
Bischof Zsifkovics: Den heiligen Martin für unsere Zeit entdecken
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics ruft in einem Hirtenbrief anlässlich des Martinsfests am 11. November zu "Martinstaten" auf. Der Diözesan- und Landespatron des Burgenlands habe - der heutigen Zeit nicht unähnlich - in einer "verwundeten" Zeit der Völkerwanderungen, feindlichen Übergriffen und Armut gelebt und als Bischof der Armen bleibende Spuren hinterlassen. Der Heilige habe nicht nur mit einem Bettler seinen Mantel geteilt, sondern auch sein Leben, seinen Glauben und Mut - wie so viele heilige Frauen und Männer nach ihm. In der heutigen Zeit, geprägt von Einsamkeit, Verarmung, Schuldzuweisungen, der Flucht in digitale Welten und einem Desinteresse am Menschen, gelte es, den heiligen Martin "für uns, unsere Zeit, für die Menschen um und mit uns" zu entdecken, so Zsifkovics.
Viele Menschen fühlten sich heute überfordert, müde, flüchteten sich in Abhängigkeiten und seien voll von Ängsten und Fragen. Auch das Ausgeliefertsein an Influencer und Meinungsmacher könne zerstören, warnt der Bischof. "Die Flucht aus der Zeit in eine virtuelle Welt mit ihren Blasen führt zu einer Unterschreitung der menschlichen Wirklichkeiten und baut an einer Scheinwelt der Verdächtigungen, Verschwörungen und der Entfremdungen." Diese Flucht trenne die Menschen vom Menschen und die Menschen von Gott. "Gott aber lebt in keiner Scheinwelt, sondern in unserer konkreten Welt", ruft Zsifkovics zu einem lebensnahen Dialog mit der Welt und Gott nach dem Vorbild Martins auf.
"Bündnis der Menschlichkeit"
Die künstliche Intelligenz werde Menschen nicht ersetzen können; sie sei nicht empathisch, könne nicht trösten und gebäre weder Freuden noch Tränen. "Christen müssen Menschen sein, die Menschen mit Gott in Berührung bringen, die Menschen versöhnen und sich für die Menschen und für Gott aufreiben", erinnert der Bischof auch an den Aufruf Papst Leos zu einem "Bündnis der Menschlichkeit", das nicht auf Macht, sondern auf Fürsorge, nicht auf Profit, sondern auf Geben und nicht auf Misstrauen, sondern auf Vertrauen aufgebaut ist.
Es gebe zu viele einsame Menschen, und diese Einsamkeit zerstöre Leben und mache krank. Hier brauche es Nähe, Sensibilität, offene Augen, Liebe, Achtsamkeit und "die Bereitschaft, Zeit zu teilen und Zeit zu schenken", regt Zsifkovics zur Mithilfe bei Initiativen der Diözese, Gemeinden oder Organisationen an. Teilen und Zeit schenken könne bedeuten, Kranke, Alte und Gebrechliche zu besuchen, Fahrdienste anzubieten, Nachhilfe zu geben oder "Kinder und junge Menschen aus ihren Sonderwelten herauszuholen und sie für die Schönheiten der Welt zu interessieren". "Werden wir zu Handlangern des heiligen Martin!"
Gottesdienste und Martinsumzüge
Das Kanzelwort des Bischofs zum Martinsfest, das in diesem Jahr im Zeitraum von 8. bis 11. November gefeiert wird, hat Tradition und wird am Sonntag vor dem Martinstag sowie am oder um das Martinsfest in allen Pfarr-, Filial- und Klosterkirchen verlesen.
Gottesdienste zum Martinsfest und die traditionellen Martinsumzüge gibt es in zahlreichen Pfarren in ganz Österreich. Im Burgenland bildet der Festgottesdienst am 11. November um 9 Uhr im Eisenstädter Martinsdom mit Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics den Höhepunkt der Feierlichkeiten. Im Anschluss sind alle Mitfeiernden zum traditionellen Martinikipferl-Teilen eingeladen. Um 17 Uhr lädt die Diözese gemeinsam mit der Katholischen Jugend und Jungschar Burgenland zum traditionellen Laternenumzug vom Schloss Esterhazy zum Martinsdom.
Quelle: kathpress