Papstbesuch: "klassisches Wiener Hochamt"
Zum Gottesdienst am Sonntag, 9. September, in St. Stephan wird die "Mariazeller Messe" von Joseph Haydn gespielt
Die musikalische Gestaltung der Messe mit Papst Benedikt XVI. am 9. September um 10 Uhr im Wiener Stephansdom folgt den Regeln des "klassischen Wiener Hochamts": Als durchkomponiertes Ordinarium (die feststehenden Teile der Messe wie Gloria, Credo usw.) für Soli, Chor und Orchester wird die "Mariazeller Messe" von Joseph Haydn zu hören sein, es gibt aber auch Volksgesang und Gregorianischen Choral (zur Kommunionspendung). Zum Auszug gibt es den Schlusschor aus der "Schöpfung" von Haydn. "Die 'Mariazeller Messe' ist für das Papsthochamt optimal", so Markus Landerer, der Domkapellmeister von St. Stephan, "schließlich deutet sie auf den Anlass des Besuchs".
Joseph Haydn (1732-1809) war nicht nur ein führender österreichischer Komponist der Wiener Klassik, sondern auch ein frommer Katholik, der oft seinen Rosenkranz zur Hand nahm, wenn er bei einer Komposition festgefahren war. Haydn war sich des "himmlischen Beistands"" auch bewusst, schrieb er doch stets "laus Deo" (Ehre sei Gott) oder eine ähnliche Wendung an das Ende des Manuskripts einer Komposition.
An geistlichen Werken schuf Haydn u.a. die zwei großen Oratorien "Die Schöpfung" und "Die Jahreszeiten" sowie insgesamt 14 Messen. Unter ihnen ist auch die "Mariazeller Messe" genannte "Missa Cellensis" (1782). "Haydn war zeitlebens ein marianischer Mensch", so Landerer: "Die 'Mariazeller Messe' schuf er anlässlich der Erhebung seines Freundes Edler von Kreuzer in den Adelsstand". Die "Mariazeller Messe" biete eine gute Balance zwischen Kunstfertigkeit und Volkstümlichkeit, und sie sei damit als Nachklang der großen Feier in Mariazell geradezu prädestiniert.
Einige Teile der geistlichen Komposition hebt der Domkapellmeister besonders hervor: "Mit 'Gratias agimus tibi' enthält die Messe ein Sopransolo von ganz besonderer Schönheit, das auch dem Text einen außerordentlichen Stellenwert verleiht. Was außerdem wirklich bemerkenswert ist, sind die kontrastierenden Chor- und Solistenteile im 'Benedictus'".
Zum Einsatz kommt im Stephansdom der mit 80 Personen in der Stammbesetzung auftretende Domchor gemeinsam mit einem kompletten klassischen Orchester, der Choralschola sowie den beiden Organisten Thomas Dolezal und Ernst Wally. Markus Landerer wird in seiner Funktion als Domkapellmeister dirigieren. Mit Maria Himmelfahrt wurde dieProbenarbeit wieder aufgenommen.
Die Akustik des Stephansdom beurteilt Landerer als "sehr speziell". In einem so großen Raum sei es generell schwierig, zu musizieren. "Besonders durch die vielen Säulen ist es eine komplizierte Situation", so Landerer.
Was jedenfalls in Hinblick auf die Liturgie sehr geglückt ist, sei die Positionierung der Musiker im Friedrichschiff. "Die Musik ist dort kein schmückendes Beiwerk. Sie ist selbst Liturgie. Die Musizierenden sind selbst Teil der feiernden Gemeinde", unterstreicht der Domkapellmeister. Das sei sicherlich auch die ideale Voraussetzung für ein auch musikalisch rundum gelungenes Papsthochamt.