Dokument zur Familien-Synode veröffentlicht
Am Donnerstag, 26. Juni, hat der Vatikan das "Instrumentum Laboris" (Arbeitspapier) für die Sonderbischofssynode zu Ehe und Familie im kommenden Herbst veröffentlicht. Dem Dokument zufolge sehen viele Bischöfe Gesprächsbedarf etwa bei den Themen wiederverheiratete Geschiedene, Homosexualität oder künstliche Empfängnisverhütung. Zudem machten sie konkrete Vorschläge für eine Vereinfachung von Ehenichtigkeitsprozessen.
Die Kenntnis der kirchlichen Positionen zur Familie sei "allgemein eher spärlich", heißt es in dem Dokument. Auch viele Katholiken, denen sie vertraut seien, hätten Schwierigkeiten sie "ganz anzunehmen". Die Bischöfe plädieren demnach teils für behutsame Aktualisierungen oder Änderungen der kirchlichen Praxis, teils für eine bessere Vermittlung ihrer Lehre sowie eine Konzentration auf das Wesentliche.
Das 85-seitige Dokument bildet den inhaltlichen Leitfaden für die zweiwöchigen Beratungen der Bischofssynode zur Familie vom 5. bis zum 19. Oktober im Vatikan. Erstellt wurde es vom Vatikan auf Grundlage einer weltweiten Befragung unter Bischofskonferenzen, kirchlichen Gruppen und vatikanischen Behörden zu Familie, Ehe und Sexualität.
Hintergründe & Meldungen
Präsentation durch Kardinal Baldisseri |
Am 8. Oktober 2013 hat Papst Franziskus die III. Außerordentliche Generalversammlung der Bischofssynode einberufen, die das Thema hat: Die pastoralen Herausforderungen im Hinblick auf die Familie im Kontext der Evangelisierung. Das Generalsekretariat der Synode hat die Vorbereitung mit dem Versand des Vorbereitungsdokumentes eingeleitet, welches im Volk Gottes große Aufmerksamkeit gefunden hat. Die Reaktionen sind in diesem Instrumentum Laboris gesammelt. Angesichts der Weite und der Komplexität des Themas hat der Heilige Vater einen Arbeitsweg in zwei Schritten festgelegt, die aber eine organische Einheit bilden. Während der Außerordentlichen Generalversammlung 2014 werten die Väter die Daten, die Zeugnisse und die Vorschläge der Teilkirchen aus und vertiefen sie mit dem Ziel, auf die Herausforderungen im Hinblick auf die Familie antworten zu können. Die Ordentliche Generalversammlung 2015, welche den Episkopat weiter repräsentiert, wird auf den Arbeiten der vorherigen Synodenversammlung aufbauen und weiter über die behandelten Themen nachdenken, um entsprechende pastorale Handlungslinien zu erarbeiten.
Das Instrumentum Laboris ist auf der Grundlage der Antworten auf das Vorbereitungsdokument entstanden, das im November 2013 veröffentlicht wurde. Der in acht Teilen strukturierte Fragenkatalog im Hinblick auf Ehe und Familie betreffende Thematiken ist so weit als möglich verbreitet worden. Die zahlreichen und detaillierten Antworten kamen von den Synoden der katholischen Ostkirchen sui iuris, den Bischofskonferenzen, den Dikasterien der Römischen Kurie und der Vereinigung der Ordensobern. Im Generalsekretariat gingen auch Antworten aus einer großen Zahl von Diözesen, Pfarreien, Bewegungen, Gruppen, kirchlicher Vereinigungen und Familien sowie von akademischen Einrichtungen, Spezialisten, Gläubigen und anderen ein, die daran interessiert sind, ihre Überlegungen mitzuteilen. Diese Rückmeldungen werden Bemerkungen genannt.
Der hier vorliegende Text ist in drei Teile gegliedert und greif in einer auf die Synodenversammlung zugeschnittenen Ordnung die acht Themen des Fragebogens wieder auf. Der erste Teil ist dem Evangelium der Familie gewidmet. Es geht um den Plan Gottes und die Berufung des Menschen in Christus. Innerhalb dieses Spektrums wird die Kenntnis und die Rezeption der biblischen Grundlagen und der Dokumente des kirchlichen Lehramtes deutlich, mit den diesbezüglichen Schwierigkeiten, die es unter anderem mit dem Verständnis des Naturrechts zu tun haben. Der zweite Teil behandelt die verschiedenen Ansatzpunkte der Familienpastoral, die entsprechenden Herausforderungen und die schwierigen Situationen. Der dritte Teil ist der Offenheit für das Leben und der erzieherischen Verantwortung der Eltern gewidmet, welche die Ehe zwischen Mann und Frau kennzeichnet. Dabei wird besonders auf aktuelle, pastoral schwierige Situationen Bezug genommen.
Das vorliegende Dokument, Frucht kollegialer Arbeit, welche auf die Konsultation der Teilkirchen zurückgeht, wurde vom Generalsekretariat der Synode zusammen mit dem Rat des Sekretariates erarbeitet und wird nun den Mitgliedern der Synodenversammlung als Instrumentum Laboris übergeben. Es bietet ein weites, wenn auch nicht erschöpfendes Bild im Hinblick auf die heutige Situation der Familie, ihren Herausforderungen und den Reflexionen die dies erforderlich macht.
Die Themen, welche im Dokument nicht behandelt werden, von denen aber einige in der Antwort auf die Nr. 9 des Fragebogens (Varia) angesprochen wurden, werden auf der Ordentlichen Generalversammlung der Synode 205 behandelt. |
Kardinal Schönborn: "Getreues Echo der Familienbefragung" |
Kardinal Christoph Schönborn würdigte das Dokument als ein "getreues Echo der weltweiten Befragung zu Ehe und Familie" dar. Besonders beeindruckt zeigte sich Schönborn von der "Nüchternheit und sachlichen Klarheit", in der die "reale Situation von Ehe und Familie in der heutigen Gesellschaft" geschildert werde. An keiner Stelle sei dies mit einem "negativen Grundton nach dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf", verbunden. Da das Arbeitspapier kein Geheimdokument darstelle, könne sich jeder ein Bild davon machen, in welcher Form sich die Antworten der vatikanischen Befragung tatsächlich in dem Dokument niedergeschlagen haben, so der Wiener Erzbischof.
Erfreut zeigte sich Schönborn, der als Mitglied des Synodenrates die außerordentliche Synode aktiv mit vorbereitet hat, darüber, dass eine "deutliche Verbesserung der Arbeitsweise und des Arbeitsstils" angekündigt wurde. So sollen - anders als bei bisherigen Synoden - die Kapitel des "Instrumentum Laboris" Schritt für Schritt systematisch durchgearbeitet werden.
Als eine "schöne Neuerung, auf die ich mich besonders freue" bezeichnete Schönborn die Ankündigung, dass zu jedem Kapitel zuerst Laien zu Wort kommen werden: "Dies sind schließlich die unmittelbar Betroffenen, die Lebensexperten", so Kardinal Schönborn.
Schönborn wird als Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz an der außerordentlichen Bischofssynode im Vatikan teilnehmen. Zugleich war er als Mitglied des Synodenrates in die Vorbereitungen der Synode aktiv involviert. Als Ziel der Synode im Oktober gab Schönborn ein "Fact-finding" an: So dürfe man "keine pastoralen Handreichungen" erwarten, sondern eine nüchterne Erhebung der Situation von Ehe und Familie im 21. Jahrhundert. |
Für den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen haben laut dem Dokument "einige" Bischofskonferenzen vorgeschlagen, "den Weg zu einer zweiten oder dritten Ehe mit Bußcharakter" zu prüfen. Vorbild könne die Praxis einiger orthodoxer Kirchen sein. Die Nichtzulassung zu den Sakramenten, wie sie die kirchliche Lehre festlege, werde von den Gläubigen nicht verstanden. Die betroffenen Katholiken weigerten sich offenbar ihre Situation als "irregulär" anzuerkennen, so das Arbeitspapier.
Kardinal Christoph Schönborn würdigte in einer ersten Reaktion das Dokument als ein "getreues Echo der weltweiten Befragung zu Ehe und Familie". Besonders beeindruckt zeigte sich Schönborn von der "Nüchternheit und sachlichen Klarheit", in der die "reale Situation von Ehe und Familie in der heutigen Gesellschaft" geschildert werde. An keiner Stelle sei dies mit einem "negativen Grundton nach dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf", verbunden.
Kardinal Schönborn zum Arbeitspapier
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Erfreut zeigte sich Schönborn, der als Mitglied des Synodenrates die außerordentliche Synode aktiv mit vorbereitet hat, darüber, dass eine "deutliche Verbesserung der Arbeitsweise und des Arbeitsstils" angekündigt wurde. So sollen - anders als bei bisherigen Synoden - die Kapitel des "Instrumentum Laboris" Schritt für Schritt systematisch durchgearbeitet werden.
Als eine "schöne Neuerung, auf die ich mich besonders freue" bezeichnete Schönborn die Ankündigung, dass zu jedem Kapitel zuerst Laien zu Wort kommen werden: "Dies sind schließlich die unmittelbar Betroffenen, die Lebensexperten", so Kardinal Schönborn.
Quelle: Katholisch.at/Kathpress