
Grazer Weihbischof
"Schweigen über Gott nicht einfach hinnehmen"
Grazer Weihbischof
"Schweigen über Gott nicht einfach hinnehmen"
Die gesellschaftliche Dimension des christlichen Glaubens hat der Grazer Weihbischof Johannes Freitag zum Christkönigsfest am Sonntag betont. Gerade in einer säkularen Umgebung, in der Religion oft auf den privaten Bereich beschränkt bleibe, mache Christkönig dazu Mut, "das Schweigen über Gott nicht einfach hinzunehmen", sagte Freitag beim Gottesdienst im Grazer Dom. Das "Königtum Christi" zeige sich jedoch nicht in gesellschaftlicher Dominanz und Herrschaft, "sondern im Dienst, in der Solidarität mit den Schwachen, im Eintreten für Menschenwürde", so der Weihbischof: "Wo wir im Alltag barmherzig handeln, wo wir Menschen aufrichten und für Gerechtigkeit eintreten, wird Gottes Stimme hör- und sichtbar - leise, aber wirksam."
Die unter anderem vom Theologen Johann Baptist Metz (1928-2019) diagnostizierte Gotteskrise in der Gesellschaft sei auch eine Chance, den Glauben neu zu entdecken. "Nicht laut, aber tief; nicht belehrend, aber einladend", müssten Kirche und Gläubige dafür auftreten, erklärte Freitag. Auch brauche es eine neue Sprache der Theologie, um "klar und gleichzeitig menschenfreundlich von Gott zu reden", also "nicht abstrakt, nicht moralisch schwer, sondern so, dass Herzen sich öffnen können".
"Ausrufezeichen Gottes" sein
Die Menschen erlebten heute viele Formen von Verlust, darunter zerbrechliche Beziehungen, Unsicherheit im Beruf oder Einsamkeit trotz digitaler Vernetzung, so der Weihbischof an anderer Stelle seiner Predigt. Die Gotteskrise berühre nicht nur geistlich, sondern ganz konkret im Alltag. "Wo keine letzte Instanz des Sinns mehr ist, verlieren wir leicht auch den Mut, füreinander einzustehen", sagte Freitag. Genau hier aber werde der Glaube wichtig. "Aus dem Gottesbild wächst das Menschenbild. Wenn Gott Liebe ist, dann ist der Mensch geliebtes Gegenüber, nicht Konsument, nicht Kostenfaktor, nicht Objekt, sondern: ein Du."
Nicht Gott selbst sei also in der Krise. "Wir sind es - und deshalb brauchen wir ihn", sagte Freítag. In einer lauten Welt, die Gott oft verschweige, seien Christen dazu gerufen, "bescheiden, einladend und dabei mutig" als "Ausrufezeichen Gottes" zu wirken: "Zeichen der Hoffnung, wenn alles unsicher wirkt. Zeichen der Zuwendung, wenn viele vereinsamen. Zeichen der Liebe, wenn die Welt hart wird."
Quelle: Kathpress