
Neuer Wiener Erzbischof: "Will weiterhin Seelsorger bleiben"
Der ernannte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl möchte eine Gratwanderung versuchen: Einerseits habe er "aus vollem Herzen 'Ja' zu dieser Aufgabe" gesagt, andererseits hoffe er, dass er als Bischof "nicht im Management und in reinen Verwaltungsaufgaben" aufgehen werde, "sondern dass ich weiterhin Seelsorger bleiben, nahe bei den Menschen sein kann". Das betonte Grünwidl in seinem ersten Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Er wolle "gern ein Bischof sein für alle Menschen" und sei überzeugt, dass die Kirche "einen ganz wichtigen Beitrag für das gesellschaftliche Miteinander in diesem Land leiste: "Da will ich mich gerne einbringen. Ich lade alle sehr gerne ein, mitzumachen", so Grünwidl.
Zu seinem Zögern im Blick auf die Frage des Nuntius, ob er zu dem Amt "Ja" sagen könnte, erklärte Grünwidl einmal mehr, dass dies mit dem Respekt vor der Größe der Aufgabe zusammenhing: "Ich habe ja nicht 'Nein' gesagt zu dieser Aufgabe, weil ich das einfach nicht wollte, sondern aus großem Respekt vor diesem hohen Amt und auch vor den großen Herausforderungen, dem Anforderungsprofil. Ich habe aber gelernt, Gott braucht mich nicht perfekt, sondern verfügbar. Und ich kann jetzt auch aus vollem Herzen 'Ja' sagen zu dieser Aufgabe."
Zeremoniär von Weihbischof Krätzl
Ein besonderes Berufungserlebnis, das ihn zum Priesteramt geführt hat, hatte er nicht, führte Grünwidl im Gespräch weiter aus. "Es ist bei mir gewachsen. Ich hatte in meiner Kindheit als Ministrant in meiner Heimatpfarre schon immer eine Faszination für Liturgie, für Kirche, für Kirchenmusik. Das hat mich immer schon interessiert." Die eigentliche Berufung habe sich dann erst nach der Matura und in den Jahren des Theologiestudiums entwickelt. "Die letzte Entscheidung ist in meinem Auslandsjahr in Würzburg gefallen, wo ich auch in einer Pfarre mitarbeiten durfte. Da habe ich gesagt: 'Das ist meine Berufung: Ich möchte in der Kirche für die Menschen und für Christus arbeiten.'"
Bestärkt habe ihn dann auf diesem Weg auch die Anfrage, ob er Zeremoniär von Weihbischof Helmut Krätzl (1931-2023) werden wolle. "Ich war dann zwei Jahre mit ihm unterwegs, auch bei vielen Pfarrbesuchen, und habe auch sehr viele Kontakte mit Pfarrgemeinden und Menschen gehabt - und da ist noch einmal klarer geworden: Das ist mein Weg, als Priester bei den Menschen zu sein und Kirche zu leben", erinnerte sich Grünwidl. (Interview im Wortlaut: https://www.dersonntag.at/artikel/gott-braucht-mich-nicht-perfekt-sondern-verfuegbar)
Quelle: kathpress