
Bischof Marketz: Pfarren vernetzen statt auflösen
Anders als in manchen anderen Diözesen sind bei den kirchlichen Strukturreformen in Kärnten keine großflächigen Zusammenlegungen von Pfarren geplant. Der kirchliche Entwicklungsprozess in der Diözese Gurk soll vielmehr bestehende Pfarren erhalten und als "lebendige Orten des Glaubens" weiterzuführen, erklärte Diözesanbischof Josef Marketz laut einem Bericht der diözesanen Internetredaktion über ein kürzlich stattgefundenes Regionaltreffen in der Pfarre Villach-St. Martin. "Die Pfarre ist das Herz der Kirche", so Marketz bei seinem Impulsreferat. Kleinere, lebendige Gemeinschaften seien ausdrücklich erwünscht.
Im Zentrum des Treffens stand das Ziel einer geistlichen Erneuerung. Es gehe nicht um strukturelle Kürzungen, sondern um eine Vertiefung des Glaubens vor Ort, so der Bischof. Die Kirche dürfe sich nicht auf Organisation und Verwaltung beschränken, sondern müsse geistlich ausstrahlen und Zeugnis geben. Laien sollen stärker aus ihrer Taufberufung heraus Verantwortung übernehmen, Pfarrgemeinderäte "geistlich geprägt" sein. Neue kirchliche Dienste wie Lektor, Akolyth oder Katechist sollen laut Marketz gefördert werden.
Geplant ist die Bildung von Pfarrverbänden mit bis zu sechs eigenständigen Pfarren, die verbindlich zusammenarbeiten, Ressourcen teilen und pastorale Schwerpunkte gemeinsam setzen. Leitung soll künftig auf mehreren Schultern ruhen: Neben dem Pfarrer können auch Pfarrkoordinatoren, Pastoralassistenten oder Verwalter Aufgaben übernehmen. Zur Entlastung der Pfarren sind zentrale Dekanatsbüros vorgesehen, die Verwaltungsaufgaben wie Matrikenführung oder Kirchenrechnungen bündeln.
Bischof Marketz rief dazu auf, Kirche gemeinsam zu gestalten. "Eine lebendige Kirche braucht viele Berufungen und das Zusammenwirken aller Getauften", sagte er. Die Zukunft der Kirche in Kärnten liege in geistlicher Tiefe, tragfähiger Gemeinschaft und mutiger Mitverantwortung. Zudem gelte es, die Vielfalt wertzuschätzen und offen für Veränderungen zu sein. Besonders junge Menschen erwarteten "neue Wege und glaubwürdige Antworten in einer Zeit voller Umbrüche".
Das Treffen stand unter dem Leitwort "Kirche in Vielfalt - gemeinsam unterwegs" und wurde von zahlreichen Vertretern aus Pfarren und Dekanaten besucht. In anschließenden Kleingruppen wurden erste Rückmeldungen und Erwartungen an den Reformprozess diskutiert.
Quelle: kathpress