
EZA Fairer Handel: 50 Jahre Einsatz für gerechte Handelsstrukturen
Vor genau 50 Jahren, am 28. Oktober 1975, wurde in Österreich ein Stück Wirtschaftsgeschichte geschrieben: Mit dem Eintrag ins Handelsregister nahm die "EZA - Entwicklungszusammenarbeit mit der Dritten Welt" offiziell ihre Arbeit auf. Was als kirchlich inspiriertes Experiment in einem ehemaligen Stall des Missionshauses Maria Sorg bei Salzburg begann, ist heute unter dem Namen EZA Fairer Handel ein Synonym für alternative, sozial gerechte Handelsstrukturen. Bilanz über das halbe Jahrhundert wird am 17. November von 18.30 bis 20 Uhr im Weltladen Wien-Rennweg (3. Bezirk, Rennweg 85) bei einem Podiumsgespräch gezogen.
Die Gründung der EZA ging auf ein Netzwerk engagierter Christinnen und Christen zurück - unter ihnen Vertreter der Katholischen Jugend (KJ), Jungschar sowie der Katholischen Männer- und Frauenbewegung, aber auch Entwicklungshelferinnen und -helfer. Initiator und erster Geschäftsführer war der damalige KAJ-Diözesansekretär Anton Wintersteller, der bei einer Reise nach Holland 1972 erstmals einen "Wereldwinkel" - einen Weltladen - sah. "Von der ersten Begegnung bis zur Gründung dauerte es dreieinhalb Jahre, doch das Ziel war klar: durch fairen Handel zur Gerechtigkeit beitragen", erinnert sich Wintersteller am Freitag gegenüber Kathpress.
Das Anfangskapital von 500.000 Schilling kam großteils von der niederländischen Stiftung Wereldhandel. In Österreich seien die kirchlichen Organisationen anfangs noch zögerlich gewesen, so Wintersteller, "doch als man sah, wie rasch die Initiative wuchs, stieg die Begeisterung." Schon bald wurden Kunsthandwerk, Jute-Taschen, Tonwaren und später Kaffee angeboten - letzterer entwickelte sich ab 1976 zum Erfolgsprodukt. "Damals wurde vielen Menschen klar, dass Unterentwicklung mit ungerechten Handelsstrukturen zusammenhängt", so Wintersteller. Pfarren und kirchliche Gruppen seien diejenigen gewesen, die die EZA über Jahrzehnte getragen und mit zahlreichen Solidaritätsaktionen unterstützt hätten.
Eine große Feier zum 50-Jahr-Jubiläum blieb zwar aus, doch die EZA beging ihr "Goldenes" mit zahlreichen kleineren Begegnungen, darunter Diskussionsabende in Weltläden und Erinnerungswanderungen von Maria Sorg zur heutigen Zentrale in Köstendorf. Im September gab es eine EZA-Produzentinnentour, bei der zwei Vertreter einer peruanischen Frauenkooperative in Weltläden und Schulen über ihre Arbeit berichteten, mit Stationen u.a. in Mondsee, Salzburg, Ried, Wien und Hollabrunn.
Grundidee lebt weiter
Eine abschließende Jubiläumsveranstaltung ist für 17. November im Weltladen Wien-Rennweg geplant. Wintersteller wird dort gemeinsam mit Suse Lichtenberger, bei Fairtrade Österreich zuständig für Aktionen in Gemeinden und Schulen, sowohl die Gründungswurzeln beleuchten als auch aktuelle Bildungs- und Fairtrade-Projekte vorstellen. Wintersteller betonte, dass es wichtig sei, eine Brücke zwischen damals und heute zu schlagen: "Wir wollen zeigen, wie sich die Grundidee - die Lebensbedingungen der Menschen in Landwirtschaft, Produktion und Genossenschaften zu verbessern - bis heute fortsetzt. Gleichzeitig wird aufgezeigt, wie Fairtrade heute in Schulen, Pfarren und Gemeinden vermittelt wird."
In den Weltläden und Bildungsprogrammen arbeitet die EZA nach wie vor eng mit Produzentinnen und Produzenten im Globalen Süden zusammen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf nachhaltiger Landwirtschaft, Klimaanpassung und Unterstützung lokaler Genossenschaften. Heute ist die EZA mit ihren Weltläden, Bildungsprojekten und Partnerschaften in zahlreichen Ländern präsent. Für Wintersteller hat sich die Vision auch nach fünf Jahrzehnten nicht verändert: "Fairer Handel sollte die Regel sein, nicht die Ausnahme." Eine Richtschnur dafür gäben die Prinzipien der Katholischen Soziallehre - Personalität, Solidarität, Subsidiarität und Gemeinwohl -, die auch weiterhin "Grundlage einer gerechten Weltwirtschaft" seien, so der EZA-Pionier. (Infos: www.eza.cc)
Quelle: kathpress