
10 Jahre SDGs: Handlungsbedarf bei österreichischer Umsetzung
Zehn Jahre nach Verabschiedung der Agenda 2030 zieht die Plattform SDG Watch Austria eine gemischte Bilanz über die Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) in Österreich: So gäbe es in Österreich zwar politische Bekenntnisse, aber noch immer keinen ressortübergreifenden Umsetzungsplan, heißt es in dem Bericht "10 Jahre SDGs - und jetzt?" des Netzwerks, dem mehr als 250 Organisationen angehören; er benennt sowohl Fortschritte als auch Defizite und formuliert Empfehlungen für die verbleibenden fünf Jahre bis 2030. Laut Anja Appel, Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO), müsse Österreich seine internationale Verantwortung wahrnehmen und auf allen Ebenen auf eine kohärente Politik setzen.
Konkret geht es um den sogenannten negative Spillover-Effekt, also negative Auswirkungen durch ungerechte Handels- und Finanzbeziehungen oder die Ausbeutung von Arbeitskräften und Ressourcen. "Während Österreich einen hohen Platz im internationalen SDG-Ranking erreicht, ist es eines der Schlusslichter im Spillover-Ranking", so Appel.
Damit Länder "nicht mit einer Hand geben und der anderen nehmen", seien Initiativen wie der European Green Deal und die EU-Lieferkettenrichtlinie "unentbehrliche Meilensteine in Richtung einer weltweiten nachhaltigen Entwicklung". Die KOO ist Gründungs- und Steuerungsgruppenmitglied von SDG Watch und am Bericht beteiligt.
Der UN-Aktionsplan wurde 2015 von den 193 UN-Mitgliedsstaaten einstimmig verabschiedet. Bis heute fehle aber "trotz Empfehlung des Rechnungshofs ein SDG-Umsetzungsplan, um die Bewältigung gesellschaftlicher, ökologischer und ökonomischer Herausforderungen steuern und finanzieren zu können", kritisierte Steuerungsgruppenmitglied und Leiter des EU-Umweltbüros, Bernhard Zlanabitnig. Ziel des neuen Governance-Berichts sei es, Bund, Länder und Gemeinden "für den Endspurt bis 2030 und die Zeit danach zu rüsten".
Auch innerhalb Österreichs seien laut SDG Watch stärkere Abstimmung und Kohärenz erforderlich. "Damit Österreich seine Nachhaltigkeitsziele erreicht, müssen alle Ministerien an einem Strang ziehen", betonte Umweltjurist und Geschäftsführer des Umweltbüros, Gregor Schamschula. Neue Gesetze und Programme sollten schon in der Planungsphase auf ihre Auswirkungen geprüft werden, um schädliche Folgen etwa in den Bereichen Wohnen, Mobilität, Energie oder Ernährung rechtzeitig zu verhindern.
Letztlich könne eine strategische SDG-Umsetzung nicht nur soziale und ökologische, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bringen, so das Fazit des Netzwerks. Eine kohärente Nachhaltigkeitspolitik steigere einerseits die Kosteneffizienz für Bund, Länder und Gemeinden, andererseits verschaffe sich Österreich dadurch internationale Glaubwürdigkeit und Wettbewerbsvorteile und sichere langfristig das Wohlergehen von Menschen weltweit.
SDG Watch Austria ist ein Zusammenschluss von zivilgesellschaftlichen und gemeinnützigen Organisationen, darunter auch kirchliche wie Caritas, Dreikönigsaktion, Katholische Sozialakademie, "Horizont3000", MIVA oder Pax Christi. Sie setzen sich gemeinsam für eine ambitionierte Umsetzung der Agenda 2030 und der "Sustainable Development Goals" (SDGs) in Österreich ein.
Quelle: kathpress