
49. Salzburger Pflegekongress zum Thema Trost
Unter dem Titel "Trost. Geht's noch?" diskutieren renommierte Referentinnen und Referenten beim 49. Salzburger Pflegekongress von Freitag bis Samstag über neue Perspektiven auf das Thema Trost. Im Salzburger Bildungszentrum St. Virgil soll aber auch der Austausch und das gemeinsame Suchen nach Wegen, wie "Trost geben" und "Trost empfangen" in der Pflege gelebt werden kann, im Zentrum stehen, heißt es seitens der Veranstalter. Am Programm stehen unter anderem auch ein Gang durch St. Virgil mit 14 Trost-Stationen, ein Orgelkonzert im Dom, ein ökumenischer Gottesdienst und ein Besuch der Gesundheits-Clowns. Ausgerichtet wird die Veranstaltung von den Erzdiözesen München-Freising und Salzburg sowie den Diözesen Augsburg und Regensburg.
"In der täglichen Pflegearbeit begegnen wir Menschen in ihren verletzlichsten Momenten: wenn sie Schmerz erleben, mit Diagnosen konfrontiert werden, Abschied nehmen oder sich einsam fühlen", heißt es in der Ankündigung. Der Pflegekongress widmet sich darum in Vorträgen der Frage, wie gerade in diesen Momenten einfühlsame Pflege Trost spenden und Hoffnung geben kann.
Den Ruf des Trostes retten
Der belgische Philosoph, Medizinethiker und Theologe Jean-Pierre Wils verteidigt in seinem Vortrag den Leumund des Trostes, der in einer Kultur mit "Vorwärtsdrang" ramponiert worden sei. Die Trostsuchenden stünden im Abseits, und Trost gelte bestenfalls als Notbehelf. "Gewiss - vor falschem Trost muss ebenso gewarnt werden wie vor der Anmaßung, ihn aus dem Repertoire menschlicher Bedürfnisse streichen zu können", schreibt Wils in seinem Abstract. Am Freitag wird er der Frage nachgehen, ob Trost nicht eine eigene Würde und Schönheit besitzt.
In die Praxis professioneller Pflege blickt die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Professorin für Pflegewissenschaft Hanna Mayer. Sie geht der Frage nach, wie professionell Pflegende, die mit Menschen in der vulnerablen Phase der Trauer wirken, Trost geben können. Dabei stellt sie Ansätze vor, wie die Person-Centred Practice Framework von Brendan McCormack und Tanya McCance, oder die Comfort Theory der US-amerikanischen Pflegewissenschaftlerin Katharine Kolcaba, die auf Erleichterung, Beruhigung und Überwindung aufbaut.
"Trost, der nicht vertröstet"
Der klinische Psychologe, Trauma- und Notfallpsychologe Clemens Hausmann behandelt den richtigen Umgang von Pflegepersonen mit Betroffenen, damit diese sich ernst genommen fühlen. Der Verzicht auf allgemeine Sprüche sowie die Planung nächster Schritte für die Gegenwart, die nächsten Tage und Wochen seien essenziell für Trauernde, heißt es in seinem Abstract. Hausmann will Beispiele bringen, wie Antworten auf die Fragen "Was mache ich, wenn ...?" und "Was soll ich bloß sagen?" aussehen können. "Somit kann man auch angesichts scheinbar erdrückender Situationen handlungsfähig und hilfreich bleiben."
Andreas Lob-Hüdepohl, Professor für Theologische Ethik an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin, stellt in seinem Vortrag einen "Trost, der nicht vertröstet", in den Mittelpunkt. Trost sei ein Beziehungsereignis, das neue Energien freisetzen will. "Er nimmt den tiefen Schmerz eines Leidens auf, um dessen Ursachen wenigstens einigermaßen zu überwinden", so Lob-Hüdepohl. Davon unterscheide sich eine "Vertröstung auf bessere Zeiten, die allenfalls den Schmerz narkotisieren kann, aber im Bestehenden gefangen hält".
(Programminfos: https://salzburger-pflegekongress.org/)
Quelle: kathpress