
Niederösterreich: Land und Kirchen betonen Miteinander
In Niederösterreich gibt es ein gutes Miteinander von Landespolitik und christlichen Kirchen und die Zusammenarbeit bleibt gerade angesichts aktueller Herausforderungen wichtig. Das war der Grundtenor der schon traditionellen Begegnung, zu der Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner Vertreter der Katholischen und Evangelischen Kirche am Mittwoch ins St. Pöltner Landhaus eingeladen hatte. Für den designierten Wiener Erzbischof und gebürtigen Niederösterreicher Josef Grünwidl war es die erste Begegnung dieser Art. Gekommen waren auch die Bischöfe Alois Schwarz (St. Pölten), Werner Freistetter (Militärdiözese), Anton Leichtfried (St. Pölten), Franz Scharl und Stephan Turnovszky (Erzdiözese Wien) sowie die Äbte der niederösterreichischen Stifte und der evangelische Superintendent Michael Simmer.
80 Jahre nach dem Weltkriegsende, 70 Jahre nach dem Staatsvertrag und 30 Jahre seit dem Beitritt zur Europäischen Union gebe es im Land "Friede, Freiheit und Wohlstand, die von Generationen vor uns erkämpft wurden und nicht selbstverständlich sind", betonte die Landeshauptfrau. Dafür brauche es weiterhin das Miteinander im Land und auch die Zusammenarbeit mit den Kirchen - vor allem in der Vermittlung tragender Werte, im Einsatz für Familien und im Bewahren des religiös-kulturellen Erbes.
Verantwortlichen in Politik und Kirchen solle es ein Anliegen sein, die christlichen Wurzeln der Gesellschaft zu bewahren und die daraus erwachsenden Werte wie Nächstenliebe und Solidarität weiterzugeben, betonte Mikl-Leitner. "Dazu braucht es Bekenntnisse wie das Kreuz in öffentlichen Einrichtungen". Das Kreuz sei ein "verbindendes Symbol" und mache deutlich, "wie aus einem Minus ein Plus wird". Ausdrücklich bekannte sich die Landeshauptfrau zum Wert des Religionsunterrichts, zur kirchlichen Präsenz in Kindergarten und Schule, aber auch zur Pflege christlicher Bräuche. Es gebe zudem eine gemeinsame Verantwortung für das religiöse und kulturelle Erbe im Land, betonte Mikl-Leitner und verwies in diesem Zusammenhang auf die exemplarische gute Zusammenarbeit mit den Ordensgemeinschaften. "Stifte und Klöster sind Orte unserer Werte und Orientierung."
Als wichtiges gemeinsames Handlungsfeld von Politik und Kirche bewertete Mikl-Leitner den Einsatz für Familien und ihre Förderung. Familie sei "nicht Last, sondern Freude und Erfüllung". Es gelte, gemeinsam eine "familienfreundliche Kultur" zu etablieren. "Familien sind das Herz der Gesellschaft und ohne Reproduktion keine Produktion", so die Landeshauptfrau.
Orientierung am Evangelium
Der designierte Wiener Erzbischof Grünwidl unterstrich ebenfalls die gute Zusammenarbeit in Niederösterreich und sagte: "Wir sind gerne bereit, das Miteinander zu stärken und das Wir über das Ich zu stellen." "Nicht selbstverständlich" und zugleich "Ausdruck der Wertschätzung" gegenüber dem Christlichen sei beispielsweise die vom Land herausgegebene Broschüre "Bräuche in Niederösterreich zur Vorweihnachtszeit".
Ein gutes ökumenisches Miteinander von Kirchen und Politik "hält aber auch aus, dass man unterschiedliche Zugänge haben kann", so Grünwidl. "Manchmal kann und muss Kirche auch die Politik nerven", vor allem dann, wenn sie versuche, sich am Evangelium zu orientieren. Ein Blick in die Bibel zeige, "dass Jesus kein Schulterklopfer war", sondern zum Umdenken und zur Umkehr aufgerufen habe.
Die Kirche müsse sich klar positionieren, zu den "letzten Fragen" und wenn es um Grundsätzliches für den Menschen gehe. Grünwidl: "Daher bitte ich um Verständnis, dass wir nerven müssen", etwa wenn im Zuge der nötigen Budgetkonsolidierung kirchlicherseits auf die Auswirkungen auf arme Menschen hingewiesen werde, oder "wenn wir uns in der Kopftuchdebatte für die Religionsfreiheit und das Erziehungsrecht der Eltern stark machen".
Der evangelische Superintendent für Niederösterreich betonte den Wert von Hoffnung und Zuversicht angesichts der zahlreichen Krisen in Gesellschaft und Welt. "Fürchte Dich nicht" sei das zentrale Wort im Evangelium, so Simmer. In einer Welt, die in Unordnung geraten sei, "müssen wir gemeinsam in der Gesellschaft das Grundvertrauen stärken".
Quelle: Kathpress