mit Trisomie 21. Künftig sollen weitere Zielgruppen wie Menschen mit Autismus einbezogen und Fachkräfte im Bereich Barrierefreiheit geschult werden. (Infos: https://st.michael.dibk.at)
Quelle: kathpress