
Bischof Scheuer: Diakone schenken Hoffnung in Krisensituationen
Der christliche Kernauftrag der Solidarität mit armen und benachteiligten Menschen und die daraus folgende diakonische Seelsorge standen im Zentrum der Jahrestagung von Österreichs Ständigen Diakonen. 200 Diakone auf Lebenszeit und ihre Ehefrauen aus ganz Österreich kamen dazu von 24. bis 26. Oktober im Bildungshaus Schloss Puchberg in Wels zum Austausch zusammen. Gerade in belastenden Situationen stelle sich die Frage nach Lebensfreude und innerer Widerstandskraft, um mit Krisen umzugehen - Diakone vermittelten diese Lebensfreude und schenkten Menschen in schweren Zeiten Freude und Hoffnung, betonte der Linzer Bischof Manfred Scheuer bei einem Gottesdienst im Rahmen der Tagung, teilte die Diözese Linz am Montag mit.
In der Bibel gäbe es das sogenannte "Quartett der Verwundbaren": Witwen, Waisen, Arme und Fremde. "Heute gehören zu diesen Verwundbaren Alleinerzieherinnen, kinderreiche Familien, Flüchtlinge, Asylwerber, Schubhäftlinge, Armutsgefährdete, Arbeitslose und Sündenböcke aller Art", sagte Scheuer. Verwaist seien auch besonders vulnerable Personen und Personengruppen, die keine ausreichende seelische, materielle, soziale oder rechtliche Unterstützung hätten. Dazu gehörten demenzkranke oder pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen, aber auch die Pflegekräfte selbst. Diakone seien dazu berufen, hellhörig für die Trauer und Angst der Menschen zu sein und sollten ihnen Kraft und Lebensmut vermitteln.
Der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried attestierte den Diakonen bei einem Eröffnungsimpuls in mehrfacher Hinsicht eine wichtige "Erinnerungsfunktion". Durch die Präsenz eines Diakons in der Liturgie würden Menschen daran erinnert, "was alles an Gutem geschieht - und manchmal muss er auch anschieben und einen kräftigen Impuls geben", so Leichtfried. Diakone erinnerten auch an "den kostbaren Kern unseres Glaubens, der die tiefste Freude beinhaltet, weil Christus jeden Menschen so sehr liebt". Sie würden auch darauf achten, dass auf niemanden vergessen werde.
Einsatz für Arme kein bloßes "Add-on"
Der achtsame Blick auf Menschen in Not und das solidarische Handeln von Diakonen standen auch im Mittelpunkt der beiden Fachvorträge bei der Jahrestagung von Veronika Prüller-Jagenteufel, Pastoraltheologin und Seelsorgerin der Caritas St. Pölten, und Franz Gmainer-Pranzl, stellvertretender Leiter des Zentrums Theologie Interkulturell und Studium der Religionen an der Universität Salzburg.
Prüller-Jagenteufel betonte in ihrem Vortrag die Verpflichtung der gesamten Kirche, sich für die Armen einzusetzen. Diese sei kein "Add-on" oder "Nice-to-have", sondern gehöre zum Kern der christlichen Botschaft. Sie unterstrich, dass es beim Christsein nicht nur um eine persönliche Gottes- oder Christusbeziehung gehe, sondern immer auch um die anderen: "Es geht um Gerechtigkeit, Solidarität, Menschenwürde; um echten Frieden; um ein gutes Leben für alle und nicht nur für die, die es leicht haben oder die es sich richten können", so die Vortragende. Diakone seien nach ihrer Überzeugung genau diesem Liebesdienst zugeordnet, der Diakonie als Grunddimension von Kirche entspricht.
Gmainer-Pranzl ging in seinem Vortrag auf wesentliche Aspekte diakonischer Pastoral ein. Ausgehend vom Dreischritt Sehen - Urteilen - Handeln betonte er, dass es als Diakon zuerst gilt, eine soziale und kulturelle Realität wahrzunehmen und bereit zu sein, die eigene Perspektive zu erweitern oder zu verändern. Das anschließende Urteilen beschrieb er als Teilnehmen: "Ich tauche ein in eine neue Realität." Schritt drei sei das Setzen diakonischer bzw. karitativer Initiativen; gleichzeitig gelte es, "die Notwendigkeit grundlegender Veränderung" zu sehen. Als wesentliche Elemente diakonischer Spiritualität nannte der Referent Interesse für das soziale und kulturelle Umfeld, Präsenz durch das Zeugnis des eigenen Lebens, durch Verkündigung und Sakramente sowie die befreiende Vision von der verändernden Macht des Reiches Gottes.
Alexander Niederwimmer, Sprecher der Diakone der Diözese Linz, zog in seinem Schlusswort am Ende der Tagung ein positives Resümee: "Wir haben in diesen drei Tagen viele Facetten von diakonischer Pastoral kennengelernt - und erlebt, dass sie nicht zuerst ein Programm ist, sondern eine Haltung. Eine Haltung, die das Herz öffnet, die Nähe sucht, die das Leben teilt. Wir haben gespürt, dass Gemeinschaft trägt und stärkt und uns den Dienst am Menschen und an Gott neu verstehen lässt."
Diakonenamt
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) ist das Diakonenamt nicht mehr vorwiegend eine Station auf dem Weg zum Priesteramt, sondern steht auch (verheirateten) Männern offen, die "ständig" Diakone bleiben wollen - daher die Bezeichnung "Ständige Diakone". Diakone assistieren dem Priester in der Messe, verkünden das Evangelium und dürfen predigen. Sie können die Taufe spenden, Trauungen und Begräbnisfeiern leiten, Wortgottesdienste feiern und Segnungen spenden. In der Liturgie sind Diakone an der quer über der Brust getragenen Stola zu erkennen.
Grundvoraussetzung für die Zulassung zur Ausbildung zum Diakonat sind eine bereits bewährte diakonale Lebenspraxis in Beruf und Familie sowie die mehrjährige Verwurzelung in einer Pfarrgemeinde bzw. kirchlichen Gemeinschaft. Als theologische Grundqualifikation ist zumindest der theologische Fernkurs erforderlich. Der berufsbegleitende diözesane Ausbildungsweg dauert mindestens dreieinhalb Jahre.
Alle zwei Jahre vernetzen sich die Ständigen Diakone österreichweit, jeweils in einer anderen Diözese. Die nächste Jahrestagung der Ständigen Diakone findet Ende Oktober 2027 in der Diözese St. Pölten statt.
Quelle: kathpress