"Für mich war Johannes Paul II. schon lange heilig"
Für Papst Benedikt XVI. stand die Heiligkeit seines Vorgängers Johannes Paul II. (1978-2005) nach eigenen Worten schon zu dessen Lebzeiten fest. "Dass Johannes Paul II. ein Heiliger ist, wurde mir in den Jahren der Zusammenarbeit mit ihm von Mal zu Mal immer deutlicher", sagte Benedikt XVI. dem polnischen Journalisten Wlodzimierz Redzioch in einem Interview, das die italienische Zeitung "Il Foglio" (Freitag) vorab in Auszügen veröffentlichte. Johannes Paul II. habe ein "Mut zur Wahrheit" ausgezeichnet. Er habe stets aus seinem Glauben und seinen Überzeugungen heraus gehandelt und dafür auch Kritik in Kauf genommen, so der emeritierte Papst.
Dies sei aus seiner Sicht "ein Kriterium erster Ordnung" für die Heiligkeit einer Person. Als Beispiele nannte Benedikt XVI. das Vorgehen Johannes Pauls II. gegen eine politisch verstandene Befreiungstheologie und sein Eintreten für den Schutz des Lebens.
Zugleich hob Benedikt XVI. (2005-2013) hervor, dass er seinen Vorgänger nicht nachgeahmt habe. "Ich konnte und durfte nicht versuchen, ihn zu imitieren." Stattdessen habe er sich darum bemüht, so der emeritierte Papst, dessen Vermächtnis und Auftrag weiterzutragen, "so gut ich konnte".
Joseph Ratzinger war als Kardinal von 1982 bis zum Tod von Johannes Paul II. im April 2005 als Präfekt der Glaubenskongregation einer von dessen engsten Mitarbeitern. Bereits kurz nach dessen Tod im April 2005 leitete er in Abweichung vom normalen Prozedere das Seligsprechungsverfahren für den Verstorbenen ein. Normalerweise kann ein solches Verfahren erst fünf Jahre nach dem Tod des Kandidaten eröffnet werden.
Das Interview mit Benedikt XVI. ist in dem Buch "An der Seite von Johannes Paul II." von Wlodzimierz Redzioch enthalten, das in Kürze in Italien erscheint.
Quelle: Kathpress