
Emmausgemeinschaft: Mehr Akzeptanz für psychisch Erkrankte
Für mehr Akzeptanz und Unterstützung von psychisch erkrankten Menschen hat sich die Emmausgemeinschaft St. Pölten anlässlich des Welttags der psychischen Gesundheit (10. Oktober) ausgesprochen. Der Verein zur Integration sozial benachteiligter Menschen betreibt an sieben Standorten in St. Pölten Einrichtungen zur Unterstützung von Personen in Krisensituationen. Viele von ihnen sind obdachlos, psychisch erkrankt oder suchtkrank. In Tagesstätten finden sie Beschäftigung, soziale Kontakte und Begleitung im Alltag. Ziel ist es, Betroffenen Wege aus der Isolation aufzuzeigen und neue Lebensperspektiven zu eröffnen, wie der Verein in einem Schreiben am Donnerstag mitteilte. Es brauche aber dringend mehr gesellschaftliche Akzeptanz und weitere Enttabuisierung psychischer Erkrankungen.
"Gerade Männer zögern oft lange, über psychische Belastungen zu sprechen", berichtet eine Mitarbeiterin in den Tagesstätten. "Unsere Arbeit ist es, Hemmschwellen abzubauen, Selbstvertrauen zu stärken und den Gästen zu zeigen, dass sie nicht allein sind." Früher sei es noch weit schwieriger gewesen, wie ein Gast einer Tagesstätte aus einer bäuerlichen Familie im ländlichen Niederösterreich sagt: "Es war damals überhaupt nicht akzeptiert, psychisch krank zu sein und schon gar nicht als Mann." Viele Jahre kämpfte er mit schweren Depressionen, Angstzuständen und Alkoholmissbrauch. Durch die Unterstützung von Emmaus seit 2008 habe er erlebt, dass es keine Schwäche bedeutet, Hilfe anzunehmen: "Wichtig ist, dass wir lernen, offen darüber zu sprechen und Hilfe anzunehmen."
Gemeinschaft statt Stigma
Die Emmaus-Tagesstätten bieten Menschen in schwierigen Lebenslagen professionelle Unterstützung und wollen Raum für Begegnung und Wertschätzung schaffen. In der Tagesstätte Viehofen etwa - mit 56 Plätzen die größte Tagesstätte der Emmausgemeinschaft - werden handwerkliche Produkte hergestellt, die im Emmaus-Shop und auf Märkten verkauft werden. Neben der Werkstattarbeit sind gemeinsame Ausflüge, Gespräche und Begegnungen wichtige Bestandteile des Angebots.
Seit Gründung im Jahr 1982 durch Karl Rottenschlager wurden in der Emmausgemeinschaft St. Pölten 22.542 hilfesuchende Menschen aufgenommen. Seit 1995 konnten 979.021 Nächtigungen in den Schlafstellen verzeichnet werden. 2024 wurden in den drei Emmaus-Wohnhäusern insgesamt 236 Personen betreut. Die Notschlafstellen halfen 205 Menschen; 93 Männern in der Männernotschlafstelle, 36 Frauen im Frauenwohnhaus und 76 Jugendlichen in der Jugendnotschlafstelle.
Ursprünglich wurde die Einrichtung als Auffangnetz für Haftentlassene konzipiert. Heute betreibt die "Emmausgemeinschaft" u.a. mehrere Wohnheime, Notschlafstellen sowie ein Tageszentrum für Obdachlose. Sie unterhält Beratungsstelle, Arbeits- und Beschäftigungsplätze sowie Tagesstättenplätze für Frauen, Männer und Jugendliche. Täglich werden rund 320 Menschen von einem multiprofessionellen 155-köpfigen Team unterstützt und begleitet. Zusätzlich arbeiten jährlich etwa 30 Zivildiener und über 100 freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der "Emmausgemeinschaft" mit. (Website: www.emmaus.at)
Quelle: kathpress