
Ternberg: Katholische Jugend gedachte der Opfer des KZ-Außenlagers
Mehr als 250 Menschen haben am Freitag auf Einladung der Katholischen Jugend (KJ) der Region Ennstal der Opfer des NS-KZ-Außenlagers Ternberg gedacht. Die Gedenkfeier, die heuer zum 17. Mal stattfand, wurde in der heutigen Pfarrbaracke Ternberg (Bezirk Steyr-Land) abgehalten, wo früher ein Teil des Konzentrationslagers Mauthausen war. Die Gedenkrede hielt die Radiomoderatorin Claudia Stöckl.
Stöckl rief die Jugendlichen dazu auf, durch aktives Engagement die "Bewegung des Guten" in der Welt zu vergrößern. Sie verwies auf Gespräche mit den Zeitzeugen Hugo Portisch, Arik Brauer und Erika Freeman. Portisch sagte im O-Ton: "Geschichtslose Menschen können nichts einordnen." Aus dem Gespräch mit Brauer zitierte Stöckl die Einsicht, dass im Menschen sowohl das Gute als auch das Böse angelegt seien: "Alles steckt in uns und es beginnt bei uns - ein christlicher Gedanke, den es zu leben gilt."
Stöckl betonte weiter: "Es ist das Gebot der Stunde und unserer Zeit, selbst in diesem Leben, das von Reizen und Informationen überfüllt ist, genau zu sein." Wichtig sei es, "den Dingen auf den Grund zu gehen, alle Seiten zu beachten, egal um welche Gewalttaten oder Konfliktherde es sich handeln mag". Ihr Appell an die Jugendlichen: "Lasst es nicht beim Verstehen der Welt bewenden. Es geht auch um ein Handeln. Es geht um Engagement. Engagiert euch!"
"Niemals wieder"
Das Gedenken stand unter dem Motto "Gemeinsam für ein Niemals wieder!", entsprechend dem Jahresschwerpunkt des Mauthausen Komitees Österreich. Nach Grußworten von Generalvikar Severin Lederhilger und der Vorsitzenden der Katholischen Jugend OÖ, Leonie Falk, wurde von den Teilnehmenden ein "Friedensnetz" geknüpft. Die Namen der bekannten Opfer wurden verlesen, anschließend sprach Diözesanjugendseelsorger Vitus Glira ein Gebet. Kränze wurden vor der Baracke niedergelegt.
Anita Buchberger, Jugendpastoralbeauftragte der Pfarre Ennstal, erinnerte an den Schwur der Mauthausen-Überlebenden: "Niemals wieder - das haben die Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen nach der Befreiung gesagt. Wir müssen heute klar Haltung zeigen: gegen Hass. Gegen Gleichgültigkeit. Für Respekt, Mitgefühl und ein friedliches Zusammenleben." Cornelia Kreusel, ehrenamtliche Mitarbeiterin im Jugendpastoralteam, erklärte: "Die Geschichte darf sich nicht wiederholen - niemals wieder."
Lautstark statt schweigend
Generalvikar Lederhilger rief dazu auf, "täglich wachsam zu sein gegenüber Rassismus, Antisemitismus, Totalitarismus und jedem Versuch, Menschenrechte - aus welchem Grund immer - zu untergraben." Erinnerung dürfe nicht in betroffenem Schweigen versiegen, sondern müsse "offenherzig und lautstark fortgesetzt werden".
Leonie Falk betonte die Verantwortung jeder Generation: "Gedenkarbeit braucht aktiven Einsatz." Das Engagement Jugendlicher sei ein starkes Zeichen: "Ihr Einsatz war ein Akt der Würdigung gegenüber den Opfern, ein Zeichen der Solidarität und ein wertvoller Beitrag dafür, dass die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät", so die KJOÖ-Vorsitzende.
Die musikalische Gestaltung übernahmen die Jugendband "Soulservice", der Chor der Mittelschule Ternberg und ein Bläserensemble des Musikvereins Ternberg. Mitveranstalter des Gedenkens waren u.a. die Marktgemeinde, das Rote Kreuz, das Katholische Bildungswerk, die Katholische Männer- und Frauenbewegung sowie das Mauthausen Komitee Österreich.
Gedenkort, von Jugendlichen belebt
Das KZ-Außenlager Ternberg war zwischen 1942 und 1944 Teil des Konzentrationslagers Mauthausen. Es diente vor allem der Zwangsarbeit für Rüstungszwecke. Untergebracht waren die Häftlinge in Baracken, von denen eine - die damalige Küchenbaracke - bis heute erhalten ist und heute als Pfarrbaracke genutzt wird.
Im Rahmen der bundesweiten Jugendsozialaktion "72 Stunden ohne Kompromiss" wurde im Jahr 2008 von 45 Jugendlichen aus den damaligen Dekanaten Weyer und Steyr ein Gedenkraum im Keller der Baracke eingerichtet. Seither finden dort jährlich Gedenkfeiern statt. Der Ort ist auch für pädagogische Führungen zugänglich; ein entsprechendes didaktisches Konzept wurde eigens dafür entwickelt. Das Gedenken wird von der Katholischen Jugend der Region Ennstal gemeinsam mit kirchlichen, zivilgesellschaftlichen und kommunalen Partnern getragen. Ziel ist es, das historische Bewusstsein wachzuhalten und einen konkreten Beitrag zu einer lebendigen Erinnerungskultur zu leisten.
Quelle: kathpress