
Kürbisse, Kommerz und Kirchenkritik - Fragen und Antworten zu Halloween
Ende Oktober ist es wieder so weit: Gruselfiguren zieren Vorgärten, Kinder ziehen verkleidet durch die Straßen, und in den Geschäften stapeln sich Kürbisse und Süßigkeiten. Für viele ist Halloween ein lustiges Spektakel - für andere ein weiterer Beleg dafür, wie Kommerz und Spaßkultur einstige religiöse Feste verdrängen. Was steckt wirklich hinter dem 31. Oktober?
Woher kommt der Name?
Der Name "Halloween" stammt von "All Hallows' Eve", also dem Abend vor Allerheiligen. Das Hochfest feiert die Kirche seit dem Jahr 835 am 1. November - ein Tag des Gedenkens an alle Heiligen und an die Hoffnung auf das ewige Leben.
Beruht das Fest auf heidnischen Totenkulten?
Halloween hat keine nachweisbaren keltischen Wurzeln, wie teils behauptet wurde. Zwar fällt das Fest auf das Datum des irischen Samhain, doch es gibt keinerlei Belege, dass dieses schon in der vorchristlichen, keltischen Eisenzeit existierte. Archäologische Funde aus jener Zeit zeigen weder Spuren eines solchen Festes noch Hinweise auf einen Geisterglauben am Ende des Erntejahres. Die Verbindung zwischen Samhain und Halloween entstand erst im Frühmittelalter, als das christliche "Allerseelen" eingeführt wurde - also lange nach dem Untergang der keltischen Kultur.
Woher kommt das Fest dann?
Viel eher ist die Halloween-Kultur mit Kürbissen, Verkleidungen und Geistergeschichten Produkt von bei irischen Auswanderern in die USA entstandener Traditionen aus dem 19. Jahrhundert, die als "Re-Import" über in Europa stationierte US-Soldaten und die Gruselfilmserie "Halloween" nach Europa zurückkamen. Dass heute keltische Symbole oder Mythen mit Halloween verknüpft werden, gilt in der Wissenschaft als ein romantischer Irrtum des 19. und 20. Jahrhunderts, aber nicht als historisches Faktum.
Das bunte Treiben wurde seit den 1990er Jahren freilich immer populärer, auch weil die Geschäftswelt es für sich entdeckte. Halloween gilt als umsatzstärkster Feiertag nach Weihnachten. Laut einer Umfrage von 2021 wollten die US-Bürger damals rund 10 Milliarden Dollar für Produkte rund um das Fest ausgeben. Die Ausgaben rund um Weihnachten liegen allerdings bei über einer Billion Dollar.
Was hat das mit Kürbissen zu tun?
Der Brauch, Kürbisse zu Fratzen zu schnitzen und mit Kerzen zu beleuchten, geht auf eine irische Legende zurück. Darin überlistet ein geiziger Hufschmied namens Jack den Teufel und darf weder in den Himmel noch in die Hölle. Mit einer glühenden Kohle in einer ausgehöhlten Rübe soll seine rastlose Seele seither durch die Dunkelheit wandern. In Nordamerika, wo Rüben selten waren, wurde daraus der Kürbis - größer, leuchtender und bald Symbol des gesamten Festes. So entstand aus einer einfachen Volkserzählung ein Markenzeichen des modernen Halloween.
Wie steht die Kirche zu Halloween?
Auch wenn es keine offizielle Stellungnahme der katholischen Kirche gibt, sehen etliche ihrer Vertreter die Teufels- und Vampirkostüme am Vorabend von Allerheiligen als unangemessen - und keineswegs als "harmlosen Spaß". Das Gedenken an die Toten werde damit herabgewürdigt, so der Tenor. Diözesen in vielen Ländern warnen davor, dass der Fokus auf Grusel, Okkultismus und Kommerz das christliche Totengedenken untergräbt. Kritisch werden auch Verkleidungen als Dämonen oder Verherrlichungen des Todes gesehen, sowie der Kommerz rund um den Vorabend des Allerheiligenfestes. Dieser lasse die Tiefe und Reflexion über das Leben sowie die christliche Sicht auf Tod und Auferstehung vermissen.
Aufhorchen ließ vor kurzem der Vizepräsident der Internationalen Vereinigung der Exorzisten mit einer Warnung vor Halloween: Wer das Fest feiere, sei anfälliger für den Einfluss des Teufels, so Francesco Bamonte. Halloween verharmlose Tod, Magie und okkulte Symbolen, die den Glauben schwächen und die Seele gefährden können, würden doch Kinder und Jugendliche durch Gruselspiele und dämonische Motive an das Böse herangeführt. Bamonte sprach zudem von einer "Zunahme von Blasphemie" und riet gläubigen Menschen, sie sollten besser Heiligenkostüme basteln.
Eine anders geartete Kritik kommt von der evangelischen Kirche, der es ein Dorn im Auge ist, dass Halloween dem Reformationstag am 31. Oktober Konkurrenz macht.
Welche Alternativen gibt es?
Inzwischen haben die Kirchen alternative Angebote ins Leben gerufen. Für Kinder gibt es vielerorts Heiligen-Verkleidungspartys, die unter der Bezeichnung "Santosanti" oder "Holy wins" den Fokus auf das am Folgetag gefeierte Heiligenfest richten. Fest etabliert hat sich am 31. Oktober in vielen österreichischen Kirchen die "Nacht der 1.000 Lichter" als jugendgemäße Feierform, die dem Gedenken, der Trauer und Stille Raum gibt.
Immer wieder haben sich auch kirchliche Jugendorganisationen kritisch mit Halloween auseinandergesetzt. Die Katholische Jungschar sieht darin ein stark kommerzialisiertes Fest, das den Sinn von Allerheiligen überdeckt und Kinderängste zum Spiel macht. Statt Konsum und Grusel fordert sie eine altersgerechte Auseinandersetzung mit Tod und Vergänglichkeit. Verkleidungen seien zwar positiv, müssten aber verantwortungsvoll genutzt werden. Gewaltandrohungen oder das Prinzip "Süßes oder Saures" lehnt die Jungschar ab, da sie Kinder verunsichern und falsche Werte vermitteln können.
Quelle: kathpress