
Tabu im Gespräch: Kirchliche Tagungen widmen sich Tod und Trauer
Rund um Allerseelen nehmen die für jeden Menschen so zentralen, aber gleichzeitig oft vermiedenen Themen Trauer, Tod und Sterben mehr Raum in der öffentlichen Debatte ein. In den kommenden Tagen und Wochen rücken Tagungen in Salzburg, St. Pölten und im Vorarlberger Batschuns jene Grenzerfahrungen ins Zentrum und eröffnen einen interdisziplinären Austausch über das Abschiednehmen, Trauerkulturen im Wandel, Pflege, Hospiz und Palliative Care. In wissenschaftlichen, praxisnahen und kabarettistischen Zugängen laden die Veranstaltungen ein, das Thema Tod und Sterben in Zeiten des Umbruchs neu und unkonventionell zu denken - jenseits von Scheu und Tabu und auf dem neuesten Forschungsstand.
So findet etwa in Salzburg von 27. bis 28. Oktober der erste Kongress über Sterben und Tod unter dem Titel "Jedermanns Tod" statt, der sich Fragen rund um die Themen Vergänglichkeit, Trauer und Verantwortung widmet. Im Rahmen von über 40 Programmpunkten soll ein "respektvoller, offener Dialog über das Lebensende - jenseits von Tabus und Berührungsängsten" gefördert werden, teilten die Veranstalter mit. Eingeladen sind Fachpersonen aus Psychologie, Soziologie, Theologie, Wirtschaft, Pflege, Hospiz- und Bestattungswesen, aus dem Bereich Palliative Care sowie ehrenamtlich Engagierte, Studierende und alle Interessierte, die sich aus persönlichem oder beruflichem Antrieb mit einem Thema auseinandersetzen wollen, das jeden und jede betreffe, hieß es.
Neben aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen stehen laut Programm auch kreative und innovative Impulse aus Psychologie und Soziologie, aus Theologie und Palliative Care, aus Pflegepraxis, Hospizarbeit, Kultur und Spiritualität im Fokus. Veranstaltet wird der Kongress vom Bildungs- und Konferenzzentrum St. Virgil Salzburg und der Stadt Salzburg in Kooperation mit zahlreichen Organisationen. Darunter die Erzdiözese Salzburg, aktion leben salzburg, die Trauerpastoral der Diözese Linz, Telefonseelsorge, Caritas Palliativ, die Österreichische Palliativgesellschaft oder das Diakoniewerk Salzburg.
Der erste Kongresstag nimmt soziale und ethische Herausforderungen in den Blick und beleuchtet, wie Gesellschaft, Politik und Institutionen Verantwortung im Umgang mit dem Tod tragen. Am zweiten Tag stehen persönliche Erfahrungen, Erinnerungen und individuelle Verarbeitungswege im Fokus. Behandelt werden emotionale, kulturelle und spirituelle Dimensionen des Abschiednehmens sowie Rituale, Trauerprozesse und narrative Zugänge. Neben Vorträgen stehen 30 Workshops zur Auswahl. Die parallel stattfindenden Angebote laden dazu ein, einzelne Themen gezielt zu vertiefen.
Wissenschaftliche und kabarettistische Zugänge
Zu den Vortragenden und Referierenden zählen u. a. die Theologin und Ethikerin Angelika Walser, die Theologin und Psychologin Simone Lindorfer, Angelika Feichtner, Dozentin für Hospizarbeit und Palliative Care in Innsbruck, Stefan Lorenzl, Universitätsprofessor und Leiter des Instituts für Palliative Care in Salzburg, Martin Dobretsberger, Jurist und Landes- und Bundesinnungsmeister der Bestatter Österreich, oder Martin Prein, Thanatologe und Notfallpsychologe. Die Themen reichen von Sterben und Tod in den Religionen, Bestattungskultur und Demenz über seelsorgliche Begleitung, den Umgang mit traumatischen Todesfällen und die Sterbeverfügung in Österreich bis hin zur tierärztlichen Begleitung in der End-of-Life-Care.
Auch kabarettistisch wird das Thema Sterben aufgegriffen. Magda Leeb bietet ein Improvisationstheater unter dem Titel "überLEEBen - Kulturelle Begegnung mit dem Tod". Der Sozialarbeiter und Rettungssanitäter Ingo Vogl macht eine "kabarettistische Draufschau auf den Kongress" und betrachtet "Jedermanns Tod" aus der Vogl-Perspektive (sic!). (Infos: https://www.virgil.at/bildung/veranstaltung/jedermanns-tod-25-0559/)
Trauerkulturen im Wandel
Die Suttnertage 2025 am Campus St. Pölten beleuchten von 14. bis 15. November unter dem Titel "Trauerkulturen im Wandel" das Thema Trauer im Kontext neuer gesellschaftlicher Entwicklungen, die neue bzw. veränderte Rituale, Orte und Ausdrucksformen der Trauer hervorgebracht haben. Zehn Workshops, vier Keynotes und drei Panels, mit und von Wissenschaftlerinnen und Praktikern, betrachten die Vielschichtigkeit von Trauer mit praxisnahen Einblicken. Die Inhalte reichen von "TraurigLachen" über Trauerbegleitung für Jugendliche im Chat, Trauer nach Suizid, wenn Tod und Geburt zusammenfallen, bis hin zu Ritualen in der Trauerbegleitung, wie es in der Ankündigung heißt.
Veranstaltet wird die Studientagung von der Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten (BSU) in Zusammenarbeit mit der Kompetenzstelle Trauer der Caritas der Diözese St. Pölten. Im "TrauerRaum" in der Aula am Campus laden Stationen dazu ein, sich "in eigenem Tempo und in Stille mit den Themen Abschied, Tod, Schuld, Versöhnung und Dankbarkeit" auseinanderzusetzen.
Zu den Vortragenden und Referentinnen zählen Michaela Pfadenhauer, Soziologin an der Universität Wien, Teresa Schweighofer, Juniorprofessorin für Praktische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, die Kinder-, Jugend- und Familientrauerbegleiterin Elke Kohl, die Hebamme und Leiterin des mobilen Hospizdienstes der Caritas der Diözese St. Pölten Gudrun Simmer und der Psychologe Heinz Teufelhart.
Ziel sei, das Thema Trauer, die eigentlich "eine Grundkonstante menschlicher Erfahrung" ist, zu enttabuisieren, erklärte Michael Wininger, interimistischer Rektor und Geschäftsführer der BSU in einer Aussendung. "Die Frage des Lebensendes, des Sterbens und des Verabschiedens von den Toten ist in Zeiten des Umbruchs neu zu denken. Mit dem Wandel der Trauerkultur darf die Erinnerung an die Menschen, die wir geliebt haben, nicht verloren gehen", betonte der St. Pöltner Caritasdirektor Hannes Ziselsberger. (Infos: https://suttneruni.at/de/startseite/aktuelles/events/suttnertage-2025)
Vorarlberger Hospiz- und Palliativtag
Das Bildungshaus Batschuns veranstaltet am 8. November den 22. Vorarlberger Hospiz- und Palliativtag unter dem Titel "Grenzgänge am Lebensende" in Kooperation mit der Ärztekammer für Vorarlberg, Caritas Hospiz Vorarlberg, der Österreichischen Krebshilfe Vorarlberg, der Palliativstation des Landeskrankenhauses Hohenems und dem Landesverband der Heim- und Pflegeleitungen. Eingeladen sind alle im Gesundheitsbereich und in der Hospizbewegung Tätigen sowie Interessierte.
Zu den Referentinnen bei der interdisziplinären Tagung im Kulturhaus Dornbirn zählen Angelika Feichtner, Dozentin für Hospizarbeit und Palliative Care in Innsbruck, mit einem Vortrag zum Thema "Aushalten von Leid versus medikalisiertes Sterben" sowie Petra Bellini, diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester, mit ihrem Beitrag "Wie ich das Sterben als Angehörige erlebt habe". Die Diätologin Doris Eglseer wird sich dem Thema Ernährung am Lebensende widmen, die Psychotherapeutin Maria Stadler wird sich mit der Angst vor dem Sterben beschäftigen. (Infos: https://www.bildungshaus-batschuns.at/?inhalt=Vorarlberger_Hospiz_und_Palliativtag-%7C-Grenzgaenge_am_Lebensende-08-11-25&;id=3-10-0)
Quelle: kathpress