Wissenschaft und Glaube - ein Widerspruch?
Der Bischof kritisierte eine "manchmal fast naive Wissenschaftsgläubigkeit", die zu einer Schwierigkeit des Glaubens werden könne: Die Menschen "brauchen" gewissermaßen Gott nicht, da es so scheine, dass durch die Wissenschaft alles erklärt werde. "Die Welt und was zu ihr gehört, ist nicht aus eigener Kraft oder aus Zufall entstanden", so Küng wörtlich. "Sie entstand, weil Gott sie wollte. Ohne ihn gebe es kein Leben."
Angesichts der "Tatsache des Leidens in der Welt" sei es nicht immer leicht, an Gott zu glauben, sagte Küng. Dennoch gelte, dass der Mensch frei erschaffen worden sei, mit der Möglichkeit, sein Verhalten selbst zu bestimmen, "anders gesagt, mit der Fähigkeit zu lieben". Die Bibel sage auch, "dass Gott nie zu lieben aufhört und den Menschen nie verlassen hat".
Der St. Pöltner Bischof wies in diesem Zusammenhang auf den Missbrauch der Freiheit hin, der Leid mitverursache. Die Abwendung von Gott bedeute Verlust der Freundschaft mit ihm und Entstehen eines Risses, "der die Harmonie mit sich selbst und meist auch mit den anderen trübt".
Mit der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus komme es zu einer "völligen Veränderung der Beziehung zu Gott", die "die große Wende in der Menschheitsgeschichte darstellt". Der Sohn Gottes komme in die Welt, nicht um zu richten, sondern um zu retten. Er offenbare, "dass Gott ein barmherziger Vater ist, der den verlorenen Sohn mit offenen Armen aufnimmt, sobald er zurückkehrt", so Küng.
Küngs Ausführungen waren die erste Katechese einer auf zwölf Vorträge angelegten Serie zum "Jahr des Glaubens". Die Katechesenreihe über die 12 zentralen Glaubenssätze seien das "Herzstück" - so Bischof Küng - des "Jahres des Glaubens" in der Diözese St. Pölten. "Wenn der Glaube erwacht, wenn Gott als Gott erkannt wird, dann wird die eigentliche Bedeutung des Lebens, der Welt entdeckt", betonte der Bischof. Daher sei "Ich glaube an Gott" tatsächlich die grundlegendste Aussage des Glaubensbekenntnisses.
Die weiteren Katechesen finden an jedem 3. Freitag im Monat um 18 Uhr in der Franziskanerkirche am Rathausplatz von St. Pölten statt. Der nächste Termin ist am 16. November mit dem Thema "Wer war Jesus eigentlich wirklich?"; Vortragender ist Ludwig Juza, Regionalvikar des Opus Dei in Österreich.
Quelle: Kathpress