
Innsbrucker Altbischof Reinhold Stecher beigesetzt
Österreich hat Abschied genommen vom langjährigen Tiroler Diözesanbischof Reinhold Stecher. Der am Dienstag 91-jährig an Folgen eines Herzinfarktes Verstorbene wurde am Samstag in der Krypta des Innsbrucker Domes St. Jakob beigesetzt. Bischof Reinhold Stecher war "Tröster in der Anfechtung und Mahner in dunklen Phasen des Lebens und des Glaubens", sagte Innsbrucks Bischof Manfred Scheuer beim Trauergottesdienst, den Salzburgs Erzbischof Alois Kothgasser leitete. Tausende Menschen nahmen am Trauerzug durch die Innsbrucker Altstadt teil.
Scheuer erinnerte in seiner Predigt an den Einsatz Stechers für die Versöhnung von Christen und Juden. Stecher, der wegen "Organisation einer Wallfahrt" in Gestapohaft kam, habe später stets das nüchterne Bedenken der Hintergründe der NS-Zeit eingefordert, sowie "den Wurzelverzweigungen des Hasses nachzugraben, den Nährboden für Vorurteile, Sündenbocktendenzen, Horizontverengungen, Rassenstolzdummheiten und Aberglauben aufzuspüren", formulierte Bischof Scheuer.
Der Altbischof habe ein intensives Gebetsleben geführt, so Scheuer weiter, er habe in Ansprachen, Briefen und Bildern als feinfühliger Beobachter "Aha-Erlebnisse" ermöglicht und durch Solidarität mit Armen und Benachteiligten beeindruckt. Beklagt habe sich Stecher oft über eine Distanz zwischen Bischöfen und alltäglicher Seelsorge und über eine "schleichende Entpersonalisierung" in der Kirche. Er habe sich für die Priesterweihe von "viri probati" ausgesprochen, zugleich jedoch auch das Bild eines im Zölibat lebensfrohen, ausgeglichenen Bischofs vorgelebt.
Grußworte an die Trauernden kamen von Papst Benedikt XVI., der sich Scheuers Angaben zufolge stets nach dem Befinden Stechers erkundigt habe: Bischof Stecher sei ein "engagierter Arbeiter im Weinberg des Herrn" gewesen, der die Botschaft der Liebe Gottes zu den Menschen gebracht und Nächstenliebe für Bedürftige sichtbar gemacht habe, so die von Nuntius Peter Zurbriggen verlesene Botschaft.
Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser - er war Stechers unmittelbarer Nachfolger als Innsbrucker Bischof - erinnerte zu Beginn des Begräbnisses an den Wahlspruch Stechers "Dienen und Vertrauen". Der 16 Jahre lang als Diözesanbischof wirkende Stecher habe dies sein Leben lang in die Tat umgesetzt.
Platter: Stecher war "Ausnahmeerscheinung"
Würdigungen kamen auch von Seiten der Politik. Für Tirols Landeshauptmann Günter Platter habe Stecher stets das Gesicht einer menschenliebenden, fröhlichen Kirche vermittelt. Eine "echte Ausnahmeerscheinung, wie es sie nur selten gibt" sei der Verstorbene jedoch auch durch sein Wirken weit über die Kirche hinaus gewesen: Sein Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Zeit habe die Gesellschaft humaner gemacht und dazu beigetragen, "dass Antisemitismus in Tirol keine Chance hat".
Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer beschrieb den verstorbenen Ehrenbürger der Stadt als "Mann des Herzens und der Wahrheit", der hohe Glaubhaftigkeit, Formulierungsgabe und Toleranz gezeigt habe und öfters mutige und klare Stellung bezogen habe.
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde der Sarg Stechers in einem Kondukt mit einer Beteiligung von den Tiroler Traditionsverbänden, zwei Musikkapellen und weiteren Vereinen und Gruppierungen auf einer Osttiroler Pferdekutsche durch die Innsbrucker Innenstadt geführt und nach einer Ehrensalve durch die Reichenauer Schützen in der Gruft des Domes beigesetzt.
An den Trauerfeierlichkeiten beteiligten sich u.a. Nuntius Peter Zurbriggen, Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof Dr. Luigi Bressan (Trient), die Diözesanbischöfe Egon Kapellari (Graz-Seckau), Alois Schwarz (Gurk-Klagenfurt), Ivo Muser (Bozen-Brixen), die Alt-Bischöfe Maximilian Aichern (Linz), Johannes Jobst (Broome, Australien) und Elmar Fischer (Feldkirch) sowie die Weihbischöfe Helmut Krätzl (Wien) und Franz Lackner (Graz-Seckau). Auch Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg und die Präsidentin der Kultusgemeinde, Esther Fritsch, waren unter den Trauergästen.
Die Spitze der politischen Vertreter führten an Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle, Vertreter der Landesregierung mit Landeshauptmann Günther Platter und Landtagspräsident Herwig van Staa, Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer und zahlreiche Bürgermeister aus dem Land Tirol.
Quelle: Kathpress