Wien:Gedenken an Mary Ward
Die Ordensgründerin und Bildungspionierin Mary Ward (1585-1645) hat in Wien 1628 die erste öffentliche Mädchenschule im Stoss im Himmel eröffnet. Eine Gedenktafel an der Hausmauer erinnert seit Mittwochabend an den "Keim für die 'Congregatio Jesu' in Österreich, der damals gelegt wurde", wie Sr. Petra Hiemetzberger, Leiterin des Ordens, bei der Tafelenthüllung sagte. Die Tafel solle auch daran erinnern, dass Frauenbildung lange Zeit nicht selbstverständlich war. Mary Ward sei ihrer Zeit weit voraus und durch ihren Pioniergeist die Wegbereiterin der Mädchen- und Frauenbildung in ganz Europa gewesen, so Schwester Hiemetzberger.
Mit der Gründung der "Congregatio Jesu" in Flandern habe Ward zudem Beträchtliches zur Entwicklung der Frauenorden beigetragen. Die Engländerin wollte für ihre Gemeinschaften weder ein klösterliches Leben noch eine Ordenstracht, sondern den apostolischen Dienst und das öffentliche Wirken. Mit diesen Vorstellungen sei sie bei der Amtskirche auf großen Widerstand gestoßen, da die Mitglieder der Gemeinschaft sich in ihrem Institut wie Nonnen verhielten, sich jedoch gleichzeitig frei in der Stadt bewegten, so Hiemetzberger.
Eine Bildungseinrichtung für Frauen war im 17. Jahrhundert keine Selbstverständlichkeit. Bereits kurz nach der Eröffnung der Schule in Wien wurden 460 Schülerinnen unterrichtet. Ward sah es als ihre Berufung an, Mädchen zu fördern. Sie gründete in vielen Städten Schulen, bis heute tragen Ordensschulen in ganz Europa ihren Namen.
Hiemetzberger: "Maria Ward hat ihr Leben lang gerungen, dass Frauen und Männer in der Kirche gemeinsam als gleichwertige Partner leben und arbeiten. Sie hat erkannt, dass es für Frauen deshalb schwieriger ist, weil sie keinen Zugang zur Bildung haben. Die Mädchen und Frauen sollen Bildung genießen."
Ward war u.a. auch der gleichwertige Dienst in der Seelsorge und Sakramentenvorbereitung der Frauen ein besonderes Anliegen. "Dass diese gleichwertige Sichtweise in der Zeit nicht gut gehen konnte, war vorhersehbar und so wurde die Gemeinschaft 1631 von der Kirche vorübergehend verboten", so Hiemetzberger. Die Ordensfrauen suchten aber weiter nach Wegen, auf ihre Art den Glauben zu verkünden und widmeten sich so über 300 Jahre der Bildung und dem Unterricht.
In der nahe gelegenen Kirche Maria am Gestade wurde im Anschluss an die Tafelenthüllung ein Bild Maria Wards enthüllt und gesegnet. Die Kirche gegenüber der damaligen Schule war die spirituelle Heimat der "Congregatio Jesu", die bis 2004 als "Englische Fräuleins" benannt wurden.
2009 zählte der Orden weltweit über 1.900 Mitglieder. Bis heute gehören Unterricht und Erziehung zu den zentralen Aufgaben der Ordensfrauen. Sie sind in verschiedenen Aufgabenbereichen von Diözesen, in Pfarren, in der kategorialen Seelsorge und in der Geisteswissenschaft aktiv. Auch viele soziale Bereiche, wie die Migranten- und Flüchtlingsarbeit, die Prostituiertenhilfe oder die Sozialarbeit in Slums, zählen zu den besonderen Anliegen des Ordens.
Nähere Informationen zu Mary Ward und der "Congregatio Jesu": www.mariaward.de.
O-Töne von Sr. Hiemetzberger sind in Kürze unter www.kathpress.at/audio abrufbar.