Große interreligiöse Konferenz in Graz eröffnet
"ComUnity Spirit", die bis Samstag dauernde interreligiöse Konferenz in Graz im Geist der großen Ökumene-Versammlung von 1997, ist am Mittwochabend mit einer Podiumsdiskussion eröffnet worden. Es sei wichtig die Verschiedenheiten der Religionen wahrzunehmen, gleichzeitig aber jeden Menschen als gleichwertig mit der gleichen Würde anzuerkennen, lautet der Tenor der Diskussion. Am Podium saßen neben dem Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari und dem Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Michael Bünker, weiter hochrangige Vertreter der österreichischen Religionsgemeinschaften.
Kapellari hob im Rahmen der Diskussion die Wichtigkeit des Afro-Asiatischen Instituts für den interreligiösen Dialog hervor, das die Konferenz im Auftrag der Stadt Graz organisiert. Der Bischof, der das Institut 20 Jahre leitete, beschrieb das Forum bildhaft als "ein Foyer, wo jeden Tag Christen - katholisch und evangelisch - , Muslime und auch Juden einander begegnen."
Es sei wichtig miteinander in Kontakt zu bleiben. Man müsse die eigene Identität vorher aber kennen, "um die Türen und Fenster nach außen offen zu halten".
Jede Religion habe ihre eigene Wahrheit, diese Tatsache müsse man anerkennen, betonte auch der Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Graz, Luka Girardi. Das sei Voraussetzung für eine offene Gesellschaft.
Gemeinsame Herausforderungen
Der orthodoxe Metropolit von Österreich, Erzbischof Arsenios Kardamakis, wies darauf hin, dass die sozialen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit die Menschen vor eine gemeinsame Aufgabe stellten, die nur in Solidarität miteinander gelöst werden könne. Deshalb habe ein Europa ohne Solidarität keine Zukunft. Gelingen könne eine solche Zusammenarbeit aber nur durch beständigen Dialog.
Johannes Ekemezie Okoro, Bischof der Altkatholischen Kirche Österreichs, stellte sich hinter die Annahmen des Metropoliten. Seine Kirche habe seit ihrer Gründung versucht, mit allen Kirchen ins Gespräch zu kommen. Ziel sei es, eins zu sein trotz all der Unterschiede, denn so sei Wachstum möglich, so Orko.
Gegenseitiger Respekt
Die Wichtigkeit des Dialogs und gegenseitigen Respekts hob auch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) in Österreich, Fuat Sanac, hervor. In einer Metapher verglich er Religionen und Menschen mit Blumen - jede hätte ihren eigenen Duft und eigene Farbe, und trotzdem seien alle bei allen Unterschieden gleich. "Wir müssen alle so respektieren und annehmen wie sie sind", betonte Sanac.
Im Rahmen der Diskussion äußerte sich der IGGiÖ-Präsident auch zur Lage in Ägypten. Was dort passiere, sei eine Schande für die Demokraten und Politiker der ganzen Welt: "Zum ersten Mal wurde eine demokratische und legitime Partei durch einen Militärputsch abgesetzt. Und viele Politiker haben dazu geschwiegen."
Bischof Bünker wies darauf hin, dass vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen und Konflikte Begegnungen z.B. mit den Grazer muslimischen Studenten nicht auf kultureller Ebene stecken bleiben dürften. Kultur sei "eine Höflichkeitsform in der Gesellschaft". Nötig sei aber eine Begegnung darüber hinaus auf der Ebene des Helfens und der Gerechtigkeit, und das sei Geschäft der Religionen. Als Religionsgemeinschaften in Österreich und Europa sei man zu einfachen, schlichten Taten aufgefordert im Einsatz für Gerechtigkeit, so Bünker.
Interreligiöser Dialog sei Voraussetzung für den Frieden in der Welt, betonte Gerhard Weissgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgemeinschaft. Mit auf dem Podium saß auch der Präsident der Hinduistischen Religionsgemeinschaft in Österreich Mukundrai Joshi.
Quelle: Kathpress