
Außenministerium: Preis für Religionsfreiheit an "Christen in Not"
Die in Wien ansässigen Organisation "Christen in Not" (CiN) ist vom Außenministerium für ein Projekt in Peru mit dem "Religious Freedom Award 2025" ausgezeichnet worden. Die Preisverleihung fand am Montag im Außenministerium in Wien statt, wo weitere sechs Projekte den Intercultural Achievement Award (IAA) erhielten. Damit werden seit 2014 herausragende zivilgesellschaftliche Projekte gewürdigt, die den interkulturellen und interreligiösen Dialog weltweit, aber auch in Österreich fördern. "Umweltschutz und interkultureller Dialog stärken Resilienz und Fortbestand indigener Traditionen", hieß es seitens des Ministeriums zum prämierten CiN- Projekt mit dem Titel "Support for Indigenous People in the Amazon Region".
"Wir leben in einer Zeit tiefgreifender globaler Umbrüche. In einer solchen Welt ist Dialog kein Luxus. Er ist eine Notwendigkeit. Er schafft Vertrauen, wo Misstrauen wächst, und Verständnis, wo Angst vor dem Anderen trennt", sagte Staatssekretär Sepp Schellhorn bei der Preisverleihung. Bei einem Pressegespräch kurz vor der Preisverleihung betonte Schellhorn auf eine Frage von Kathpress, dass bei der Vergabe des Preises für Religionsfreiheit für ihn "religiöse Toleranz ein wichtiges Kriterium" sei und dies vom prämierten Projekt erfüllt werde.
Illegaler Goldabbau am Amazonas
Für CiN-Generalsekretär Elmar Kuhn ist der Preis "eine ganz große Auszeichnung für einen kleinen Verein, der aus christlicher Haltung nicht nur Christen, sondern allen Menschen in Not helfen will". Dies werde auch beim prämierten Projekt deutlich, bei dem CiN mit der katholischen Diözese Iquitos in Peru, dem Menschenrechtsbüro der Diözese und mit Menschenrechtsaktivisten im Amazonasgebiet kooperiert, so Kuhn im Interview mit Kathpress. Die dort lebende indigene Bevölkerung sei religiös gemischt - katholisch, freikirchlich und animistisch -, aber unterschiedslos von den Auswirkungen des illegalen Goldabbaus im Oberlauf des Amazonasgebiets betroffen. Umweltgifte wie Quecksilber gelangen dabei in großen Mengen in den Fluss, ruinieren die fischreichen Gewässer und führen zu Missgeburten und anderen schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden.
"Christen helfen allen und christliche Fürsorge gilt auch anderen Kulturen", so Kuhn. Das Preisgeld von insgesamt 6.000 Euro werde man teilweise für den Aufbau einer kleinen Krankenstation verwenden, vorrangig aber für das Serum gegen giftige Schlangen und Spinnen. Mit dem restlichen Geld wolle man ein Boot ausrüsten, mit dem Menschenrechtsaktivisten gegen die illegalen Goldgräber und ihre am Fluss dafür verwendeten Plattformen vorgehen können, hieß es. Neben dem Preisgeld gebe es durch die Initiative des Außenministeriums aber einen unbezahlbaren Effekt: "Öffentliche Aufmerksamkeit für das Projekt ist wie ein Schutzschild für alle Beteiligten, deren Leben bedroht ist", so Kuhn.
Kirche und indigene Zivilgesellschaft
Dies bestätigte die peruanische Menschenrechtsaktivistin Marcelina Angulo. Sie war zur Preisverleihung gemeinsam mit der peruanischen Menschenrechtsanwältin Rita Ruck zur Preisverleihung ins Außenministerium gekommen. Wie Angulo im Interview mit Kathpress ausführte, habe sich in ihrer Region eine indigene Bürgerwehr aus sechs Dörfern gebildet. Gemeinsam mit den Freiwilligen würden sie auf friedliche Weise versuchen, auf die illegalen Goldgräber einzuwirken. Selbstverständlich werde die Polizei über jede illegale Aktivität informiert, leider würde sie aber selten einschreiten. Mitunter sei die Bürgerwehr gezwungen in Selbsthilfe zu "intervenieren".
"Wenn wir die illegalen Goldgräber nicht mit Worten überzeugen können, dann müssen wir sie bei ihren Handlungen stören, oder das wegnehmen, was sie für ihre kriminellen Machenschaften benötigen", so Angulo. "Wir wurden von den Goldgräbern auch schon beschossen, bis jetzt gab es bei der Bürgerwehr noch keine Toten, aber Verletzte", berichtet die indige Menschenrechtsaktivistin, die unter ständiger Bedrohung lebt und unter Polizeischutz steht.
Juristische Unterstützung bekommt Angulo und ihr Team von der Rechtsanwältin Ruck, deren Büro von der katholischen Diözese Iquitos getragen wird. Insgesamt sei die Unterstützung durch die Kirche sehr groß und essenziell für den Widerstand der indigenen Bevölkerung. So ist nicht nur der dortige Bischof Miguel Angel der direkte Projektpartner von CiN, auch würde der Seelsorger der sechs betroffenen Gemeinden, Pater Marco, die indigene Bevölkerung mit Rat und Tat unterstützen.
"Uns ist wichtig, dass illegaler Goldabbau von den Behörden verhindert und bestraft wird", betonen sowohl Angulo als auch Ruck. Nicht zuletzt vor den schwachen Ergebnissen der am Wochenende in Belem/Brasilien zu Ende gegangenen Umweltkonferenz COP30 brauche es mehr Anstrengungen, um Amazonien und sein für die Menschheit wichtiges Ökosystem zu schützen. "Es wäre schon geholfen, wenn sich Peru an das bereits beschlossene Quecksilber-Abkommen halten würde", so die beiden.
Über 300 Einreichungen
Insgesamt gab es über 300 Einreichungen für den diesjährigen Intercultural Achievement Award. Preise wurden in den Projektkategorien Aktualität, Gesundheit & Empowerment, Integration, Nachhaltigkeit, Technologie, Medien und Religionsfreiheit vergeben. Die sieben Preise waren in diesem Jahr mit 56.000 Euro dotiert. Darüber hinaus wurden Anerkennungspreise an Projekte aus Burkina Faso, Jordanien, Kenia und dem Libanon vergeben. Der Intercultural Achievement Award wird in einer langjährigen Partnerschaft des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten mit dem Bundeskanzleramt, dem Zukunftsfonds der Republik Österreich, der Austrian Development Agency (ADA) und dem Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) vergeben.
Der Preis für Religionsfreiheit ist mit 6.000 Euro ausgestattet. Er wurde zum zweiten Mal von der "Stabsstelle Internationaler Schutz verfolgter religiöser Minderheiten" im Bundeskanzleramt ausgeschrieben. Damit sollen herausragende Initiativen gewürdigt werden, die Religionsfreiheit, interreligiöses Verständnis und friedliche Koexistenz durch interreligiösen und interkulturellen Dialog fördern. Preisträger bei der Premier des "Religious Freedom Award" war im Herbst 2024 das Linzer Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" (ICO) mit dem Schulprojekt in Libanon, wo christliche und muslimische libanesische Kinder gemeinsam unterrichtet werden und aufwachsen.
(Spendenkonto bei Christen in Not für das Projekt "Indigene schützen - den Amazonas bewahren": AT76 2011 1824 1397 6100, Verwendungszweck "Amazonas"; Infos: www.ChristeninNot.com)
Quelle: kathpress