Kritik an Todesurteil in Weißrussland
Parlamentarier des Europarats haben das in Weißrussland verhängte Todesurteil gegen einen mutmaßlichen Mörder scharf kritisiert. Die Berichterstatterin für die Abschaffung der Todesstrafe, Marina Schuster (FDP), und der für Weißrussland zuständige estnische Parlamentarier Andres Herkel appellierten am Freitag an Minsk, das Urteil nicht zu vollstrecken. Eine Hinrichtung sei eine "inakzeptable Verletzung der Menschenrechte, unabhängig von dem begangenen Verbrechen".
Ein Gericht in Mahiljou hatte vor wenigen Tagen einen 1969 geborenen Mann zum Tode verurteilt, weil er im Gefängnis seinen Zellengenossen ermordet habe. Laut der unabhängigen weißrussischen Nachrichtenagentur Belapan sollen die insgesamt drei Zelleninsassen vereinbart haben, dass der Gewinner eines Dominospiels einem der zwei Verlierer das Leben nehme. Der Justiz zufolge ist es bereits der vierte Mord des Mannes.
Weißrussland ist der einzige Staat Europas und der ehemaligen Sowjetunion, der noch Todesurteile vollstreckt. In dem Land war laut Menschenrechtsorganisationen zuletzt 2011 die Todesstrafe verhängt worden. 2012 wurden demnach mindestens drei Männer hingerichtet. Seit der staatlichen Unabhängigkeit 1991 waren es laut Schätzungen etwa 400 Menschen. Die Behörden informieren die Angehörigen erst im Nachhinein über die Vollstreckung. Weder erhalten sie den Leichnam, noch wird ihnen der Ort der Bestattung genannt.