Lange Nacht: Kirche zeigt gesellschaftliche Präsenz
Mit einem österreichweiten Läuten der Kirchenglocken ist am Freitagabend kurz vor 18 Uhr die "Lange Nacht der Kirchen" offiziell eröffnet worden. Der zentrale Eröffnungsgottesdienst, an dem Vertreter aller christlichen Kirchen in Österreich teilnahmen, fand in der Lutherische Stadtkirche im ersten Wiener Bezirk statt. Der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl rief in seiner Predigt zu mehr Mut in der Ökumene auf. Zugleich wies er alle Ansichten zurück, die die Kirchen "in die Hinterzimmer verbannen wollen". Der Glaube verpflichte die Christen dazu, sich in der Gesellschaft zu engagieren.
» | Dossier zur "Langen Nacht der Kirchen" 2013 |
» | Website: www.langenachtderkirchen.at |
Wörtlich sagte Weihbischof Krätzl: "Kirche darf keine Parteipolitik treiben. Und im politischen Diskurs darf sie sich nicht durch Macht durchzusetzen versuchen, sondern nur durch die Kraft des Argumentes." Aber schon das Zweite Vatikanische Konzil habe die Verpflichtung des Christen betont, als Bürger beider Gemeinwesen, der Kirche und der Gesellschaft, "sich aus dem Glauben heraus für diese einzusetzen".
Gerade auch in der "Langen Nacht" dürfe nicht auf jene vergessen werden, die am Rand der Gesellschaft stehen, so Krätzl weiter: "Asylanten, Menschen anderer Sprache, Hautfarbe, anderer Veranlagung. Kirche soll für sie nicht nur räumliches Asyl sein, sondern im Geiste Jesu Christ ihr unbestechlicher Anwalt sein."
Die vielen Menschen, die in der "Langen Nacht" in die Kirchen strömen, würden jenen eine "heilsame Lehre" erteilen, "die in fast pubertärem Trotz alles Kirchliche in die Hinterzimmer verbannen wollen", zeigte sich Krätzl überzeugt: "Diese sollen sich eine österreichische Landschaft ausmalen ohne Klöster, Dome, Kirchen und Marterln. Sie sollen aus bildender Kunst und Literatur alles Religiöse entfernen. Sie sollen an einen Alltag denken, in dem es keine kirchlichen Feste mehr gibt."
Weihbischof Helmut Krätzl |
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Wie Krätzl weiter sagte, sei die "Lange Nacht" auch eine ausgezeichnete Gelegenheit zur interreligiösen Begegnung. Diese dürfe sich nicht in Höflichkeiten ergehen, "sondern es soll immer mehr die gemeinsame Verantwortung der Religionen für die Gesellschaft erkannt werden und Wege gesucht werden, sie wahrzunehmen".
Ökumenisches Ereignis
Im Hinblick auf die innerchristliche Ökumene würdigte Krätzl zum einen die Fortschritte - etwa im sozialen Bereich oder im gesellschaftspolitischen Einsatz -, zeigte sich zugleich aber enttäuscht über die nach wie vor nicht gegebene eucharistische Gemeinschaft: "Durch die Taufe bilden wir doch alle den einen Leib Jesu Christi. Wann dürfen wir auch den eucharistischen Leib teilen?" so der Bischof wörtlich: "Möge diese Nacht, die so beispielhaft ökumenisch vorbereitet und begangen wird, uns Mut machen, das Tor der Ökumene noch weiter aufzutun."
Am Eröffnungsgottesdienst nahmen neben Weihbischof Krätzl u.a. der lutherische Bischof Michael Bünker, der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar und Vorsitzende des Ökumenischen Rates, Nicolae Dura, und die lutherische Stadtpfarrerin Ines Knoll teil; weiters auch Reverend Patrick Curran von der anglikanischen Kirche, Abba Birhanu Kassahun Debebe von der äthiopisch-orthodoxen Kirche, der Wiener evangelische Superintendent Hansjörg Lein und der Wiener Domdekan Karl Rühringer.
Die Eröffnungsfeier war sichtbarer Ausdruck für die Verbindung der christlichen Kirchen und stand im Zeichen der Erinnerung an das Zweite Vatikanische Konzil, das vor rund 50 Jahren durch die Öffnung der Katholischen Kirche auf die anderen Kirchen hin wegweisende ökumenische Impulse setzte. Weihbischof Krätzl - Zeitzeuge des Konzils - stellte seine Überlegungen in der Predigt in den Kontext der großen Visionen des Konzils.
In besonderer Weise wurde im Rahmen des Gottesdienstes auch an die leidgeprüfte Bevölkerung Syriens gedacht und um die Rettung der beiden entführten syrischen Metropoliten Mar Youhanna Ibrahim und Boulos Yazigi gebetet.
In 739 Kirchen in ganz Österreich wurde der Abend mit großen Erwartungen gestartet. Mehr als 3.250 Programmpunkte waren anberaumt. Alle 16 im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) vertretenen Kirchen sind in der "Langen Nacht" mit dabei.
Quelle: Kathpress