Linz: Telefonseelsorge hilft zu Weihnachten

Weihnachten, das Fest der Liebe und Beziehungen, ist mit Emotionen und Erwartungen verbunden: Die Sehnsucht nach einer "heilen Welt" sei besonders groß, die Realität aber oft eine andere, so die Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ, Silvia Breitwieser. "Die heile Welt zu Weihnachten - die gibt es nicht. Viele Menschen zweifeln gerade an Weihnachten daran, dass es das Leben, dass es Gott gut mit ihnen meint", meinte dazu auch der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer. Die Telefon- und Onlineberatung der TelefonSeelsorge sei daher auch an den Feiertagen erreichbar, hieß es im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag in Linz. Weiters biete man Anregungen für ein stimmiges Fest, etwa sich vom "idealen Weihnachten der Kindheit" zu verabschieden und zu überlegen, was das Fest wirklich ausmache.

Halt könnten vertraute Rituale und die der Weihnachtsbotschaft geben: Die Geburt Jesu sei ein Zeichen, dass selbst unter widrigsten Lebensumständen ein Neubeginn möglich sei, so Scheuer. "Jesus wurde keineswegs in eine friedvolle, heile Welt hineingeboren", betonte Scheuer. So erzähle die Weihnachtsbotschaft von Armut, Verfolgung, Ablehnung und einer Geburt im Stall. "Sie erzählt uns aber auch von Vertrauen ins Leben, selbst wenn das Vertrauen bereits mehrfach erschüttert wurde." Das Kind in der Krippe verkörpere Gottes Botschaft, dass jedes Leben - und sei es noch so belastet - ein Geschenk sei und eine unveräußerliche Würde habe.

Scheuer und Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) unterstützen die TelefonSeelsorge in den kommenden Tagen persönlich: Stelzer übernimmt am Freitag (19. Dezember) von 18.30 bis 19.30 Uhr einen Bereitschaftsdienst, Scheuer von 15 bis 17 Uhr. Stelzer verwies auf zunehmende Einsamkeit und Unsicherheit und betonte die Bedeutung niederschwelliger Hilfsangebote. "Die Menschen brauchen Orte, an denen sie mit ihren Sorgen nicht alleine bleiben", sagte er.

Sehnsucht nach "Weihnachten wie früher"

Ein zentrales Thema vieler Beratungsgespräche sei die Sehnsucht nach einem "Weihnachten wie früher", berichteten Breitwieser und Barbara Lanzerstorfer-Holzner von der TelefonSeelsorge OÖ. Hohe Erwartungen an Harmonie und Geborgenheit stünden häufig im Kontrast zu Stress, Konflikten und Überforderung. Der Dezember sei für viele Menschen der hektischste Monat des Jahres, die "stillste Zeit" gehe oft im Trubel verloren.

Die Referentin der TelefonSeelsorge OÖ Lanzerstorfer-Holzner verwies auf die stabilisierende Wirkung von Ritualen. Diese könnten Orientierung geben, Beziehungen stärken und ein Gefühl von Sicherheit vermitteln - besonders für Kinder. Ebenso wichtig sei Selbstfürsorge: Alle Gefühle, auch Trauer, Wut oder Enttäuschung, hätten ihre Berechtigung und machten keine Weihnachtspause. Nachsicht mit sich selbst und anderen sowie der Umgang mit Unwägbarkeiten könnten helfen, die Feiertage stimmiger zu erleben. "Voraussetzung dafür ist Empathie, also die Fähigkeit, die Perspektive anderer Menschen zu verstehen und ihre Gefühle und Emotionen nachzuvollziehen", so Lanzerstorfer-Holzner.Und weiter: "Das Leben ist nicht schwarz oder weiß, es kann auch mal 'mittelgrau' oder 'grauweiß' sein."

Anregungen für ein stimmiges Fest

Hilfreich könne sein, sich vom "idealen Weihnachten der Kindheit" und dem perfekten Fest zu verabschieden und zu überlegen, was Weihnachten wirklich ausmacht und was wirklich dazugehört - nicht nur, "weil es halt so Brauch ist", so die beiden Expertinnen. Gemeinschaft und Nähe würden zudem mehr zählen als teure Geschenke. Auch der Abstand von medialer Dauerberieselung und "bad news" könne in der Weihnachtszeit wohltuend sein, ebenso wie die Pflege sozialer Kontakte.

Der psychosoziale Notruf der TelefonSeelsorge ist rund um die Uhr unter der kostenlosen Nummer 142 erreichbar, auch am Heiligen Abend und an den Feiertagen. Die Onlineberatung steht täglich von 16.00 bis 23.00 Uhr zur Verfügung, ebenso ein Messenger-Angebot unter 0660/142 0 142.

(Link: www.dioezese-linz.at/telefonseelsorge; www.onlineberatung-telefonseelsorge.at)

Quelle: kathpress