
Buch "Wie wir leben wollen" stellt Zukunftsfragen in Krisenzeiten
Hoffnung und Zuversicht in einer Zeit ständiger Krisen stärken will das neue Buch "Wie wir leben wollen - Visionen für eine bessere Welt", das diese Woche im Verlag edition a erschienen ist. Herausgegeben von den Pastoraltheologen Christian Friesl und Regina Polak sowie der Journalistin Edith Meinhart vereint es 27 Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Religion und Zivilgesellschaft. Ziel sei es, so Friesl, "nicht nur zu analysieren, sondern das Wünschen und Wollen in den Mittelpunkt zu rücken". Bundespräsident Alexander Van der Bellen verfasste das Vorwort.
Die Beiträge kommen u. a. von AMS-Chef Johannes Kopf, Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser, Kinder- und Jugendpsychiater Paulus Hochgatterer, dem ehem. Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments Othmar Karas sowie Elisabeth Holzleithner, Professorin für Rechtsphilosophie und Gender Studies der Uni Wien. "Pluralität war ausdrücklich gewollt", meinte dazu zum Buch der langjährige Leiter des Bereichs "Bildung und Gesellschaft" in der Industriellenvereinigung. Und weiter: "Wir wollten kontroverse, aber konstruktive Diskussionen."
"Kein Wohlfühlbuch"
"Wie wir leben wollen" sei damit "kein Wohlfühlbuch" geworden, so der Professor am Institut für Praktische Theologie der Universität Wien, im Gespräch mit Kathpress. "Es geht darum, die Realität ernst zu nehmen, aber zu zeigen, dass Zukunft gestaltbar ist." Jeder Beitrag wurde von zwei Autorinnen und Autoren verfasst - jeweils einer Person aus der Wissenschaft und einer aus der Praxis. So entstehe eine "sachliche und geerdete Perspektive".
Hintergrund der Neuerscheinung ist das Netzwerk "Interdisziplinäre Werteforschung" der Universität Wien. Nach Jahren empirischer Analyse habe man nun "über die Befunde hinausdenken" wollen, erklärte Friesl. Die 13 Themenfelder reichen von Demokratie, Arbeit und Digitalisierung über Klima, Gesundheit und Migration bis zu Religion und Bildung. Jeder der Beiträge folgt den vier Schritten: wahrnehmen, bewerten, Zukunft skizzieren, handeln. Und beschreibt, wie ein gelingendes Zusammenleben in zentralen Lebensbereichen aussehen kann.
Zukunftsbilder mit Orientientierung
Im Zentrum steht das Modell einer "menschenrechtsbasierten liberalen Demokratie", das Friesl als inhaltlichen Rahmen beschreibt. Diese Staatsform genieße grundsätzlich hohes Ansehen, "doch das Vertrauen in die politische Praxis ist brüchig geworden". Umso wichtiger sei es, neue Wege der Beteiligung und Kommunikation zu entwickeln. Auch Demokratie brauche, so Friesl, "Zukunftsbilder, die Orientierung geben".
Die Werteforschung zeige, dass Vertrauen in Institutionen veränderbar sei: "Zwischen 1990 und 2020 ist das Vertrauen in fast alle Institutionen gewachsen. Es kann also auch wieder gestärkt werden." Zwar habe Corona einen Einschnitt in das Vertrauen zur Folge gehabt, "aber die Kurve lässt sich auch wieder nach oben drehen, durch glaubwürdige Politik und konkrete Problemlösungen".
Auch Werte und Religion spielen im Sammelband eine wichtige Rolle. Werte seien "Orientierungspunkte, keine Schlagworte", erklärte Friesl. Sie müssten empirisch fundiert, ethisch reflektiert und gesellschaftlich gelebt werden. Hoffnung bedeute nach Václav Havel, so Friesl, "nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat".
Bundespräsident Van der Bellen schreibt im Vorwort, er wünsche sich ein Österreich, "in dem Vielfalt gefeiert wird und gemeinsame Lösungen gesucht werden". Diesen Gedanken greife das Buch auf, so Friesl: "Ohne Zukunftsbilder ist es schwer, Hoffnung und Zuversicht zu entwickeln." Am Ende des Buchs stehen daher 39 Visionen für eine bessere Zukunft.
"Wie wir leben wollen - Visionen für eine bessere Welt" von Christian Friesl, Edith Meinhart und Regina Polak, Verlag edition-a, 304 Seiten.
Quelle: kathpress